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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dich mit ein paar Kupfergroschen begnügen müssen.«
    »Nein.« Sie nahm einen Schluck Wein, neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite und schaute mich an. »Es ist so, wie ich dir gesagt habe. Ich will ein Lied. Eins ist mir bereits entgangen, weil ich dir nicht gefolgt bin, als man dich... aus unserer Mitte gerissen hat. Obwohl ich hoffe, dass du mir den Gefallen tun wirst, mir bis ins kleinste Detail zu berichten, wie dir die Flucht gelungen ist.« Sie beugte sich vor und senkte ihre geschulte Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Ich kann dir nicht sagen, wie aufgeregt ich war, als ich hörte, man hätte die sechs Soldaten tot aufgefunden. Eigentlich dachte ich, ich hätte mich in dir getäuscht und glaubte wirklich, sie hätten Tom, den allzeit schweigsamen und unauffälligen Schäfer als Sündenbock mitgenommen. Chivalrics Sohn, sagte ich mir, hätte sich nie ohne Kampf geschlagen gegeben. Also ließ ich dich einfach gehen und bin dir nicht gefolgt. Als ich dann die Neuigkeiten hörte, hätte ich mir die Haare raufen können. Wie konnte ich nur meinem Instinkt misstrauen! Dann aber überlegte ich mir, was du tun würdest, falls du noch am Leben warst. Ich wusste, du würdest hierherkommen. Du willst über die Grenze und in die Berge, nicht wahr?«
    Ich schaute sie nur mit einem bösen Blick, an der genügt hätte, um in Bocksburg einen Stallburschen ins nächste Mauseloch zu scheuchen und einem Soldaten das Grinsen vergehen zu lassen. Doch Merle war eine fahrende Musikantin und deshalb nicht leicht aus der Fassung zu bringen. »Weshalb sollte ich auf so einen dummen Gedanken kommen?«, fragte ich schließlich, als sie sich völlig unbeeindruckt zeigte.
    Sie schluckte den Bissen in ihrem Mund herunter, trank einen Schluck Wein nach und lächelte. »Weiß nicht. Vielleicht um Kettricken zu Hilfe zu eilen vielleicht? Aber welchen Grund du auch hast, ich bin mir sicher, es ist genügend Stoff für ein Lied, findest du nicht?«
    Vor einem Jahr hätten ihr Charme und ihr Lächeln mich noch bezaubert. Vor einem Jahr hätte ich mir gewünscht, dieser Frau mit ihrem gewinnenden Wesen zu glauben, hätte mir sogar ihre Freundschaft herbeigewünscht. Heute aber machte sie mich nur müde. Sie war ein Klotz am Bein, eine Verbindung, die ich nicht eingehen wollte, deshalb erwiderte ich nur: »Es ist die falsche Jahreszeit, um auch nur daran zu denken, in die Berge zu gehen. Schlechtes Wetter, widrige Winde, außerdem hat König Edel jeden Handel und Wandel zwischen dem Bergreich und den Sechs Provinzen verboten. Niemand reist jetzt in die Berge.«
    Merle nickte zustimmend. »Ich habe gehört, Soldaten von des Königs Garde hätten vor einer Woche zwei Kähne samt Mannschaft in Beschlag genommen und sie gezwungen, die Überfahrt zu wagen. Leichen von wenigstens einer Bootsmannschaft wurden danach ans Ufer gespült. Leichen von Männern und Pferden. Keiner weiß, ob die anderen Soldaten drüben angekommen sind. Aber« - sie lächelte selbstzufrieden und rückte näher, während sie mit gesenkter Stimme fortfuhr - »ich weiß von einer Gruppe, die sowohl dem Wetter als auch dem Verbot unseres Königs trotzt.«
    »Und wer ist das?«
    Sie ließ mich einen Augenblick lang zappeln.
    »Schmuggler«, sagte sie endlich in verschwörerischem Flüsterton.
    »Schmuggler?« - Ja, das machte Sinn. Je strikter die Handelsbeschränkungen, desto größer der Profit für diejenigen, die sie zu umgehen verstanden. Es würde immer Männer geben, die für entsprechendes Geld ihr Leben aufs Spiel setzten.
    »So ist es. Aber das ist nicht der hauptsächliche Grund, weshalb ich dich gesucht habe, Fitz. Die ganze Stadt spricht davon, dass König Edel nach Blauer See gekommen ist. Aber das ist eine Lüge, eine Falle, die man dir stellt. Du darfst nicht zu der Herberge gehen, in der er wohnt.«
    »Ich weiß.«
    »Woher?« Ihre Stimme verriet nichts, aber ich konnte ihr ansehen, wie sehr es sie ärgerte, mir nichts Neues erzählen zu können.
    »Vielleicht hat ein Vögelchen es mir gesungen«, antwortete ich. »Du weißt doch, wir mit der Alten Macht verstehen die Sprache der Tiere.«
    »Wirklich?«, fragte sie, leichtgläubig wie ein Kind.
    Ich schaute sie an und hob eine Augenbraue. »Mich würde jedoch weit mehr interessieren, wie du davon erfahren hast.«
    »Sie haben uns später gesucht, um uns auszufragen. Jeden einzelnen, der in Madges Treck mitgezogen ist.«
    »Und?«
    »Oh, du hättest erleben sollen, welche ungeahnten dichterischen Talente

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