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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gefährte gewesen, bekannte ich reumütig.
    Ich verstehe das. Wir sind jetzt nicht mehr nur zwei. Wir sind jetzt ein Rudel.
    Du hast Recht. Aber heute Abend habe ich vor, mit dir zu jagen.
    Der Geruchlose kann ebenfalls mitkommen, wenn er möchte. Er könnte ein guter Jäger sein, wenn er es versucht, denn das Wild kann ihn nicht wittern.
    »Er bietet dir nicht nur an, die Beute zu teilen, er lädt dich auch ein, heute Abend mit uns auf die Jagd zu gehen.«
    Ich rechnete damit, dass der Narr ablehnte. Auch in Bocksburg hatte er nie das geringste Interesse an der Jagd bekundet; doch jetzt neigte er ernsthaft den Kopf in Nachtauges Richtung und sagte zu ihm: »Es wird mir eine Ehre sein.«
    Wir brachen das Lager ab und waren schon bald wieder unterwegs. Wie tags zuvor hielt ich mich neben der Straße und fühlte mich besser deswegen. Der Narr hatte beim Frühstück für drei gegessen und schien fast wieder der Alte zu sein. Er ging auf der Straße, blieb aber in Hörweite und unterhielt mich den ganzen Tag mit seinem fröhlichen Geplauder. Nachtauge spielte wieder abwechselnd Vor- und Nachhut, teilweise im Galopp. Wir alle schienen über die wärmere Witterung erleichtert zu sein. Der leichte Regen wurde bald von ständig wechselndem Sonnenschein abgelöst. Der Boden dünstete Feuchtigkeit und satten Erdgeruch aus. Nur meine ständige Sorge um Molly und eine nagende Furcht, dass dabei jederzeit Will und seine Spießgesellen in mein Bewusstsein eindringen konnten, raubten dem hellen Tag etwas von seinem Glanz.
    Unablässig gingen mir seltsame Gedanken durch den Kopf. Wo ich eine Blütenknospe sah, fragte ich mich, ob Molly sie für Duft oder Farbe bei ihrer Arbeit gebraucht haben würde. Ich fragte mich, ob Burrich eine Holzaxt so gut zu handhaben verstand wie eine Streitaxt, und ob es genügen würde, um meine Frau und Tochter vor Gefahren zu retten. Wenn Edel von ihnen wusste, würde er Soldaten schicken. Konnte er von ihnen wissen, ohne genau zu wissen, wo sie sich befanden?
    »Hör auf damit!«, schimpfte Krähe und versetzte mir einen leichten Schlag mit ihrem Wanderstock. Mit einem Ruck war ich wieder voll bei Bewusstsein. Der Narr schaute neugierig zu uns herüber.
    »Womit aufhören?«, fragte ich.
    »Dir diese Gedanken zu machen. Du weißt, was ich meine. Hättest du an etwas anderes gedacht, wäre es mir nicht gelungen, von hinten unbemerkt so nah an dich heranzukommen. Nimm dich also zusammen!«
    Widerwillig nahm ich mir die ungelöste Aufgabe vor, um mich darauf zu konzentrieren.
    »Das ist schon besser!«
    Plötzlich fiel mir etwas ein. »Was tust du eigentlich hier? Ich dachte, du und Merle, ihr führt die Jeppas?«
    »Wir sind zu einer Gabelung in der Straße gekommen - und zu einem weiteren Pfeiler. Bevor wir weitergehen, möchten wir, dass die Königin sich das ansieht.«
    Der Narr und ich eilten voraus und überließen es Krähe, noch weiter zurückzugehen und Kettricken Bericht zu erstatten. Wir fanden Merle auf einem verzierten Stück Mauerwerk am Straßenrand sitzend, während die Jeppas gierig ästen. Die Gabelung inmitten einer weiten, offenen Grasfläche wurde von einem großen, gepflasterten Kreis markiert, in dessen Mitte ein Monolith ähnlich dem Wegweiser in den Bergen stand. Er hätte von Moos und Flechten überwachsen sein müssen, aber der schwarze Stein war blank und glatt, bis auf etwas Staub, den Wind und Regen auf der Oberfläche abgelagert hatten. Während ich ihn betrachtete und die Inschriften studierte, inspizierte der Narr die nähere Umgebung. Ich fragte mich gerade, ob eins oder mehrere der Zeichen auf diesem Pfeiler mit denen übereinstimmten, die ich in der Stadt auf meine Karte übertragen hatte, als er plötzlich rief: »Hier hat einmal ein Dorf gestanden!« Er gestikulierte mit seinen Händen wild im Kreis herum.
    Ich schaute mich um. Tatsächlich, es gab hellere, vertiefte Streifen in der Wiese, wo das Gras auf alten, gepflasterten Gassen spärlicher wuchs. Eine breite, schnurgerade Bahn, ehemals vielleicht eine Prachtstraße oder ein Fernweg, prägte sich in das Grün und verschwand zwischen den Bäumen. Von Moos und Ranken dick ummantelte Erhebungen waren bei genauerem Hinschauen Mauerreste von Hütten und Krämerläden, die die Straße einst gesäumt hatten. Wo früher Herdfeuer gebrannt und die Hausbewohner sich zu Tisch gesetzt hatten, wuchsen nun Bäume. Der Narr entdeckte einen großen Steinklotz, kletterte hinauf und schaute sich nach allen Seiten um. »Es könnte

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