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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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fremdeten. Es sind die Roten Korsaren. Und ich will ihr Blut für unseres, ich will sie von meiner Küste vertreiben. Das ist es, was ich tun muss.«
    Über meinen Kopf hinweg trafen sich ihre Blicke. »Das Blut lässt sich nicht verleugnen«, bemerkte Veritas ruhig, aber die stolze Genugtuung in sei ner Stimme wirkte auf mich wie Balsam und erfüllte mich nach diesem aufregenden Tag wahrlich mit Stolz. Ich hatte heute das Richtige getan. Plötzlich gab es in mir nicht den geringsten Zweifel mehr. Es war eine häss liche, schmutzige Arbeit, aber ich musste sie tun, und ich hatte sie gut getan. Nämlich für mein Volk. Ich blickte zu Burrich hinüber, und er betrachtete mich mit dem nachdenklichen Blick, den er für gewöhnlich aufsetzte, wenn der Schwächste eines Wurfs sich unerwartet gut herauszumachen versprach.
    »Ich werde ihn den Umgang mit der Axt lehren«, versprach er Veritas. »Und noch ei niges mehr. Sollen wir schon morgen anfangen, vor Tagesanbruch?«
    »Wunderbar«, stimmte Veritas zu, bevor ich etwas einwenden konnte. »Nun wollen wir essen.«

    Sowie gerufen, verspürte ich ei nen Bärenhunger. Ich stand auf und wollte zu dem von Charim gedeckten Tisch gehen, aber Burrich hielt mich zurück. »Wasch dir erst Gesicht und Hände, Fitz«, ermahnte er mich leise.
    Als ich mich aufrichtete und nach dem Handtuch griff, war das duftende Wasser in Veritas’ Becken dunkel vom Blut des Schmieds.

KAPITEL 14
    WINTERFEST
    D as Winterfest begeht mit seiner Feier sowohl den dunkelsten Teil des Jahres als auch die Wiederkehr des Lichts. Während der ersten drei Tage ehren wir die Dunkelheit. Die Geschichten, die erzählt werden, und die Stücke der Puppenspieler berichten von Zeiten der Ruhe und Dingen mit glücklichem Ausgang. Gesalzener Fisch und Geräuchertes kommen auf den Tisch, genauso wie eingelagerte Wurzeln und Früchte des vergangenen Sommers. Dann, am Mitteltag des Festes, ist eine Jagd angesagt. Neues Blut wird vergossen, um den Wendepunkt des Jah res zu feiern, und frisches Fleisch wird zusammen mit Getreide der letzten Ernte aufgetragen. Die daraufolgenden drei Tage gelten der Erwartung des nächsten Sommers. Die Webstühle werden mit bunteren Garnen bespannt, und ein Ende der großen Halle gehört den Webern, die untereinander um die heitersten Muster und die leichtesten Stofe wetteifern. Die Geschichten, die dabei erzählt werden, handeln von den Anfängen der Dinge und von der Erschafung der Welt.
     
    Am Nachmittag versuchte ich, bei König Listenreich vorgelassen zu werden. Trotz aller Geschehnisse hatte ich das mir selbst gegebene Versprechen nicht vergessen. Wallace wies mich ab - angeblich fühlten Seine Majestät sich nicht wohl und wollten nicht gestört
werden. Ich hatte danach nicht übel Lust, mit den Fäusten an die Tür zu hämmern oder nach dem Narren zu rufen, er solle Wallace dazu bringen, mich einzulassen, aber ich tat es nicht. Ich war mir der Freundschaft des Narren nicht mehr so si cher wie früher. Seit unserer letzten unerfreulichen Begegnung waren wir uns nicht mehr über den Weg gelaufen. Der Gedanke an ihn erinnerte mich an seine Spottverse und ihren ernsten Hintergrund. Deshalb befasste ich mich in meinem Zimmer wieder mit Veritas’ Schriftrollen.
    Das Lesen machte mich schläfrig. Selbst der verdünnte Baldriantee war noch stark ge nug gewesen und ent faltete jetzt sei ne Wirkung. Lethargie bemächtigte sich meines Körpers. Ich schob die Pergamentrollen zur Seite und dachte über an dere Möglichkeiten nach, Gabenkundige ausfindig zu machen. Vielleicht half eine öffentliche Verlautbarung während des Winterfestes, dass alle mit der Gabe Geschulten gesucht würden und seien sie auch noch so alt und zu schwach? Oder brachte das diejenigen in Lebensgefahr, die sich meldeten? Dann dachte ich an die offensichtlichen Kandidaten und Altersgenossen, die mit mir zusammen ausgebildet worden waren. Keiner von ihnen hegte mir gegenüber irgendwelche Sympathien, aber deshalb konnten sie ja dennoch dem Kronprinzen treu ergeben sein. Von Ga lens Ansichten womöglich ein we nig verdorben, aber ließ sich das nicht ku rieren? August kam dagegen nicht in Betracht. Bei dem Vorfall in Jhaampe - Edels fehlgeschlagenem Mordversuch an seinem Bruder Veritas - war die Gabe aus seinem Hirn gebrannt worden. Er hatte sich unauffällig auf ein Landgut am Vinfluss zurückgezogen und war vor der Zeit gealtert - so hieß es zu mindest. Doch wir wa ren insgesamt acht gewesen, die die Ausbildung

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