Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
einmal in einer uralten Schriftrolle erwähnt gefunden habe? Wer ist diese Frau, die für uns › Sechs weise Männer sind nach Jhaampe gegangen ‹ singt, und das mit zwei zusätzlichen Strophen, die mir völlig unbekannt sind? Wer, o Licht meines Lebens, ist Krähe, und aus welchem Grund sollte sie auf ihre alten Tage mit uns in den Bergen herumkraxeln?«
»Du bist ja heute Morgen wirklich bester Laune«, bemerkte ich vergrätzt.
»Ja, nicht wahr?«, stimmte er mir zu. »Und du bist fast so geschickt wie ich darin, unliebsamen Fragen auszuweichen. Du musst dir doch selbst einige Gedanken über dieses Rätsel gemacht haben, die du dann vielleicht auch mit einem armen Narren teilen möchtest?«
»Sie hat mir nicht genug von sich erzählt, um daraufhin Mutmaßungen anstellen zu können.«
»Hm. Was gäbe es denn über jemanden zu mutmaßen, der seine Zunge so gut im Zaum hält? Und über jemanden, der sich scheinbar auch mit der Gabe auskennt? Und das alte Spiel aus unserer Heimat und die alten Verse? Auf welches Alter schätzt du sie?«
Ich zuckte die Schultern, aber plötzlich fiel mir etwas ein. »Mein Lied über Kreuzfeuers Zirkel hat ihr nicht gefallen.«
»Schön, aber das könnte ohne weiteres an deinem Gesang gelegen haben. Wir wollen da keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
Ich musste unwillkürlich lächeln. »Du kommst mir vor wie früher; und da macht mir dein Gespött dann auch schon fast nichts mehr aus.«
»Hätte ich gewusst, dass es dir fehlt, hätte ich dich schon viel früher damit beleidigt.« Er grinste, wurde dann aber wieder ernst: »FitzChivalric, Geheimnisse schweben über dem Kopf dieser Frau wie Fliegen über... verschüttetem Bier. Sie riecht förmlich nach Vorzeichen, bösen Omen und dunklen Prophezeiungen, die sich bald erfüllen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass einer von uns ihr ein paar konkrete Fragen stellt.« Er lächelte mich an. »Dir bietet sich dazu ja schon heute Nachmittag eine gute Gelegenheit, wenn sie deine Schäferin ist und deine Schritte hütet. Du darfst natürlich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Frag sie, wer in ihrer Jugend König der Sechs Provinzen war. Und weshalb sie des Landes verwiesen wurde.«
»Des Landes verwiesen?« Ich lachte. »Das meinst du doch nicht ernst!«
»Nein? Na, wenn du meinst. Aber frag sie. Und berichte mir genau, was sie dabei alles ausgelassen hat.«
»Und im Austausch für all das wirst du mir dann verraten, was zwischen Merle und dir im Gange ist?«
Er warf mir einen schrägen Blick zu. »Bist du sicher, dass du es wissen willst? Als wir das letzte Mal einen solchen Handel schlossen, und ich das Geheimnis für dich lüftete, warst du nicht gerade glücklich darüber.«
»Ist dies wieder ein solches Geheimnis?«
Er musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Ich muss zugeben, das weiß ich selbst nicht so genau. Manchmal überraschst du mich, Fitz. Häufiger jedoch versetze ich mich selbst in Erstaunen. Zum Beispiel, wenn ich mich freiwillig dazu melde, mit einem ungeratenen Bastard durch pappigen Schnee zu stapfen und einen Hindernislauf um Bäume herum zu veranstalten, während ich gemütlich eine breite Straße entlangflanieren könnte, und das in Gesellschaft von einigen ganz bezaubernden Jeppas.«
Auch den Rest des Vormittags war nichts Vernünftiges aus ihm herauszubekommen. Nach einer kurzen Rast war es jedoch Merle und nicht Krähe, die ihn ablöste. Mir schwante Böses. Ich war noch nicht willens, ihr zu verzeihen, dass sie sich mit dem Wissen um mein Kind die Teilnahme an dieser Expedition erkauft hatte. Doch irgendwann und irgendwo entlang des Wegs hatte sich mein Zorn gelegt und war einer nüchternen Vorsicht gewichen. Ich wusste, sie würde nicht davor zurückschrecken, auch noch das geringste Stückchen Information gegen mich zu gebrauchen. Deshalb hütete ich meine Zunge und war entschlossen, mir kein Wort über Molly oder über meine Tochter entlocken zu lassen, - selbst wenn meine Verschwiegenheit jetzt nicht mehr viel nützen würde.
Doch zu meiner Überraschung zeigte Merle sich liebenswürdig und gesprächig. Sie bestürmte mich mit Fragen, und zwar nicht über Molly, sondern über den Narren. Das ging bis zu einem Punkt, an dem ich es fast für möglich hielt, dass sie wirklich eine plötzliche Zuneigung zu ihm gefasst hatte. Am Hof von Bocksburg war es einige Male vorgekommen, dass Frauen ein Auge auf ihn geworfen hatten und um seine Aufmerksamkeit warben. Diejenigen unter ihnen, die es
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