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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kaltem Schweiß bedeckt war. Der Narr konnte wohl kaum blasser werden als er schon war, doch auf seinem Gesicht lag ein fragender Ausdruck, als wäre er nicht ganz sicher, ob er wachte oder träumte. So wie sich unsere Blicke trafen, glaubte ich fast, einen entscheidenden Impuls von ihm zu spüren. Eine Verbindung innerhalb der Gabe, zwar dünn wie ein Spinnfaden, aber immerhin vorhanden. Wäre mein Bewusstsein von meiner Suche her nicht noch so offen für ihn gewesen, hätte ich es möglicherweise überhaupt nicht wahrgenommen.
    »Das hat mir nicht gefallen«, sagte er total erschöpft.
    »Es tut mir leid. Ich dachte, sie hätten dich in ihrer Gewalt. Deshalb bin ich auf die Suche nach dir gegangen.«
    Er bewegte schwach die Hand. »Nicht du. Ich meinte die anderen. « Er schluckte, als wäre ihm übel. »Sie waren in mir drin. In meinem Bewusstsein, in meinen Erinnerungen. Zerschlugen und besudelten, was sie vorfanden, und sie waren wie böse, ungezogene Kinder. Sie...« Seine Augen wurden glasig.
    »War es Burl?«, fragte ich behutsam.
    »Ja. Ja, das ist sein Name, obwohl er sich selbst kaum mehr daran erinnert. Will und Edel haben ihn zu ihrem Werkzeug gemacht. Durch ihn drangen sie in mich ein, weil sie glaubten, dich gefunden zu haben...« Seine Stimme wurde immer leiser. »Oder so scheint es zumindest. Woher sollte ich so etwas wissen?«
    »Die Gabe ermöglicht unerwartete Einsichten. Sie können nicht einfach dein Bewusstsein übernehmen, ohne einiges von sich selbst preiszugeben«, erklärte Krähe widerwillig. Sie nahm einen dampfenden Topf mit Wasser vom Glutbecken. Zu mir sagte sie: »Gib mir deine Elfenrinde.«
    Sofort griff ich nach meinem Packen, um die Elfenrinde hervorzukramen. Ich konnte aber der Versuchung nicht widerstehen, anzüglich zu bemerken: »Wenn ich mich recht entsinne, hieltest du dieses Mittel für eher schädlich als nützlich.«
    »Das ist es auch«, erwiderte sie schroff. »Für Gabenkundige. Doch für ihn, der sich nicht selbst zu schützen versteht, kann es durchaus hilfreich sein. Sie werden ihr Glück erneut versuchen, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Wenn sie auch nur für einen Augenblick in ihn eindringen können, werden sie ihn sofort dazu benutzen, um dich zu finden. Es ist ein alter Trick.«
    »Ein Trick, von dem ich ja noch nie gehört habe«, sagte ich ironisch, bevor ich ihr den Beutel reichte. Krähe zerbröckelte etwas Elfenrinde und goss kochendes Wasser darauf, dann verstaute sie wie selbstverständlich den Beutel in ihrem eigenen Packen. Ganz offensichtlich handelte es sich nicht um ein Versehen, dennoch schenkte ich mir die Frage, ob ich ihn wiederhaben könnte.
    »Wie kommt es, dass du so gut über die Gabe Bescheid weißt?«, erkundigte sich der Narr. Er schien wieder zu sich selbst zurückzufinden.
    »Vielleicht bin ich still gewesen und habe zugehört, statt Leuten dauernd neugierige Fragen zu stellen«, erwiderte Krähe bissig. »Jetzt trink das!« Wäre ich nicht so besorgt um ihn gewesen, hätte es mir durchaus Vergnügen gemacht zu sehen, wie dem Narren so kurzerhand über den Mund gefahren wurde.
    Der Narr nahm den Becher und richtete den Blick auf mich. »Und wie erklärst du, was zum Schluss geschehen ist? Sie hielten mich fest - und dann kam plötzlich und auf einmal Erdbeben und Sturmflut und Feuer über uns, und das alles gleichzeitig.« Er runzelte die Stirn. »Und im nächsten Moment war ich fort und in alle Winde verweht. Ich konnte mich selbst nicht mehr finden. Schließlich bist du gekommen...«
    »Hätte irgendjemand vielleicht die Güte, mir zu erklären, was heute Nacht passiert ist?«, fragte dann schließlich Kettricken leicht gereizt.
    Ich rechnete damit, dass Krähe ihr antworten würde, aber sie verharrte in Schweigen.
    Der Narr ließ den Becher sinken. »Es ist schwer zu erklären, meine Königin. Stellt Euch zwei Raufbolde vor, die in Euer Schlafgemach eindringen, Euch aus dem Bett zerren, schütteln und Euch dabei mit einem fremden Namen anschreien. Genauso war es bei mir. Und als meine zwei Raufbolde merkten, dass ich nicht Fitz war, wurden sie sehr zornig auf mich. Dann kam das Erdbeben, und ich wurde fallengelassen. Bildlich gesprochen, natürlich.«
    »Sie haben dich losgelassen?«, fragte ich erleichtert und wandte mich sofort an Krähe. »Dann sind sie nicht so klug, wie du befürchtet hast!«
    Krähe musterte mich mit einem konsternierten Blick. »Und du bist bei weitem nicht so klug, wie ich gehofft hatte«, brummte

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