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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wurde. Dann legten ihre knochigen Finger flink noch einmal die Steine aus. »Wieder ist dies dein Spiel und du bist am Zug«, erklärte sie. »Aber diesmal steht dir nur ein weißer Stein zur Verfügung. Ein kleiner, schwacher weißer Stein, doch er kann dir den Sieg bringen. Du musst scharf überlegen. Und lass dir nicht wieder von dem Wolf helfen.«
    Ich starrte auf die Anordnung der Steine, um mir die Spielsituation einzuprägen, und legte mich dann zum Schlafen hin. Die Spielanordnung, die sie für mich aufgebaut hatte, sah hoffnungslos aus. Ich entdeckte keine Möglichkeit, mit Schwarz zu gewinnen, geschweige denn mit einem weißen Stein. Ob es nun an dem Spiel lag oder an der Entfernung von der Straße, auf jeden Fall sank ich bald in einen traumlosen Schlaf, der bis zum Morgen anhielt. Dann gesellte ich mich zu meinem Wolf, der weit vom Lager entfernt durch die winterliche Bergwildnis streifte. Wir stießen auf zwei Schneekatzen bei ihrer Beute, und eine Zeitlang machte er sich einen Spaß daraus, sie in geringem Abstand zu umkreisen, so dass sie murrten und uns anfauchten. Doch sie ließen sich nicht von ihrer Mahlzeit weglocken, und schließlich gaben wir das Spiel auf, um zum Lager zurückzukehren. Zurück bei der Jurte, schlichen wir um die Jeppas herum, bis sie sich ängstlich zu einem Pulk zusammendrängten und schließlich in heller Aufregung gegeneinanderstießen. Ich war noch bei ihm, als Nachtauge sich durch die Zeltklappe schob und den Narren mit seiner eiskalten Nase anstieß.
    Es tut gut zu sehen, dass du noch nicht jeglichen Sinn für Spaß verloren hast, meinte er zu mir, als ich mein Bewusstsein von seinem löste und in meinen eigenen Körper zurückkehrte.
    Es tut sehr gut, pflichtete ich ihm bei. Und ich erhob mich, um dem anbrechenden Tag die Stirn zu bieten.

KAPITEL 26
    WEGWEISER
    E ines habe ich auf meinen Reisen gelernt: Was in einem Land als wertvoll erachtet wird, ist in einem anderen womöglich alltäglich. Fisch, den wir in Bocksburg nicht einmal der Katze geben würden, gilt in den Städten des Inlands als Delikatesse. In trockenen Gegenden ist Wasser eine Kostbarkeit, andernorts sind wiederkehrende Überschwemmungen ein Ärgernis und eine Gefahr. Feines Leder, elegante Töpferwaren, Glas von hauchdünner Beschaffenheit, exotische Blumen - all das habe ich mancherorts in so großer Menge gesehen, dass die Menschen dort es nicht mehr wertzuschätzen wussten.
    Vielleicht verhält es sich mit der Magie nicht anders - dort, wo sie häufig auftritt, da wird sie gewöhnlich. Statt Ehrfurcht und Bewunderung auszulösen, wird sie für profane Dinge wie Straßen oder Wegweiser missbraucht und mit einer Achtlosigkeit verschwendet, die auf all jene bestürzend wirkt, die nicht darüber gebieten.
     
    Auch an diesem Tag verlief unser Weg quer zum Abhang eines bewaldeten Berges. Anfangs war es ein nur sanft ansteigender Hang, und ich konnte mir etwas unterhalb der Straße, doch immer in Sichtweite, einen Weg suchen. Die hohen Nadelbäume hatten den größten Teil des Schnees abgehalten, und ich kam gut voran, trotz des von Wurzeln durchzogenen Bodens und der gelegentlichen Windbrüche, die mich mit querliegenden Bäumen und Ästen zu Umwegen zwangen. Im Lauf des Nachmittags jedoch wurden die Bäume immer kleiner, und der Anstieg erheblich steiler. Als es Abend wurde, hatten wir Mühe, einen Platz zu finden, der noch eben genug war, um die Jurte aufzuschlagen. Wir mussten schließlich ein gutes Stück wieder nach unten steigen, bevor wir eine geeignete Stelle entdeckten. Während das Essen kochte, stand Kettricken etwas abseits, schaute zur Straße hinauf und schien sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Als ich zu ihr trat und mich erkundigte, was ihr Sorgen bereitete, studierte sie gerade die Karte im schwindenden Tageslicht.
    Kettricken tippte auf die Karte und zeigte dann nach oben. »Hiernach sieht es so aus, dass die Straße in dieser Richtung weitergeht und in schroffes, felsiges Terrain führt. Bis zum morgigen Abend werden wir die Baumgrenze hinter uns gelassen haben, was bedeutet, dass wir Feuerholz mitnehmen müssen, so viel die Jeppas ohne Mühe tragen können.« Sie nagte an der Unterlippe. »Du wirst in dem Gelände nicht mit uns Schritt halten können. Spätestens übermorgen, befürchte ich, lässt es sich nicht länger vermeiden, dass du mit uns auf der Straße gehst.« Ihre blauen Augen hielten meinen Blick fest.
    »Wenn es sein muss, werde ich schon damit zurechtkommen.«

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