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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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genügen, Bürschchen. Ich habe außerdem gehört, dass du unseren kleinen Freund herbringen solltest und dich dann bei Meister Tullume melden, wo es Arbeit für dich gibt. Haben deine großen Ohren das vielleicht ebenfalls vernommen?«
    »Ja, Madam.« Brants Kampfeslust verwandelte sich schlagartig in katzbuckelnde Diensteifrigkeit.
    »Und was all diesen ungemein wichtigen Klatsch betrifft, den du aufschnappst, so lass dir von mir sagen, dass kein weiser Mann alles ausplaudert, was er weiß. Und dass der, der Gerüchte weiterträgt, nur wenig anderes im Kopf hat. Verstehen wir uns, Brant?«

    »Ich glaube schon, Madam.«
    »Du glaubst nur? Dann will ich deutlicher werden. Hör auf herumzuschnüffeln und zu tratschen und tu einfach das, was man dir aufträgt. Sei sorgsam und fleißig, sonst werden die Leute anfangen herumzuerzählen, dass du mein ›Schoßhündchen‹ bist. Ich könnte dich so in Atem halten, dass du keine Zeit mehr hast, deine Nase in Dinge zu stecken, die dich nichts angehen.«
    »Ja, Madam.«
    »Du, Junge.« Als sie sich mir zuwandte, machte sich Brant bereits im Laufschritt davon. »Komm mit.«
    Die alte Frau wartete nicht ab, ob ich gehorchte. Sie marschierte resolut vor mir her über den großen Platz, und ich musste mich ordentlich beeilen, um nicht zurückzubleiben. Die planierte Erde des Gevierts war hart und staubtrocken, und die Sonne brannte auf meine Schultern. Mir brach der Schweiß aus allen Poren, aber der Frau schien das schnelle Gehen keine Unannehmlichkeiten zu bereiten.
    Sie war von Kopf bis Fuß in Grau gekleidet: ein langes dunkelgraues Obergewand, darunter eine eng anliegende Hose in hellerem Grau und über allem eine graue Lederschürze, die fast bis zu den Knien reichte. Eine Gärtnerin vielleicht, dachte ich bei mir, wobei mich allerdings die weichen, grauen Stiefel an ihren Füßen sehr verwunderten.
    »Ich soll hier Unterricht haben - bei Hod«, stieß ich japsend hervor.
    Sie nickte kurz. Wir gelangten in den Schatten des Zeughauses, was nach der grellen Sonnenlicht auf dem freien Platz eine Erholung für die Augen war.
    »Ich soll Fechten lernen und Waffenkunde«, erläuterte ich für den Fall, dass sie das eben Gesagte nicht verstanden hatte.

    Sie nickte wieder und öffnete die Tür zum äußeren Zeughaus, wo - das wusste ich - die Übungswaffen aufbewahrt wurden. Die wirklich guten Waffen aus Stahl und Eisen befanden sich oben im Palas. In dem großen Raum herrschte ein kühles Halbdunkel, geschwängert von dem Geruch nach Holz und Schweiß und frischen Binsen. Sie ging zielstrebig auf ein Gestell zu, an dem eine Vielzahl geschälter Holzstäbe lehnte.
    »Such dir eine aus«, forderte sie mich auf, und das waren ihre ersten Worte, nachdem sie verlangt hatte, ich solle mitkommen.
    »Wäre es nicht besser, ich warte auf Hod?«, fragte ich zaghaft.
    »Ich bin Hod«, antwortete sie ungeduldig. »Nun nimm dir einen Stock, Junge. Ich möchte einige Momente mit dir alleine haben, bevor die anderen kommen. Um zu sehen, aus welchem Stoff du bist und was du weißt.«
    Es zeigte sich schnell, dass ich so gut wie gar nichts wusste und leicht einzuschüchtern war. Nach kurzem Abtasten - Angriff, Riposte, Parade, Riposte - schlug sie mir mit einem kurzen, trockenen Hieb meinen Stab aus den gefühllosen Händen.
    »Hm«, meinte sie weder barsch noch unfreundlich, sondern eher so wie ein Gärtner beim Betrachten einer Saatkartoffel, die einen Hauch Frost abbekommen hat. Ich forschte in ihrem Wesen und fand bei ihr eine ähnliche ruhige Abgeklärtheit vor, wie ich sie schon bei der Stute gespürt hatte. Anders als Burrich, schien sie keinesfalls vor mir auf der Hut zu sein. Ich glaube, da erkannte ich zum ersten Mal, dass manche Menschen genauso wenig wie manche Tiere überhaupt nicht wahrnahmen, wie sich die Fühler meines Bewusstseins nach ihnen ausstreckten. Es wäre leicht gewesen, tiefer in ihr Bewusstsein hineinzuspüren,
nur war ich so erleichtert, dort keine Feindseligkeit vorzufinden, dass ich mich fürchtete, diesen Frieden zu zerstören. Deshalb ließ ich ihre Prüfungen still und stumm über mich ergehen.
    »Wie nennt man dich, mein Junge?«, erkundigte sie sich plötzlich.
    Die unvermeidliche Frage. »Fitz.«
    Sie quittierte meine kleinlaute Antwort mit einem Stirnrunzeln. Ich streckte mich also nach oben und sprach lauter: »Burrich nennt mich Fitz.«
    Sie zuckte leicht zusammen. »Ganz seine Art. Er nennt eine Hure auch eine Hure und einen Bastard einen Bastard und

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