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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Narreteien. Seid ihr beide wirklich so sehr mit Einfalt geschlagen, dass ihr nicht erkennt, in welcher Gefahr ihr schwebt? In welche Gefahr ihr uns alle mit eurer Verletzbarkeit bringt?« Ich schaute zu, wie sie mit sichtlicher Erbitterung meine Elfenrinde aus ihrem Bündel nahm und erneut den Topf aufsetzte. »Ich wüsste nicht, was ich sonst tun könnte«, bemerkte sie entschuldigend zu Kettricken.
    »Was hast du denn vor?«, fragte diese.
    »Ich werde wenigstens den Narren mit Elfenrinde betäuben. Dadurch wird er gegen sie abgeschirmt, und sie können seine Gedanken nicht lesen.«
    »Elfenrinde wirkt nicht auf diese Weise«, wandte ich ein.
    »Was du nicht sagst!« Krähe reckte streitlustig den Kopf in die Höhe. »Weshalb wurde sie dann von alters her zu diesem Zweck benutzt? Und wäre sie früh genug einem bestimmten königlichen Bastard verabreicht worden, dann hätte sie in ihm die Anlage zur Gabe abgetötet. - Abgesehen davon hat man das mehr als nur einmal tatsächlich getan.«
    Ich schüttelte trotzig den Kopf. »Ich habe sie jahrelang genommen, um nach dem Gebrauch der Gabe wieder zu Kräften zu kommen. Veritas ebenso. Und sie hat nie...«
    »Gütige Eda!«, rief Krähe aus. »Sag mir, dass du lügst!«
    »Welchen Grund hätte ich zu lügen? Elfenrinde wirkt belebend, wenn sich auch nachher eine gewisse Müdigkeit einstellt. Oft trug ich Elfenrindentee zu Veritas in seinem Gabenturm hinauf, um ihn zu stärken.« Ich verstummte, die Bestürzung auf Krähes Gesicht ließ mich stutzen. »Was ist?«
    »Elfenrinde ist bei allen Gabenkundigen als ein Mittel berüchtigt, das man meiden sollte«, erklärte sie. Alle im Zelt schienen den Atem anzuhalten. »Sie macht einen Menschen taub für die Gabe, so dass er weder selbst davon Gebrauch machen kann, noch andere ihn durch den Schleier hindurch mit der Gabe erreichen können. Man sagt ihr nach, dass sie in der Jugend sogar das Gabentalent zerstören und bei älteren Kundigen die Entwicklung behindern kann.« Sie schaute mich mitleidig an. »Du musst früher wirklich ein großes Potenzial besessen haben, um bis heute auch nur so viel übrig behalten zu haben.«
    »Das kann nicht sein«, sagte ich schwach. »Denk nach«, forderte sie mich auf. »Hast du je gefühlt, dass deine Gabe danach stärker geworden wäre?«
    »Was ist mit meinem Gemahl Veritas?«, warf Kettricken ängstlich besorgt ein.
    Krähe zuckte die Schultern. Sie wandte sich an mich. »Wann hat er angefangen, Elfenrinde zu nehmen?«
    Es fiel mir schwer, mich auf ihre Worte zu konzentrieren. So viele Dinge erschienen mir plötzlich in einem anderen Licht. Elfenrinde hatte fast immer gegen die hämmernden Kopfschmerzen geholfen, die mich nach längerem Gebrauch der Gabe peinigten, aber ich hatte nie versucht, gleich anschließend wieder mit der Gabe zu denken. Veritas hatte es getan, das wusste ich. Doch wie erfolgreich? Und mein unzuverlässiges Talent - konnte das etwa an der Elfenrinde gelegen haben? Wie ein Blitz traf mich die ungeheure Erkenntnis, dass Chade ein Fehler unterlaufen war, als er sie mir und Veritas gegeben hatte. Chade hatte einen Fehler gemacht. Nie wäre mir der Gedanke gekommen, Chade könne sich irren oder etwas falsch machen. Chade war mein Lehrer. Chade las und studierte und beherrschte das gesamte alte Wissen. Doch man hatte ihn nie den Gebrauch der Gabe gelehrt. Doch da er wie ich ein Bastard war, hatte man ihn nie in der Gabe unterwiesen.
    »FitzChivalric!« Kettrickens Befehlston riss mich aus meinen Gedanken.
    »Ah, soweit ich weiß, hat Veritas in den ersten Jahren des Krieges damit angefangen, als er der einzige Gabenkundige war, der zwischen uns und den Roten Schiffen stand. Ich glaube, er hatte bis dahin nie so intensiv seine Fähigkeiten genutzt, - und dann hat er sie ausgenutzt bis zur Erschöpfung. Deshalb fing Chade an, ihm Elfenrinde zu geben. Zur Stärkung.«
    Krähe schloss für einen Augenblick die Augen; dann schaute sie über meinen Kopf hinweg ins Leere. »Ungenutzt entfaltet sich die Gabe nicht«, sagte sie wie zu sich selbst. »Wird sie genutzt, beginnt sie zu wachsen und sich durchzusetzen, und man lernt fast instinktiv, auf wie viele Arten sie einem dienlich sein kann.« Ich nickte leicht zu ihren fast flüsternd gesprochenen Worten. Plötzlich richtete sie den Blick ihrer wissenden alten Augen in meine Richtung. »Ihr seid höchstwahrscheinlich alle beide durch die Elfenrinde in eurer Gabe beschränkt. Veritas, ein erwachsener Mann, könnte sich

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