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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Vorhaben abbringen konnte, wie ich imstande war, mich Veritas’ Ruf zu widersetzen. Nur das war ihm noch von Großes Frettchen geblieben. Schmerz und ein Traum von Rache. »Verstecken leiseleise. Geh hin, geh hin zu Einauge. Rieche Altes Blut-Hasser. Warte, bis er schläft. Dann Schnappschnapp. Trink sein Blut wie das von Kaninchen.«
    Ja-ja. Meine Jagd. Falle böse viel Fitz-Wolf. Geh weg, geh weg.
    Ich befolgte seinen Rat. Jemand hatte sehr viel gegeben, um mir diesen Boten zu schicken. Ohnehin hatte ich nicht das Bedürfnis, Will auf seinem Terrain gegenüberzutreten. Sosehr ich mir wünschte, ihn zu töten, ich hatte gelernt, dass ich ihm in der Gabe nicht gewachsen war. Auch hatte Kleines Frettchen sich die Ehre des ersten Versuchs verdient. Es wärmte mir das Herz zu wissen, dass ich beileibe nicht Edels einziger Feind war. Lautlos wie die Dunkelheit glitt ich über das Schindeldach und ließ mich bei dem Stallgebäude auf die Straße hinunter.
    Ich kehrte in meine heruntergekommene Schänke zurück, entrichtete den obligaten Kupfergroschen und setzte mich neben zwei anderen Männern an einen Tisch auf Holzböcken. Serviert wurde das Stammgericht des Hauses, eine Brennsuppe aus Kartoffeln und Zwiebeln. Als dann eine Hand auf meine Schulter fiel, zuckte ich zwar zusammen, aber nicht vor Überraschung. Ich hatte gewusst, dass jemand hinter mir stand, aber nicht damit gerechnet, dass er mich berühren würde. Meine Hand wanderte heimlich zum Griff meines Messers, während ich mich auf der Bank halb herumdrehte, um zu sehen, wer es war. Meine Tischgenossen aßen weiter, einer davon laut schmatzend, denn grundsätzlich kümmerte sich in dieser Schänke kein Gast um etwas anderes als seine eigenen Angelegenheiten.
    Ich sah auf und blickte in Merles lächelndes Gesicht, worauf es mir fast den Magen rumdrehte. »Tom!«, begrüßte sie mich jovial und wollte sich neben mir niederlassen. Mein Banknachbar rückte wortlos ein Stück weiter, seinen Napf zog er scharrend mit. Nach kurzem Zögern ließ ich ab von meinem Messer und legte meine Hand wieder auf die Tischplatte. Merle kommentierte die Geste mit einem kleinen Nicken. Sie trug einen schwarzen Umhang aus guter dicker Wolle, in den gelbe Stickereien eingearbeitet waren, und während ich auf dem Treck niemals Schmuck an ihr gesehen hatte, glänzten jetzt an ihren Ohren kleine Ringe aus Silber. Ihre selbstzufriedene Miene gefiel mir ganz und gar nicht. Ohne ein Wort blickte ich sie an, dann deutete sie auf meine Schüssel.
    »Bitte lass dich von mir nicht stören. iss weiter. Du siehst aus, als könntest du es brauchen. Du warst knapp rationiert in letzter Zeit, was?«
    »Könnte man so sagen.« Als sie nichts weiter äußerte, aß ich die Schüssel leer und wischte sie mit dem letzten Stück Brot sauber. Bis dahin war es Merle gelungen, eine der Schankmägde auf sich aufmerksam zu machen, die uns zwei Humpen Bier brachte. Sie nahm einen großen Schluck, verzog das Gesicht und stellte den Humpen wieder hin. Ich probierte vorsichtiger und fand, es war ebenso gut oder schlecht genießbar wie das Wasser aus dem See, das wohl die einzige Alternative darstellte.
    »Nun?«, fragte ich schließlich, als sie immer noch schwieg. »Was willst du?«
    Sie lächelte und spielte mit dem Henkel ihres Krugs. »Du weißt, was ich will. Ich will ein Lied, eins, das mich überlebt.« Sie ließ den Blick umherwandern und richtete ihn zu guter Letzt mit belustigter Missbilligung auf den Mann, der immer noch seine Suppe schlürfte. »Hast du eine Schlafkammer?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eine Pritsche auf dem Dachboden. Und mit Liedern kann ich dir nicht dienen, Merle.«
    Sie zuckte leicht die Schultern. »Kommt Zeit, kommt Rat. Erst einmal habe ich etwas für dich, nämlich Neuigkeiten, die dich interessieren werden. Und ich habe eine Kammer. In einer Herberge nicht weit von hier. Dort können wir uns weiter unterhalten. Als ich von dort wegging, drehte sich gerade ein stattlicher Schweinebraten über dem Feuer. Bis wir kommen, dürfte er gerade richtig sein.«
    Bei der Erwähnung von Fleisch erwachte jeder meiner Sinne. Ich glaubte es zu riechen und zu schmecken. »Vielleicht, aber ich kann mir eine solche Mahlzeit nicht leisten«, bekannte ich freimütig.
    »Aber ich kann. Hol deine Sachen. Ich bin bereit, auch meine Kammer zu teilen.«
    »Und wenn ich ablehne?«
    Wieder das angedeutete Schulterzucken. »Das liegt ganz bei dir.« Gelassen erwiderte sie meinen Blick. Ich vermochte

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