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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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festgemacht. Ich spürte deutlich das Unbehagen der Tiere, aber bemerkte auch, dass ihnen diese Prozedur nicht neu war. Nik führte sie eigenhändig an Bord und hielt ihre Köpfe, während zwei seiner Männer herumgingen und den Wagen an den Klampen vertäuten. Dann sprang Nik wieder an Land und gab mit erhobener Hand ein Zeichen. Seine beiden Männer postierten sich jeweils bei einem der Pferde, während die Maultiere am anderen Ufer sich gleichzeitig ins Geschirr legten. Die Fähre wurde losgemacht und bewegte sich auf den Fluss hinaus. Mit Ladung lag sie tiefer und ruhiger im Wasser, aber zweimal bäumte sie sich hoch auf und tauchte so tief wieder ein, dass eine Flutwelle über das Deck hinwegspülte. In gebanntem Schweigen verfolgten wir die Überfahrt. Am anderen Ufer wurde die Fähre eingeholt und mit dem Bug voran vertäut. Der Wagen wurde wieder losgemacht, und die Männer fuhren ihn an Land und den Hügel hinauf.
    »Nun, da seht ihr. Kein Grund zur Angst.« Nik grinste beschwichtigend vor sich hin, aber ich bezweifelte, dass er an seine eigenen Worte glaubte.
    Die Fähre kehrte mit zwei fremden Passagieren zurück. Sie sahen nicht besonders glücklich aus, klammerten sich an die Reling und duckten sich vor der umherspritzenden Gischt. Trotzdem waren sie beide nass bis auf die Haut, als sie auf unserer Seite an Land gingen. Einer von ihnen winkte Nik zur Seite und redete verärgert auf ihn ein, doch er schlug ihm auf die Schulter und lachte laut, als wäre alles nur ein guter Scherz. Der Fremde gab ihm einen kleinen Beutel, den Nik zufrieden in der Hand wog und dann an seinen Gürtel hängte. »Ich halte meine Versprechen«, gab er den Fremden deutlich zu verstehen und kehrte dann zu unserer Gruppe zurück.
    Als Nächstes waren die Pilger an der Reihe. Einige wollten zusammen mit dem Wagen übersetzen, doch Nik belehrte sie geduldig, dass die Fähre um so tiefer im Wasser lag, je schwerer sie beladen war. Er geleitete sie auf den Lastkahn und vergewisserte sich, dass sie alle Platz hatten, um sich an der Reling festzuhalten. »Ihr auch«, rief er und winkte Krähe und Merle heran.
    »Ich bleibe bei meinem Karren«, erklärte Krähe, doch Nik schüttelte den Kopf.
    »Dein Pferd kennt das hier alles nicht. Wenn es da draußen durchdreht, wirst du nicht mit ihm auf der Fähre sein wollen. Vertrau mir, ich weiß, was ich tue.« Er schaute mich an. »Tom? Macht es dir etwas aus, mit der Schecke zu fahren? Du scheinst sie gut im Griff zu haben.«
    Ich nickte, und Nik sagte zu Krähe: »Du hörst es, Tom wird sich um dein Pferd kümmern, also geh zu den anderen.«
    Krähe fügte sich, wenn auch unwillig. Ich half ihr vom Kutschbock, und Merle nahm sie an den Arm, um sie an Bord zu führen. Nik richtete einige ermutigende Worte an die Pilger; sie sollten sich gut festhalten und keine Angst haben. Drei seiner Männer fuhren als Begleiter mit. Einer bestand darauf, das kleinste der Kinder auf dem Arm zu tragen. »Ich weiß, was uns erwartet«, sagte er zu der völlig verängstigten Mutter. »Ich werde dafür sorgen, dass sie heil und gesund hinüberkommt. So habt Ihr die Hände frei, um Euch festzuhalten.« Das kleine Mädchen begann zu weinen. Ihr schrilles Jammern und Schreien war sogar über das Rauschen des Wassers hinweg zu hören, als die Fähre wieder in den Fluss hinausgezogen wurde. Nik stand neben mir und schaute hinterher.
    »Es wird alles gutgehen«, sagte er vor sich hin, dann schaute er mich an und zwinkerte. »Nun, Tom, noch wenige Male hin und her, und ich werde deinen hübschen Ohrring an meinem Ohr tragen.«
    Ich nickte, ohne etwas zu sagen. So war es abgemacht, trotzdem lag mir der Handel schwer auf der Seele.
    Obwohl er zuvor so zuversichtlich geklungen hatte, hörte ich Nik erleichtert aufseufzen, als die Fähre endlich wohlbehalten am anderen Ufer anlangte. Kaum dass die Leinen festgemacht waren, drängten sich die durchnässten Pilger auch schon eilig an Land. Sobald alle die Fähre verlassen hatten, kehrte sie mit zwei Mann an Bord wieder zurück. Der leere Wagen der Pilger wurde als Nächstes hinübergeschafft, zusammen mit einigen Pferden. Die Gespannpferde waren nicht im mindesten erfreut. Augenbinden und drei Männer waren vonnöten, um sie auf die Fähre zu bringen. Auch nachdem sie festgebunden waren, schnaubten sie, schüttelten die Köpfe und traten nach allen Seiten aus. Ich beobachtete die Überfahrt. Am anderen Ufer angekommen, bedurfte es dann keiner Nachhilfe mehr, um die Tiere an

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