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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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freundlich ins Gesicht lächeln, sind hinter dieser Maske deine Feinde.
Solange dein Vater lebte, vertrauten wir da rauf, dass sein Ein fluss ausreichte, dich zu schützen. Doch nachdem er … nach sei nem Tod erkannte ich, dass die Ge fahr für dich von Jahr zu Jahr wuchs. Nach einer angemessenen Zeitspanne überwand ich mich deshalb, an den Hof zurückzukehren, um zu sehen, ob meine Befürchtungen begründet waren. Sie wa ren es, wie ich bald feststellte, und du, ein klei nes Kind, brauchtest Hilfe. Also ge lobte ich, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dich zu erziehen und zu beschützen.« Sie gestattete sich ein zufriedenes Lächeln.
    »Ich möchte sagen, bis jetzt habe ich mich gut um dich ge kümmert. Aber irgendwann werde ich nicht mehr in der Lage sein, schützend die Hand über dich zu hal ten. Du musst an fangen, auf dich selbst aufzupassen. Rufe dir deine Lektionen bei Meisterin Hod ins Gedächtnis und geh so oft wie möglich zu ihr, um zu üben. Du musst aufpassen, was du isst und trinkst, und du solltest einsame Orte meiden. Es fällt mir schwer, dir deine Unbefangenheit zu nehmen, Fitz, aber du bist nun fast ein Mann und musst lernen, auch die unschönen Seiten des Lebens zu sehen.«
    Lachhaft. Es erschien mir beinahe als eine Farce, dass diese menschenscheue, altjüngferliche Frau mit sol chem Ernst von den Gefahren einer Welt sprach, durch deren harte Schule ich bereits seit meinem sechsten Lebensjahr gegangen war. So hätte man es sehen können, doch stattdessen fühlte ich, wie mir Tränen in den Augenwinkeln brannten. Ich hatte immer gerätselt, weshalb Philia nach Bocksburg zurückgekehrt war, um inmitten einer Gesellschaft, die ihr offenbar nicht zusagte, das Leben einer Einsiedlerin zu führen. Nun wusste ich es. Meinetwegen. Sie war gekommen, um dafür zu sorgen, dass mir kein Leid geschah.
    Burrich hatte mich immer beschützt. Dann Chade und selbst Veritas auf seine ihm eigene Art. Nicht zu vergessen Listenreich, der mich schon früh zu seinem Vasallen gemacht hatte. Doch alle
hatten sie, auf die se oder jene Weise, ein eigennütziges Interesse an meinem Wohlergehen. Sogar Burrich hätte es schwer in seinem Stolz verletzt, falls es jemandem gelungen wäre, mich zu töten, während ich unter seinem Schutz stand. Nur dieser Frau, die von Rechts wegen nichts als Abscheu für mich hätte empfinden dürfen, ging es bei dem, was sie tat, allein um mich. Sie war so oft töricht und aufdringlich und manch mal kaum zu ertragen, doch als unsere Blicke sich trafen, spürte ich, dass sie die letzte Mauer durchbrochen hatte, die noch zwischen uns stand. Ich bezweifelte es sehr, dass ihre schlichte Anwesenheit dazu beigetragen hatte, die Feindseligkeiten mir gegenüber zu vermindern. Im Gegenteil. Ihr Interesse an mir musste Edel ständig daran erinnert haben, wer mein Vater gewesen war. Doch es war nicht die Tat, son dern die Absicht, die mich rührte. Sie hatte ihr ru higes Dasein mit ih ren Hainen und Gärten aufgegeben, um hierher auf die hohen Klippen über dem Meer zu kom men, zu ei ner Burg mit feuchten Gemäuern, zu Men schen, unter denen sie sich fremd fühlte, allein um über den Bastardsohn ihres Gemahls zu wachen.
    »Ich danke Euch«, sagte ich leise. Und es kam mir von Herzen.
    »Nun«, sie wich meinem Blick aus, »nun, es ist gern geschehen, weißt du.«
    »Ich weiß. Doch um die Wahrheit zu sa gen, ich bin heute Morgen hergekommen, weil ich dachte, vielleicht sollte jemand Euch und Lacey warnen, auf der Hut zu sein. Die Zeiten sind un ruhig, und man könnte Euch als - Hindernis sehen.«
    Jetzt war es Philia, die laut und herzlich lachte.
    »Ich? Ich, die wun derliche, unverständige, einfältige alte Philia!? Philia, die un fähig ist, länger als zehn Mi nuten bei ei ner Sache zu bleiben? Philia, die durch den Tod ihres Gemahls fast um den Verstand gebracht worden war? Mein Junge, ich weiß, was sie über mich reden. Niemand sieht in mir ein Hindernis oder eine Bedrohung.
Ich bin weiter nichts als eine leichte Zielscheibe für Spötteleien, nur eine kuriose Erscheinung. Doch selbst wenn es sich anders verhielte, habe ich genügend Lebenserfahrung, um mich zu schützen. Und ich habe Lacey.«
    »Lacey?« Meine Stimme klang ungläubig, ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Ich drehte mich um und zwinkerte Lacey zu, doch sie erwiderte meinen Blick mit ge runzelten Brauen, und ehe ich einen Finger rühren konnte, war sie von ihrem Schaukelstuhl aufgesprungen und bei mir. Eine

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