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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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das Leittier Kettricken folgte, würden wir mit den anderen keine Mühe haben.
    Kettricken führte uns einen Weg entlang, der kaum mehr als ein Pfad war und der sich zwischen den verstreut liegenden Hütten hindurchschlängelte, in denen die Menschen Quartier genommen hatten, die in Jhaampe überwinterten. Sehr bald hatten wir diesen Bezirk hinter uns gelassen und wanderten durch einen uralten Wald. Der Narr und ich bildeten die Nachhut. Ich beobachtete das vor mir gehende Jeppa und bemerkte, wie seine breiten, tatzenähnlichen Füße mit den dicken Sohlenpolstern sich auf dem Schnee spreizten wie Nachtauges Wolfspfoten. Ihre Gangart war ein gemächliches Schreiten.
    Wir waren noch nicht allzu weit gekommen, als wir einen Ruf hinter uns hörten. Ich zuckte zusammen und warf hastig einen Blick über die Schulter. Es war Merle, die hinter uns herlief. Der Reisesack hüpfte auf ihrem Rücken. Als sie uns eingeholt hatte, keuchte sie vorwurfsvoll: »Ihr seid ohne mich gegangen!«
    Der Narr grinste, und ich zuckte die Schultern. »Ich habe nur dem Befehl meiner Königin gehorcht.«
    Merle funkelte uns böse an, dann stapfte sie weiter, vorbei an den Jeppas bis nach vorn zu Kettricken. Die Stimmen der Frauen waren in der klaren Luft deutlich zu vernehmen. »Ich hatte dir gesagt, dass ich sofort aufbrechen würde«, sagte die Königin scharf. »Und das habe ich getan.«
    Zu meiner Überraschung war Merle klug genug, sich nicht weiter zu beschweren. Kurze Zeit kämpfte sie sich an Kettrickens Seite durch den lockeren Pulverschnee, dann wurde sie immer langsamer, ließ erst die Jeppas, dann den Narren und mich vorbei und reihte sich hinter mir ein. Sie würde Schwierigkeiten haben, mit uns Schritt zu halten. Unwillkürlich keimte Mitleid in mir auf, aber dann dachte ich an meine Tochter und schaute bald nicht einmal mehr zurück, um zu sehen, ob Merle überhaupt noch da war.
    So begann ein langer, ereignisloser Tag. Der Pfad führte nicht sehr steil, aber stetig bergan, was auf die Dauer an den Kräften zehrte. Es wurde nicht viel gesprochen. Ich war vollauf damit beschäftigt, ruhig ein- und auszuatmen, um den wieder stärker werdenden Schmerz in meinem Rücken aus meinen Gedanken zu verdrängen. Über der Wunde hatte sich neues Fleisch gebildet; aber die Muskeln darunter mussten sich erst wieder an die neuen Anstrengungen gewöhnen.
    Hohe Bäume überragten uns turmhoch. Es waren hauptsächlich Nadelhölzer, darunter viele Arten, die ich nicht kannte. Sie dämpften die Helligkeit des kurzen Wintertags zu einem andauernden Zwielicht. Zu unserer Freude gab es nur wenig Unterholz, das uns das Vorwärtskommen erschwert hätte. Wo durch den Sturz eines der Baumriesen eine Lücke entstanden war, hatten sich Laubbäume und Gebüsch angesiedelt. Der Pfad wurde offensichtlich viel benutzt, denn man sah die Spuren von Tieren und von Menschen auf Skiern. Allerdings war er schmal, und wenn man nicht achtgab, versank man überraschend tief im weichen Schnee daneben und musste sich herauswühlen. Ich bemühte mich achtzugeben.
    Nach den Maßstäben der Berge war das Wetter mild, und ich merkte bald, dass die Kleidung, die Kettricken für mich beschafft hatte, ausgezeichnet wärmte. Ich öffnete erst den Mantel am Hals, dann mein Hemd, um die aufgestaute Körperwärme entweichen zu lassen. Der Narr warf die pelzverbrämte Kapuze seines Mantels zurück und zeigte, dass er darunter eine bunte Wollmütze trug. Ich ging hinter ihm und amüsierte mich laut über seine bei jedem Schritt hüpfende Quaste. Der Narr behielt seinen Ärger darüber für sich; ob ihm nun unser Marschtempo zu anstrengend war oder weil er genauso wie ich zu sehr schnaufen musste, um sich auch noch darüber beschweren zu können.
    Kurz nach Mittag holte Nachtauge uns ein.
    »Gutes Hündchen!«, lobte ich ihn.
    Das ist nichts im Vergleich zu den Schmeicheleien, die Krähe sich schon voller Vorfreude auf der Zunge zergehen lässt, konterte er boshaft. Euch steht etwas bevor, wenn das alte Weibchen das Rudel einholt. Sie hat einen Stock.
    Folgt sie uns?
    Sie ist eine recht gute Fährtenleserin für eine taubnasige Menschin. Nachtauge trabte an uns vorbei. Ich merkte ihm an, wie diebisch er sich über die Welle des Unbehagens freute, von der die Jeppas bei seinem Erscheinen der Reihe nach ergriffen wurden. Ohne Umschweife übernahm er die Spitze, als wüsste er, wohin die Reise ging. Schon bald hatte ich ihn aus den Augen verloren, aber ich machte mir keine Sorgen. Ich

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