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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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uns.«
    »Wie das?«
    Der Narr, Krähe, Merle - wie vertrauenswürdig waren sie tatsächlich? Und wirklich, es kostete mich auch schlicht Überwindung, offen über eine Magie zu sprechen, die seit vielen Generationen das Geheimnis der Weitseher gewesen war. Dennoch stand hier immerhin meine Königin vor mir, und sie hatte mir eine konkrete Frage gestellt. Ich gab mir einen Ruck. »Galens Zirkel war niemals loyal dem Königshaus gegenüber. Sie war von Anfang an das Werkzeug eines Verräters und wurde benutzt, um Zweifel an der Regierungskunst des Königs zu wecken und an seiner Fähigkeit, das Königreich zu verteidigen.«
    Krähe schnappte nur kurz nach Luft, während kalter Zorn Kettrickens blaue Augen stahlgrau färbte. Ich fuhr fort: »Selbst hier und jetzt, - würde ich versuchen, zu Veritas zu denken, könnten sie eine Möglichkeit finden, uns zu belauschen und, der Spur der Gabe folgend, ihn ausfindig machen. Oder uns. Sie haben viel Stärke aus der Gabe geschöpft, und sie verstehen sie vor allem auch einzusetzen, wie ich es nie gelernt habe. Sie bespitzeln andere Gabenkundige, und sie besitzen die Fähigkeit, allein mit der Gabe Schmerz zuzufügen oder Trugbilder zu erzeugen. Ich fürchte mich deshalb, zu meinem König zu denken, Majestät. Und dass er ebenfalls darauf verzichtet, mit mir Verbindung aufzunehmen, lässt mich vermuten, dass er die gleiche Befürchtung hegt wie ich.«
    Kettricken war kreidebleich geworden, während ihr die Tragweite dessen, was ich gesagt hatte, zu Bewusstsein kam. Leise fragte sie: »Du sagst, sie waren niemals loyal gegenüber dem König gewesen, Fitz? Sag mir, haben sie nicht dabei geholfen, die Sechs Provinzen zu verteidigen?«
    Ich wog meine Worte mit so viel Sorgfalt ab, als wäre sie Veritas, dem ich Bericht erstattete. »Ich habe keine wirklichen Beweise, Majestät. Doch ich vermute, dass viele Warnungen vor Roten Schiffen niemals übermittelt oder gar bewusst zurückgehalten wurden. Befehle, die Veritas zu Mitgliedern des Zirkels in den Türmen aussandte, wurden nicht an die Burgen im Hinterland weitergegeben. Sie gingen so geschickt vor, dass Veritas nichts davon bemerkte, wie seine Nachrichten und Befehle die Empfänger nur mit großer Verzögerung und meistens zu spät erreichten. Darf es da noch verwundern, dass seine Anstrengungen den Herzögen nur als unzureichend, seine Verteidigungsmaßnahmen als zu schwerfällig oder gar dumm erschienen?« Doch angesichts des unbändigen Zorns, der nun in Kettrickens Augen loderte, fehlten mir alle weiteren Worte.
    »Wie viele Leben?«, fragte sie mit harscher Stimme. »Wie viele zerstörten Dörfer? Wie viele tote oder, schlimmer noch, entfremdete Menschen? Das alles nur aus verletzter Eitelkeit? Nur weil ein kleiner verwöhnter Knabe dem großen älteren Bruder die Krone neidete? Wie konnte er das tun, Fitz? Wie konnte er Menschen sterben lassen, nur um seinen Bruder in ein schlechtes Licht zu rücken?«
    Was sollte ich darauf antworten? »Vielleicht waren es für ihn keine Menschen und Dörfer«, hörte ich mich Edel verteidigen. »Vielleicht waren es für ihn nur Spielfiguren. Veritas’ Besitztümer, die er einfach zerstören wollte, wenn er sie schon nicht haben konnte.«
    Kettricken schloss die Augen. »Das ist unverzeihlich«, sprach sie wie zu sich selbst. Der Gedanke allein schien sie förmlich krank zu machen. Mit einer merkwürdig sanften Entschiedenheit fügte sie dann jedoch nur kurz und knapp hinzu: »Du wirst ihn töten müssen, FitzChivalric.«
    Welch eine Ironie, gerade jetzt und zu diesem Zeitpunkt diese königliche Order zu erhalten. »Ich weiß, Majestät. Deshalb habe ich es ja auch versucht.«
    »Nein«, berichtigte sie mich. »Nur aus eigensüchtigen Beweggründen hast du es bisher versucht. Diesmal sage und befehle ich dir, dass du es zum Wohl der Sechs Provinzen tun musst.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist im Übrigen der einzige Weg, wie er selbst noch OPFER für sein Volk sein kann. Er muss sterben, bevor er Gelegenheit hat, noch mehr Unheil anzurichten.« Mit einem tiefen Atemzug kehrte sie in die Gegenwart zurück und schaute sich im Kreis der schweigenden Menschen um, die in ihren Decken saßen und sie nur noch anstarrten. »Schlaft nun«, befahl sie uns, als wären wir alle ungezogene Kinder. »Morgen brechen wir in aller Frühe auf und werden wieder schnell marschieren. Schlaft, damit ihr bei Kräften seid.«
    Merle ging hinaus, um ihre Wache anzutreten. Die anderen legten sich hin, und ich

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