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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Verteidigung des Reviers und des Weibchens - das alles ist eine Angelegenheit des Rudels. Wenn sie Junge hat, werde ich nicht jagen, um sie zu ernähren? Werde ich nicht kämpfen, um sie zu schützen?
    Nachtauge … Ich kann dir das jetzt nicht erklären. Ich hätte früher mit dir sprechen sollen. Könntest du dich für dieses Mal zu rückziehen? Wir reden darüber, ich verspreche es. Später.
    Ich wartete. Nichts. Keine Regung mehr von seiner Seite. So weit, so gut. Jetzt der Nächste.
    »Neuer? Ist was mir dir?«
    »Nein, mir geht es gut. Es ist nur - ich brauche ei nen Moment Zeit.« Ich glaube, mir ist nie im Leben etwas so schwergefallen. Molly neben mir versteifte sich, ihr ganzer Körper drückte Befremden und Unsicherheit aus, während ich mich darauf konzentrieren musste, meine Grenzen zu definieren, meine Mitte zu finden und meine Gedanken zu zügeln und zu beherrschen. All dessen hatte ich mir zu vergegenwärtigen, und mit diesen Bildern versuchte ich letztlich auch, meinen Körper in seine Schranken zu weisen, damit ich nicht Veritas aus dem Schlaf weckte.

    »Ich habe das Ge rede gehört«, begann Molly und brach dann unschlüssig ab. »Es tut mir leid, ich hätte nicht kommen sollen. Ich dachte, vielleicht brauchst du … aber was du brauchst, ist vielleicht einfach Ruhe und Alleinsein.«
    »Nein, Molly, bitte. Molly, komm zurück, komm zurück«, und ich warf mich quer über das Bett hinter ihr her und bekam den Saum ihres Kleides zu fassen, als sie sich bereits aufmachte zu gehen.
    Sie drehte sich sichtlich unschlüssig zu mir um.
    »Du bist immer genau das, was ich brauche. Immer.«
    Ein zaghaftes Lächeln glitt über ihre Lippen, und sie setzte sich wieder auf die Bettkante. »Du kamst mir so weit entfernt vor.«
    »Das war ich auch. Manch mal muss ich mei ne Gedanken ordnen.« Ich verstummte. Was konnte ich noch sagen, ohne sie weiter anzulügen? Und an lügen wollte ich sie nicht mehr. Ich griff nach ihrer Hand.
    »Oh«, sagte sie nach kurzem Warten, als keine weiteren Erklärungen folgten. Damit entspann sich zwischen uns ein unbehagliches Schweigen. »Geht es dir gut?«, fragte sie schließlich.
    »Ausgezeichnet. Nur habe ich heute keine Audienz bei König Listenreich erhalten. Er fühlt sich nicht wohl und …«
    »Dein Gesicht ist voller blauer Flecken und zerkratzt. Es gehen Gerüchte um …«
    Ich hielt für eine Sekunde den Atem an. »Gerüchte?« - Veritas hatte die Männer zum Schweigen verpflichtet. Bur rich redete nicht, von Blade konnte man das Glei che annehmen. Es mag sein, dass keiner von ihnen zu jemandem gesprochen hatte, der nicht dabei gewesen war, doch Männer reden fortwährend über gemeinsam Erlebtes, und dann ist auch immer jemand zur Stelle, der dies und jenes aufschnappt.
    »Spiel nicht Katz und Maus mit mir. Wenn du mit mir nicht darüber sprechen willst, dann sag’s.«

    »Der Kronprinz hat uns gebeten, Stillschweigen zu bewahren. Das ist bei weitem nicht dasselbe, als wollte ich ein fach nicht mit dir darüber sprechen.«
    Molly dachte nach. »Wahrscheinlich nicht. Und ich wollte eigentlich nicht auf Gerede hören, ich weiß. Aber die Gerüchte waren so beunruhigend … und man hat Tote in die Burg gebracht, um sie zu verbrennen. Dann saß heute in der Küche noch eine Fremde, die weinte und weinte. Die Entfremdeten hätten ihr Kind gestohlen und umgebracht. Und jemand anderes erzählte, du hättest mit ihnen gekämpft, um das Kind zu retten; und wiederum andere berichteten ganz anders, nämlich dass du dazu gekommen wärest, als ein Bär sich auf das Mädchen stürzte. Keiner wusste etwas Genaues. Erst hieß es, du habest alle Angreifer getötet, dann kam je mand, der dabei geholfen hatte, die Leichen zu verbrennen, und meinte, wenigstens zwei wären von irgendeinem Tier zerfleischt worden.« Dann schwieg sie und sah mich nur noch an. Ich wollte nicht an den schrecklichen Vorfall denken. Ich wollte sie nicht an lügen, und schon gar nicht wollte ich ihr die ganze Wahrheit sagen. Nie würde ich jemandem die volle Wahrheit anvertrauen können. Also lag ich nur neben ihr, schaute ihr in die Augen und wünschte mir, es wäre nicht alles so schwierig für uns.
    »FitzChivalric?«
    Aus ihrem Mund klang mir dieser Name noch immer fremd in den Ohren. Ich seufzte. »Der König hat uns gebeten, nicht darüber zu sprechen. Aber - ja, es wurde ein Kind von Entfremdeten getötet. Und ich kam dazu, ohne noch helfen zu können. Es war das Traurigste, Erschütterndste, was ich je

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