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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Herr. Ihr könntet Eure Ärmel beschmutzen oder bei der Arbeit mit den Tieren Eure Kräfte überfordern.« Ich drehte mich langsam herum und war bestürzt über die Häme in Cobs Worten, dann blickte ich zurück zu Burrich, der sich noch immer nicht geäußert hatte.
    »Dann werde ich eben einfach so mitgehen, denn es gibt etwas Wichtiges zu bereden.« Ich wählte absichtlich einen distanzierten Tonfall. Burrich erwiderte meinen Blick und schwieg noch einem Moment lang. »Nimm die Stute der Prinzessin«, sagte er endlich, »und den braunen Einjährigen. Ich nehme die Grauen. Cob, pass auf die anderen auf, bis ich wieder zurück bin.«
    Ich nahm die Stute und den Einjährigen am Halfter und hielt mich dicht hinter Burrich, der sich mit den beiden Grauen einen Weg durch die Menge bahnte. »Die Koppel liegt da hinten«, sagte er, weiter nichts. Eine Weile gingen wir stumm nebeneinander. Schon in geringer Entfernung vom Palast begegnete uns keine Menschenseele mehr. Es war still um uns herum, man hörte nur die dumpfen Aufschläge der Pferdehufe auf der weichen Erde. An die Koppel schloss sich ein kleiner Schuppen mit Futter- und Geschirrkammer an. Es war fast wie früher. Ich sattelte die Stute ab, und weil sie vor Aufregung etwas geschwitzt hatte, rieb ich sie trocken, während Burrich Hafer in die Krippe schüttete. Er kam heran, als ich eben mit ihr fertig war. »Sie ist eine Schönheit«, sagte ich bewundernd. »Aus Lord Rangers Zucht?«

    »Ja.« Die knappe Antwort erstickte meinen Versuch einer Unterhaltung im Keim. »Du wolltest mit mir reden?«
    Ich holte tief Luft, dann sagte ich einfach: »Eben habe ich Nosy gesehen. Es geht ihm gut. Er ist alt geworden, aber er hat ein gutes Leben gehabt. Die ganzen Jahre, Burrich, habe ich geglaubt, du hättest ihn in jener Nacht getötet. Erschlagen, die Kehle durchgeschnitten, erwürgt - alles Mögliche habe ich mir vorgestellt, tausendmal. Die ganzen Jahre über.«
    Er sah mich ungläubig an. »Du hast gedacht, ich würde einen Hund töten? Für etwas, das du getan hast?«
    »Ich wusste nur, er war verschwunden. Was konnte denn sonst aus ihm geworden sein? Ich dachte, du wolltest mich durch seinen Tod bestrafen.«
    Burrich schwieg geraume Zeit. Als er mich wieder anschaute, las ich in seinen Augen die Betroffenheit, die er empfand. »Wie sehr du mich gehasst haben musst.«
    »Und gefürchtet.«
    »Während all der vielen Jahre? Und du hast mich nie besser kennengelernt, hast dir nie gesagt: Er könnte das nicht tun?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    »O Fitz«, meinte er bekümmert. Eins der Pferde stupste ihn mit der Nase, und er kraulte ihm geistesabwesend die Blesse zwischen den Augen. »Ich hielt dich für verstockt und mürrisch. Du glaubtest, ich hätte dir ein großes Unrecht zugefügt. Kein Wunder, dass wir so schlecht miteinander ausgekommen sind.«
    »Es ist doch nicht zu spät, das zu ändern. Ich habe dich vermisst, wirklich vermisst, trotz all unserer Unstimmigkeiten.«
    Ich schaute ihm in sein Gesicht, während er überlegte, und einen Moment lang glaubte ich, er würde lächeln und mir auf die Schulter klopfen und sagen, ich solle gehen und die anderen
Pferde holen. Dann aber verhärteten sich seine Züge. »Trotz allem, du hast von der alten Macht nicht abgelassen. Du warst überzeugt, ich brächte es fertig, jedes Tier zu töten, das du mit der Macht berührst, und doch hast du nicht von der Macht abgelassen.«
    »Aber es ist nicht so, wie du glaubst », wollte ich erklären, aber er ließ mich nicht ausreden.
    »Es hat keinen Zweck, Junge. Wenn wir nichts miteinander zu tun haben, dann gibt es wenigstens keine Feindschaft zwischen uns. Ich kann nie und nimmer akzeptieren, was du tust, oder darüber hinwegsehen. Komm zu mir, wenn du so weit bist, mir zu versprechen, dass du der Macht entsagt hast. Doch bis dahin sollten wir uns aus dem Weg gehen.«
    Er ließ mich am Koppelzaun stehen und entfernte sich, um die übrigen Pferde zu holen. Ich brauchte eine Weile, um meine Enttäuschung und Mutlosigkeit zu überwinden, dann mischte auch ich mich wieder unter die Feiernden, um mit ihnen zu plaudern und zu essen. Nach außen hin ertrug ich dabei ungerührt das spöttische, triumphierende Lächeln, das Cob jedes Mal aufsetzte, wenn wir uns begegneten.
    Dieser eine Tag kam mir länger vor als sonst zwei. Wäre nicht mein verdorbener Magen gewesen, hätte ich ihn wahrscheinlich aufregend und abwechslungsreich gefunden. Nachmittag und Abend waren ausgefüllt

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