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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kaninchensippe befand und wo ich zusammen mit den Jagdhundwelpen oft unsere freien Stunden verdöst hatte. Ich wollte mich gerade vom Tisch erheben, als sofort ein halbwüchsiger Bursche hinter mir stand und fragte: »Junger Herr?«
    Ich blickte mich um, wen er wohl meinte, doch alle anderen saßen über ihre Teller gebeugt. Er war größer als ich und um einige Sommer älter, daher sah ich verwundert zu ihm auf, als er mir ins Gesicht schaute und wiederholte: »Junger Herr? Seid Ihr fertig mit essen?«
    Ich nickte, zu verdutzt, um Worte zu finden.
    »Dann sollt Ihr mit mir kommen. Hod schickt mich. Man erwartet Euch zu den Waffenübungen im Hof heute Nachmittag. Das heißt, sofern Meister Burrich keine Einwände hat.«
    Wie gerufen tauchte Burrich auf und ließ mein Erstaunen noch wachsen, indem er sich vor mir auf ein Knie niederließ. Während er redete, zog er mein Wams zurecht und strich mir das Haar aus der Stirn. »Nein, Meister Burrich hat keine Einwände. Mach nicht so ein dummes Gesicht, Fitz. Hast du geglaubt, der König stünde nicht zu seinem Wort? Wisch dir den Mund ab und dann lauf. Hod ist strenger, als ich es bin; auf dem Übungsplatz wird keine Unpünktlichkeit geduldet. Nun geh mit Brant.«
    Ich gehorchte schweren Herzens. Während ich dem Pagen aus der Halle folgte, versuchte ich mir einen strengeren Lehrmeister vorzustellen als Burrich - was für ein beängstigender Gedanke.
    Draußen ließ der Page schnell seine höfischen Manieren fallen. »Wie heißt du?«, wollte er wissen, dabei bog er auf den Kiesweg ein, der zum Zeughaus und dem Übungsplatz davor führte.

    Ich zuckte die Schultern und tat so, als wäre ich brennend an den Sträuchern interessiert, die den Weg säumten.
    Brant nickte schlau. »Nun, irgendwie muss ich dich doch nennen. Wie ruft dich Hinkebein Burrich denn?«
    Die offensichtliche Geringschätzung des Jungen für Burrich überraschte mich derart, dass ich herausplatzte: »Fitz. Er nennt mich Fitz.«
    »Fitz?« Er kicherte boshaft. »Ja, sieht ihm ähnlich. Immer frisch von der Leber weg, der alte Sonderling.«
    »Ein Wildschwein hat sein Bein so zugerichtet«, erklärte ich. Der Junge redete, als wäre Burrichs Hinken nur Getue, mit dem er sich aufspielen wollte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich von seinem Hohn getroffen.
    »Ich weiß!« Er schnaufte herablassend. »Hat ihm das Fleisch bis zum Knochen aufgerissen. Ein bösartiger alter Keiler, der hätte Chiv niedergewalzt, wäre Burrich nicht dazwischengesprungen. Dafür hat er Burrich erwischt und einem halben Dutzend Hunden den Garaus gemacht, wie man hört.« Wir traten durch eine Öffnung in der efeuberankten Mauer, und plötzlich lag der Übungsplatz vor uns. »Chiv war abgestiegen, weil er dem alten Keiler den Gnadenstoß geben wollte, als dieser wieder aufsprang und sich auf ihn stürzte. Hat die Saufeder des Prinzen zerknickt wie ein Schilfrohr, wie ich gehört habe.«
    Unvermittelt drehte er sich zu mir herum. Ich ging dicht hinter ihm und zuckte so heftig zurück, dass ich um ein Haar hingefallen wäre. Der Junge lachte. »Scheint’s war es Burrichs Jahr, um für seinen Herrn die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Habe ich die Männer sagen gehört. Dass Burrich Chivalric vor dem Tod bewahrte und sich dafür ein lahmes Bein einhandelte. Dass er Chivs Bastard aufnahm und zu seinem Schoßhündchen
machte. Ich möchte nur wissen, wie es kommt, dass du jetzt auf einmal im Gebrauch der Waffen unterwiesen werden sollst? Ja, und ein Pferd hast du auch gekriegt, wie man hört.«
    Aus seinem Ton sprach mehr als bloße Missgunst. Im Lauf meines Lebens habe ich erfahren, dass viele Menschen das Glück eines anderen als persönliche Beleidigung empfinden. Ich verspürte seine langsam wachsende Feindseligkeit, als wäre ich in das Revier eines fremden Hundes eingedrungen. Doch einen Hund hätte ich mit meinen Gedanken erreichen und beschwichtigen können, bei Brant fühlte ich nur diese feindselige Ablehnung wie ein aufziehendes Gewitter. Ich fragte mich, ob er eine Prügelei anfangen würde und ob er damit rechnete, dass ich zurückschlug oder die Flucht ergriff. Fast war ich so weit, den Rückzug anzutreten, als eine ganz in Grau gekleidete stattliche Gestalt hinter Brant auftauchte und ihn mit festem Griff am Genick packte.
    »Ich habe gehört, und das aus dem Mund des Königs, dass er lernen soll, wie man die Waffen handhabt und im Sattel sitzt. Und das ist mir in diesem Fall genug und sollte auch für dich mehr als

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