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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schau her.« Er zog den Fäustling aus. Dann hob er die Hand und zog die Fingernägel über die Wange. Trockene weiße Striemen entstanden. Er rieb daran, und die Haut blätterte ab. Auf dem Handrücken löste sie sich in großen Schuppen wie von aufgeplatzten Blasen.
    »Das sieht aus wie nach einem Sonnenbrand. Könnte es am Wetter liegen, dem du ausgesetzt warst?«
    »Auch das ist möglich. Nur, wenn es so ist wie beim letzten Mal, wird es ganz schrecklich anfangen zu jucken, und ich schäle mich am ganzen Körper. Und hinterher hat meine Haut etwas mehr Farbe. Siehst du eine Veränderung an meinen Augen?«
    Obwohl ich ihn gut und lange kannte, fiel es mir noch immer nicht leicht, seinem Blick zu begegnen. Hob diese farblose Iris sich tatsächlich ein wenig deutlicher von dem Weiß des Augapfels ab? »Ich kann es nicht genau beurteilen, aber es könnte sein, dass sie eine Spur dunkler geworden sind. Wie ein Glas Ale, das man gegen das Licht hält. Wie geht es weiter? Wirst du immer wieder solche Anfälle haben und mehr Farbe bekommen?«
    Er ließ sich Zeit mit der Antwort. »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Wie kannst du das nicht wissen? Wie haben denn deine Eltern ausgesehen?«
    »Wie du, natürlich. Wie Menschen. Irgendwo in meiner Ahnenreihe befand sich ein Weißer. In mir hat dieses alte Erbe sich wieder manifestiert, was äußerst selten vorkommt. Doch ich bin zu gleichen Teilen ein Mensch wie ein Weißer. Hast du gedacht, jemand wie ich wäre alltäglich bei meinem Volk? Ich habe es dir gesagt - ich bin eine Ausnahme, auch unter jenen, in deren Adern das gleiche gemischte Blut fließt. Glaubst du denn, Weiße Propheten würden in jeder Generation geboren? Nein. Innerhalb meiner Lebensspanne bin ich der einzige.«
    »Aber konnten nicht deine Lehrer mit all diesen Aufzeichnungen, die ihnen zur Verfügung standen, dir sagen, was dich erwartete?«
    Er lächelte, doch seine Stimme verriet Bitterkeit. »Meine Lehrer waren zu sehr davon überzeugt, dass sie genau wussten, was zu erwarten war. Sie wollten über mich, meine Studien und mein Wissen bestimmen. Sie wollten entscheiden, was mir an weiterem Wissen vermittelt werden sollte und wann. Als meine Prophezeiungen anders ausfielen, als sie es geplant hatten, waren sie nicht zufrieden mit mir. Sie versuchten, meine eigenen Worte für mich auszulegen! Es hatte in früheren Zeiten schon viele andere Weiße Propheten gegeben, doch als ich ihnen begreiflich zu machen versuchte, genau ich sei der Auserwählte für diese Epoche, da konnten sie das nicht hinnehmen. Eine Schrift nach der anderen legten sie mir vor, um mir meine Anmaßung deutlich zu machen. Doch je mehr ich las, desto sicherer war ich, Recht zu haben. Ich versuchte ihnen zu sagen, dass meine Zeit fast gekommen war. Sie wussten nichts anderes, als mir zu raten, ich solle warten und meine Studien vertiefen, um vollkommene Gewissheit zu erlangen. Wir haben uns nicht unbedingt im besten Einvernehmen getrennt. Ich nehme an, sie waren ziemlich perplex, dass ich in so jungen Jahren in die weite Welt hinausging, obwohl ich es ihnen seit Jahren prophezeit hatte.« Er schenkte mir ein merkwürdig entschuldigendes Lächeln. »Wenn ich damals geblieben wäre, um meine Lehrjahre zu beenden, vielleicht wüssten wir dann ja heute genauer, wie die Welt zu retten ist.«
    Mir sank der Mut. Die ganze Zeit hatte ich mich darauf verlassen, dass wenigstens der Narr wusste, wohin all unser Streben führte. »Wie viel weißt du wirklich von dem, was auf uns zukommt?«
    Er atmete tief ein und stieß erneut einen tiefen Seufzer aus. »Nur, dass wir es gemeinsam bestehen, Firlefitz. Nur, dass wir es gemeinsam bestehen.«
    »Ich dachte, du hättest all diese Schriften und Prophezeiungen studiert...«
    »Das habe ich. Und als ich jünger war, träumte ich viele Träume und hatte Visionen. Doch wie ich dir schon einmal gesagt habe, nichts passt je ganz wie maßgeschneidert. Es ist so, Fitz. Wenn ich dir Wolle zeigte und einen Webstuhl und eine Schere, würdest du alles betrachten und sagen: ›Oh, das ist der Mantel, den ich eines Tages tragen werde?‹ Doch wenn du den Mantel anhast, ist es leicht, rückblickend zu sagen: ›Aber natürlich, all diese Dinge haben den Mantel schon vorweggenommen.‹«
    »Wo liegt dann der Nutzen deiner Weisheit?«, fragte ich enttäuscht.
    »Der Nutzen?«, wiederholte er. »Hm. So habe ich das noch nie betrachtet. Der Nutzen.«
    Eine Zeitlang gingen wir schweigend nebeneinander her. Ich konnte

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