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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Lederhülse.
    Kettricken nickte. »Es wirkt so leer und kalt hier drin ohne ihn. Und das nicht nur, weil kein Feuer brennt. Sein Geruch fehlt, seine Unordnung …«
    »Dann habt Ihr aufgeräumt?«, fragte ich, als wäre es nicht besonders wichtig.
    »Nein!« Sie lachte. »Mein Aufräumen würde nur sein liebevoll gehegtes Chaos zerstören, in dem er sich wohlzufühlen behauptet. Nein, ich lasse hier alles unberührt, bis er wiederkommt. Ich möchte, dass er bei seiner Heimkehr alles am gewohnten Platz vorfindet.« Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. »Aber dieses Zimmer soll unsere geringste Sorge sein. Ich habe heute Morgen einen Pagen zu dir geschickt, aber du warst nicht da. Hast du gehört, was in Holüber geschehen ist?«

    »Nur, was allgemein darüber geredet wird.«
    »Dann geht es dir wie mir. Man hat es nicht für nötig befunden, mich zu unterrichten«, sagte sie kalt, doch ihre Augen verrieten tiefe Enttäuschung. »Das meiste erfuhr ich von Lady Modeste, die Edels Leibdiener mit ihrer Zofe sprechen hörte. Die Torwache ging zu Edel und meldete ihm das Eintreffen des Boten. Hätten sie nicht eigentlich zu mir kommen müssen? Gelte ich ihnen denn nicht als Königin?«
    »Hoheit«, erinnerte ich sie sanft, »von Rechts wegen hätte man König Listenreich die Meldung bringen müssen. Ich vermute, das hat man getan, und Edels Männer, die vor des Königs Gemächern Posten stehen, haben dann nach ihm statt nach Euch geschickt.«
    Sie hob den Kopf. »Das wird nicht noch einmal vorkommen. Man kann dieses Spiel auch zu zweit spielen.«
    »Ich frage mich, ob noch andere Nachrichten in ähnlicher Weise an den falschen Empfänger übermittelt worden sind«, überlegte ich laut.
    Das Blau ihrer Augen verwandelte sich zu einem frostigen Grau. »Was soll das bedeuten?«
    »Denkt nur an die Alarmvögel, die Signalfeuer. Die Botschaft, die Will im Ro ten Turm mit der Gabe an Serene übermittelt hat. Wenigstens einer dieser Hilferufe hätte uns erreichen müssen. Einer kann ungehört verhallen, aber alle drei?«
    Sie wurde blass, ihr Verstand erfasste die Bedeutung dessen, was ich gesagt hatte. »Der Herzog von Bearns wird glauben, wir hätten ihn im Stich ge lassen. Dies ist Ver rat, um Veritas zu diffamieren.« Ihre Augen wurden sehr rund, und plötz lich zischte sie mich an. »Ich werde das nicht dulden!«
    Sie fuhr he rum und eilte zur Tür, wobei aus jeder ihrer Bewegungen flammender Zorn sprach. Im letzten Moment gelang es mir, mich ihr mit einem Sprung in den Weg zu stellen und sie aufzuhalten.
»Hoheit, meine Königin, ich bitte Euch, wartet! Wartet und denkt nach!«
    »Nachdenken? Worüber? Wie wir am besten das ganze Ausmaß dieser Perfidie enthüllen können?«
    »Wir befinden uns in keiner guten Position, um Anklage zu führen. Bitte wartet. Überlegen wir gemeinsam. Ihr glaubt, wie ich, dass Edel geschwiegen hat, obwohl er von der Katastrophe wusste. Aber wir haben keinen Beweis dafür. Überhaupt keinen. Und vielleicht haben wir uns geirrt. Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen, um nicht Uneinigkeit zu stiften, wo wir sie am we nigsten gebrauchen können. Die erste Person, mit der wir spre chen müssen, ist König Listenreich. Um festzustellen, ob er sich dieser Vorgänge bewusst ist und ob er Edel freie Hand gegeben hat.«
    »Das würde er nie tun!«, erklärte sie aufgebracht.
    »Er ist oft nicht er selbst«, gab ich zu bedenken. »Doch nur ihm, nicht Euch, steht es zu, Edel öffentlich zu maßregeln, falls es öffentlich geschehen soll. Wenn Ihr gegen ihn sprecht und der König nimmt ihn in Schutz, wird der Adel eine Spaltung im Haus Weitseher wittern. Schon jetzt gibt es zwischen den Herzögen zu viel an Unsicherheit und Ressentiments. Wir dürfen nicht weiter riskieren, die Inlandprovinzen gegen die Küstenprovinzen aufzubringen, zumal Veritas nicht am Hof ist.«
    Sie holte tief Atem. Ich konnte sehen, dass sie im mer noch vor Zorn bebte, aber wenigstens hörte sie mir nun zu.
    »Deshalb hat er dich zu rückgelassen, Fitz. Um diese Dinge für mich zu sehen.«
    »Wie?« Ich war verwirrt.
    »Ich dachte, du hättest es gewusst. Du musst dich doch gewundert haben, weshalb er dich nicht aufgefordert hat, ihn zu begleiten. Der Grund ist, dass ich ihn gefragt habe, wem ich als Ratgeber vertrauen könnte. Er sagte, ich solle mich an dich wenden.«

    Hatte er Chades Existenz vergessen, fragte ich mich, aber dann fiel mir ein, dass Kettricken ja nichts von Chade wusste. Veritas hatte geplant, dass ich als

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