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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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leichtsinnig.«
    »Natürlich bin ich das - ich bin der Narr. Fitz, was tun wir eigentlich hier?«
    »Ich zum Beispiel tue, was man mir aufträgt. Sobald meine Wache zu Ende ist, werde ich einen Ausflug in die Hügel unternehmen und Geißklee für einen Besen schneiden, damit ich Veritas die Steinsplitter wegfegen kann.«
    »Aha. Nun, wenn das keine angemessene Betätigung für einen Wandler ist. Und ein Prophet, was sollte der tun? Was schlägst du vor?«
    »Er könnte prophezeien, wann dieser Drache fertiggestellt sein wird. Ich fürchte, uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten, bis er vollendet ist.«
    Der Narr deutete ein Kopfschütteln an.
    »Was ist?«
    »Ich habe nicht das Gefühl, dass wir hierhergerufen wurden, um uns als Besenbinder und Harfenbauer zu betätigen. Mir kommt diese Ruhe trügerisch vor. Wie die Ruhe vor dem Sturm.«
    »Vielen Dank für diese Aufmunterung«, sagte ich missmutig, doch insgeheim fragte ich mich, ob er nicht vielleicht Recht hatte.
    »Wolltest du mir nicht erzählen, was letzte Nacht geschehen ist?«
    Als ich meinen Bericht beendet hatte, nickte der Narr anerkennend. »Ein tapferes und einfallsreiches Mädchen, deine Molly.« Dann betrachtete er mich mit schiefgelegtem Kopf. »Glaubst du, die Kleine wird die Alte Macht erben? Oder die Gabe?«
    Diese Frage beschäftigte mich, seit ich wusste, dass es Nessel gab. »Hoffentlich nicht«, entfuhr es mir, und dann wunderte ich mich über meine eigenen Worte.
    Schon beim ersten Schimmer der Morgendämmerung waren Veritas und Krähe munter. Sie tranken beide im Stehen einen Becher heiße Brühe und machten sich mit einer Ration Trockenfleisch auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Kettricken war ebenfalls aus Veritas’ Zelt zum Vorschein gekommen. Aus ihren dunklen Augenhöhlen und dem bitteren Zug um ihren Mund sprach tiefe Resignation. Sie trank nur ein paar Schlucke Brühe; dann stellte sie den Becher zur Seite und holte eine Decke aus ihrem Zelt, die zu einer Art Sack verknotet war.
    »Feuerholz«, erklärte sie wortkarg in Antwort auf meinen fragenden Blick.
    »Dann werden Nachtauge und ich Euch begleiten. Ich brauche Geißklee und einen langen Stock. Und Nachtauge braucht Bewegung, damit er nicht fett wird vom ständigen Fressen und Schlafen.«
    Und du hast Angst, ohne mich in den Wald zu gehen.
    Da es in diesen Wäldern Wildschweine geben soll, hast du vollkommen Recht.
    Vielleicht nimmt Kettricken ihren Bogen mit?
    Während ich erst noch im Begriff war, mich herumzudrehen und ihr den Vorschlag zu machen, hatte sie es bereits getan und den Bogen aus dem Zelt geholt.
    »Falls wir auf Wildschweine treffen«, meinte sie.
    Doch es sollte ein recht ereignisloser Ausflug werden. Außerhalb des Steinbruchs fand man eine hügelige und liebliche Landschaft vor. An einem Bach machten wir kurz Rast, um uns zu waschen und zu trinken. Ich bemerkte das Aufblitzen eines Salmlings im Wasser, und sofort wollte der Wolf fischen. Wir einigten uns darauf, dass wir erst die anderen Dinge erledigen und auf dem Rückweg unser Glück versuchen würden. Ich fand meinen Geißklee und auch einen langen, geraden Ast, der zum Besenstiel taugte. Anschließend füllten wir Kettrickens Schultersack mit Brennholz, und ich bestand darauf, ihn zu tragen, damit sie die Hände für den Bogen frei hatte. Wie versprochen machten wir dann erneut an dem Bach Halt. Nach kurzem Suchen fand ich am Ufer eine Stelle mit dichtem, überhängendem Pflanzenwuchs. Für Kettricken war das Fischegreifen neu; aber nach anfänglicher Ungeduld erwies sie sich als sehr geschickt. In dem Bach gab es eine Forellenart mit rosafarben getöntem Bauch, die ich nicht kannte. Wir fingen zehn davon. Ich nahm sie aus, und Nachtauge bekam wie üblich die Eingeweide. Kettricken steckte die Fische allesamt auf einen Weidenzweig, und wir gingen zurück zum Lager.
    Ich hatte nicht gemerkt, wie erholsam dieser Urlaub von den düsteren Schicksalsmächten gewesen war, bis wir wieder den schwarzen Pfeiler am Eingang des Steinbruchs vor uns sahen. Er wirkte auf mich ominöser denn je, fast wie ein mahnend erhobener Finger, der mir sagte, wahrlich, dies mag ein Augenblick der Ruhe sein, aber der Sturm wird kommen. So packte mich kurz das kalte Grausen, als ich an ihm vorüberging. Meine Empfänglichkeit für die Gabe schien wieder zuzunehmen. Eine verlockende Aura gebändigter Macht umgab den Pfeiler. Fast gegen meinen Willen blieb ich stehen, um die eingemeißelten Zeichen zu studieren.
    »Fitz? Kommst

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