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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sehen, wie er sich anstrengen musste, mit mir Schritt zu halten, und ich wünschte mir nachträglich, es hätte eine Möglichkeit gegeben, eins der Pferde zu behalten und über den Geröllhang auf die andere Seite zu schaffen.
    »Kannst du die Zeichen lesen, aus denen sich das Wetter vorhersagen lässt, Fitz? Oder Wildfährten?«
    »Ein wenig, was das Wetter betrifft. Auf Wildfährten verstehe ich mich besser.«
    »Doch ob bei dem einen oder dem anderen, bist du immer sicher, Recht zu haben?«
    »Niemals. Man kann vieles nur vermuten, bis der nächste Tag anbricht oder bis man das Wild gestellt hat.«
    »So verhält es sich auch mit meinen Prophezeiungen. Ich weiß nie... Bitte lass uns rasten, wenn auch nur für einen Augenblick. Ich muss verschnaufen und einen Schluck Wasser trinken.«
    Zögernd tat ich ihm den Gefallen. Dicht neben der Straße lag ein bemooster Felsklotz, auf den er sich setzte. In einiger Entfernung standen Nadelbäume einer Art, die ich nicht kannte, doch es war eine wahre Augenweide, endlich wieder richtige Bäume zu sehen.
    Ich verließ die Straße, um mich neben ihn zu setzen, und spürte sogleich den Unterschied. Ihr Einfluss war subtil wie das Summen einer Biene, doch sobald er aufhörte, fühlte ich mich wie befreit. Ich gähnte, bis meine Ohren knackten, und plötzlich schien auch mein Kopf klarer zu werden.
    »Vor Jahren hatte ich eine Vision«, nahm der Narr den Faden wieder auf. Er trank noch einen Schluck Wasser und reichte mir anschließend den Schlauch. »Ich sah, wie sich ein schwarzer Bock von seinem Lager aus schwarzen Steinen erhob. Und als ich später dann vom Schiff aus zum ersten Mal die schwarzen Mauern von Bocksburg am Horiont aus dem schwarzen Meer aufsteigen sah, dachte ich bei mir: ›Aha, das war gemeint!‹ Nun sehe ich einen jungen Bastard mit dem Bock im Wappen auf einer Straße aus schwarzem Stein gehen. Vielleicht bezog sich der Traum auch darauf, ich weiß es nicht. Aber mein Traum wurde getreulich aufgezeichnet, und irgendwann, in künftigen Jahren, werden weise Männer beschließen, was er bedeutet hat. Wahrscheinlich lange nachdem wir beide gestorben sind.«
    Ich stellte die Frage, die mich seit langem beschäftigte. »Krähe sagt, es gäbe eine Prophezeiung über meine Tochter... Das Kind des Wandlers...«
    »Die gibt es«, bestätigte der Narr gelassen.
    »Dann glaubst du, Molly und ich werden Nessel an den Thron der Sechs Provinzen verlieren?«
    »Nessel. - Wirklich, der Name gefällt mir. Sehr sogar.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Stell sie mir in zwanzig Jahren noch einmal. Es ist so viel einfacher, wenn man auf etwas zurückblicken kann.« Der Seitenblick, mit dem er mich streifte, zeigte mir, dass es zwecklos war, weiter in ihn zu dringen. Ich versuchte es auf einem anderen Weg.
    »Dann bist du von so weit hergekommen, damit die Sechs Provinzen nicht in die Hände der Roten Korsaren fallen?«
    Er betrachtete mich auf eine seltsame Weise; dann trat ein Grinsen auf sein Gesicht, als wäre er über etwas bass erstaunt. »Das glaubst du also? Wir tun dies alles nur, um deine Sechs Provinzen zu retten?« Als ich nickte, schüttelte er den Kopf. »Fitz, Fitz. Ich bin gekommen, um die Welt zu retten. Dass die Sechs Provinzen von den Roten Korsaren erobert werden, ist nur das erste Steinchen, das die Lawine ins Rollen bringt.« Er hob die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß, die Roten Schiffe sind in deinen Augen Heimsuchung genug, aber das Leid, das sie deinem Volk zufügen, ist nicht mehr als ein Pickel am Hintern der Welt. Wäre das alles, dann ginge es nur um einen Haufen Barbaren, die anderen Barbaren das Land wegnehmen - nun, das hat es aber schon immer gegeben und wird es auch immer weiter geben. Nein. Sie sind der erste Tropfen Gift in einem Fluss. Fitz, kann ich wagen, dir alles zu offenbaren? Wenn wir versagen, wird dieses Gift sich unaufhaltsam ausbreiten! Dann wird die Entfremdung sich zu einem Brauch entwickeln, nein, vielmehr noch zu einer Lustbarkeit für den Adel. Sieh dir Edel an und seine ›Gerechtigkeit des Königs‹. Er ist bereits verseucht. Er reizt seinen Körper mit Drogen und betäubt seine Seele mit grausamen Vergnügungen. Ja, und von ihm springt die Seuche auf jene über, die um ihn sind, bis sie keine Freude mehr an einem Wettstreit haben, bei dem kein Blut fließt, bis Spiele nur noch dann amüsieren, wenn es dabei um Leben und Tod geht. Das kostbare Gut des Lebens wird mit Füßen getreten werden.

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