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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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deutete, der ebenfalls unbezeichnet war. »Dies ist ungefähr der Ort, wo wir auf die Spuren des Kampfes stießen. Wo ich Veritas’ Umhang fand und die... Gebeine.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Plötzlich hob sie den Blick, und wir sahen uns an wie früher in Bocksburg. »Du musst wissen, Fitz, es ist sehr schwer für mich. Ich sammelte diese Knochen ein und dachte, es wären die Gebeine meines Gemahls. Viele Monate lang hielt ich ihn für tot, und nun, einzig auf dein Wort und deinem Bericht von einer Magie, die ich weder besitze noch verstehe, bemühe ich mich zu glauben, dass er noch lebt. Und dass es noch Hoffnung gibt. Aber ich habe diese Knochen in meinen Händen gehalten, und ich kann ihr Gewicht und ihre Grabeskälte nicht vergessen... und schon gar nicht den Geruch des Todes, der ihnen anhaftete.«
    »Er lebt, Majestät«, versicherte ich ihr erneut im Brustton der Überzeugung.
    Sie seufzte wieder. »Hier nun die Frage, die ich dir stellen will. Sollen wir geradewegs dorthin gehen, wo auf dieser Karte die Wege eingezeichnet sind, denen Veritas folgen wollte? Oder möchtest du zuerst zu dem Kampfplatz geführt werden?«
    Ich dachte nach. »Ich bin überzeugt, es wurden dort alle Hinweise gefunden, die dort zu finden waren. Seither ist viel Zeit vergangen, ein halber Sommer und mehr als ein halber Winter. Nein. Was sollte ich unter dem Schnee dort schon finden, das Euren Fährtensuchern entgangen ist, die bereits im Sommer den Boden abgesucht haben? Veritas lebt, Majestät. Suchen wir ihn und wenden uns dorthin, wo wir damit rechnen können, ihn zu finden.«
    Kettricken nickte langsam; doch selbst wenn meine Worte sie getröstet hatten, so zeigte sie es nicht. Ihr Finger tippte wieder auf die Karte. »Diese Straße hier ist uns bekannt. Sie war einst ein Handelsweg, und obwohl sich niemand mehr an seinen gesamten Verlauf erinnert, wird er in Teilen immer noch von Pelztierjägern und den Bewohnern abgelegener Weiler benutzt. Auch wir hätten diese Route nehmen können, aber ich hielt es für zu gefährlich. Wir wären zu vielen Menschen begegnet. Morgen allerdings mündet unser Pfad auf diesen Weg, dann wenden wir Jhaampe endgültig den Rücken zu und folgen der Straße in die Berge.« Ihr Finger zeichnete die gewundene Linie auf der Karte nach. »In dem Gebiet bin ich nie gewesen. Nur selten wagt sich jemand dorthin, abgesehen von Pelztierjägern oder gelegentlichen Abenteurern, die den alten Sagenschätzen nachjagen. Gewöhnlich kehren sie dann mit ihren ganz eigenen Geschichten zurück, die noch wundersamer sind als die, deretwegen sie ausgezogen sind.«
    Ich schaute zu, wie ihr weißer Finger über die Landkarte wanderte. Die schwach zu erkennende Straßenlinie teilte sich schließlich in drei verschiedene Pfade, die in unterschiedliche Richtungen auseinanderstrebten. Was immer jedoch an ihrem Ende einmal eingezeichnet gewesen war, war von der Zeit fast bis zur Unkenntlichkeit ausradiert worden. Wir konnten nur raten, welche Richtung Veritas eingeschlagen hatte. Obwohl die eingezeichneten Entfernungen auf der Karte nur geringfügig aussahen, verhielt es sich in Wirklichkeit wohl allerdings so, dass man - auch bedingt durch das felsige Terrain - Tage oder gar Wochen brauchte, um von einem zum anderen zu gelangen. Ich für meinen Teil bezweifelte überdies, ob die alten Kartographen es mit dem Maßstab immer so peinlich genau genommen hatten.
    »Wo fangen wir an?«, fragte ich.
    Kettricken zögerte kurz, dann tippte sie auf den Endpunkt eines der Pfade. »Hier. Meiner Einschätzung nach liegt er uns am nächsten.«
    »Dann ist es eine kluge Wahl.«
    Sie hob den Blick von der Karte und schaute mir ins Gesicht. »Fitz, könntest du nicht einfach zu ihm denken und ihn fragen, wo er ist? Oder ihn bitten, uns entgegenzukommen? Oder ihn wenigstens fragen, weshalb er nicht zu mir zurückgekehrt ist?«
    Ich konnte jede einzelne Frage nur mit einem Kopfschütteln verneinen. »Warum nicht?«, fragte sie mit fast schriller Stimme. »Diese mächtige und geheimnisvolle Magie der Weitseher taugt nicht einmal dazu, ihn in dieser Not zu uns zu rufen?«
    Ich hätte mir bei dieser Frage weit weniger Zuhörer gewünscht. Trotz allem, was Kettricken über mich wusste, hatte ich doch noch immer große Vorbehalte, mit jemand anderem als Veritas über die Gabe zu sprechen. Deshalb wählte ich meine Worte sorgfältig: »Wenn ich zu ihm denke, könnte ich ihn unter Umständen in große Gefahr bringen, Majestät. Oder

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