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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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oder widernatürlich, sondern nur eine andere Art, die Welt zu betrachten.«
    In Krähes Augen stand trotz allem noch ein Rest abergläubischer Furcht, als sie von mir zu dem schlafenden Wolf blickte. Nachtauge wählte diesen Augenblick, um träge mit dem Schwanz auf den Boden zu klopfen und damit zu bekunden, dass er genau wusste, dass von ihm die Rede war. Krähe durchfuhr ein leichtes Schaudern. »Was du mit ihm tust, das ist... das ist so, wie wenn zwei Menschen von der Gabe Gebrauch machen, nur mit einem Wolf?«
    Ich wollte den Kopf schütteln, aber dann zuckte ich mit den Schultern. »Die Alte Macht ist anfangs mehr ein Teilen von Gefühlen. So erlebte ich sie als Kind. Das Gefühl, eine Witterung aufzunehmen, ein Huhn zu jagen, weil die Federn so schön fliegen, sich gemeinsam den Bauch vollzuschlagen. Doch wenn man so lange zusammengewesen ist wie Nachtauge und ich, bekommt das Verhältnis eine andere Dimension. Es sind inzwischen mehr als Gefühle, die wir austauschen, doch es sind niemals Worte. Ich bin mir des Tieres stärker bewusst, in dem mein Bewusstsein existiert. Er ist sich stärker bewusst zu...«
    Ich denke. An die Folgen einer Handlung, an das, was dem Entschluss zu handeln vorausging. Man wird sich bewusst, dass man ständig Entscheidungen trifft und überlegt, welches die besten sind.
    Genau. Ich fasste seine Gedanken für Krähe in Worte, während Nachtauge begann, sein Aufwachritual zu zelebrieren. Er reckte und streckte sich, dann setzte er sich hin und schaute Krähe mit schief geneigtem Kopf in die Augen.
    »Ich verstehe«, sagte sie noch etwas unsicher. »Ich verstehe.« Damit erhob sie sich und ging hinaus.
    Merle stand auf und gähnte. »Ich werde ihm von nun an mit dem gebührenden Respekt die Ohren kraulen.«
    Der Narr kicherte dazu, setzte sich in seinen Decken auf und machte sich umgehend daran, das Ohrenkraulen unter diesem neuen Aspekt auszuprobieren. Der Wolf ließ sich voller Wonne auf ihn fallen. Ich knurrte sie beide an und rührte die Grütze in das kochende Wasser.
    Es dauerte eine Weile, bis wir an diesem Morgen so weit waren, unseren Weg fortzusetzen. Auf allen Dingen lag eine dicke Schicht aus pappigem Schnee, und das Abbrechen des Lagers entwickelte sich zu einer mühsamen und langwierigen Angelegenheit. Wir zerlegten, was von dem Schwein noch übrig war, und nahmen es mit. Die Jeppas wurden zusammengetrieben. Trotz des Unwetters waren sie dicht beim Lager geblieben. Das Geheimnis dieser Anhänglichkeit schien sich in dem Beutel mit süßem Getreide zu befinden, mit dem Kettricken das Leittier bei Laune hielt. Als wir alles aufgeladen hatten und endlich zum Abmarsch bereit waren, ordnete Kettricken an, dass ich neben der Straße gehen müsste und nie ohne Begleitung. Ich erhob leisen Widerspruch, aber man beachtete mich nicht. Der Narr meldete sich freiwillig, mein erster Hüter zu sein. Merle lächelte ihm seltsam zu und schüttelte den Kopf über uns beide. Ich ertrug ihre Possen und schmollte vor mich hin, was sie beide wiederum ignorierten.
    Innerhalb kurzer Zeit zogen die Frauen und Jeppas gemächlich die Straße entlang, während der Narr und ich auf der Böschung entlangstolperten. Krähe drehte sich um und fuchtelte mit ihrem Wanderstock herum. »Das ist zu nah!«, schimpfte sie. »Haltet so viel Abstand, dass ihr uns gerade noch sehen könnt. Fort mit euch! Fort, fort!«
    Gehorsam zogen wir uns tiefer in den Wald zurück. Sobald wir außer Sichtweite der anderen waren, wandte sich der Narr mir zu und wiederholte die Frage, die er mir vor einigen Tagen schon einmal gestellt hatte: »Wer ist Krähe?«
    »Ich weiß über sie auch nicht mehr als du«, fertigte ich ihn kurz und bündig ab, bis ich mich meinerseits erkundigte: »Was ist zwischen dir und Merle?«
    Er hob die Augenbrauen und zwinkerte mir vielsagend zu.
    »Das bezweifle ich entschieden«, entgegnete ich ihm.
    »Oh, nicht jeder ist so unempfänglich für meinen Charme wie du, mein Herzensfitz. Was soll ich dir noch sagen? Sie sehnt sich nach mir, sie verzehrt sich nach mir, aber sie weiß nicht, wie sie es zeigen soll, das arme Ding.«
    Ich gab auf und bohrte nicht weiter nach. Dann kehrte ich zu seiner Frage zurück. »Was meinst du damit: ›Wer ist Krähe‹?«
    Er warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Das ist wahrhaftig nicht übermäßig kompliziert, mein Prinzlein. Wer ist diese Frau, die so genau weiß, was dich quält, die plötzlich aus einer Tasche ein Spiel hervorholt, das ich bisher nur

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