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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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viele der Unseren für Geld an den König verraten wurden, von Nachbarn und sogar von Verwandten. Sein Gold wiegt schwer, und überdies verlangt er keine Beweise dafür, ob man tatsächlich vom Alten Blut ist. Seit vielen Jahren hat man nicht mehr so erbittert Jagd auf uns gemacht.«
    Ich wandte unbehaglich den Kopf zur Seite, weil ich den Grund für Edels Hass auf alle mit der Alten Macht kannte. Und sein Zirkel unterstützte ihn wahrscheinlich nach Kräften dabei, diesen Hass zu befriedigen. Mir wurde übel, wenn ich an die unschuldigen Menschen dachte, die Edels Willkür ausgeliefert wurden, damit er stellvertretend an ihnen seine Rachegelüste befriedigen konnte. Ich bemühte mich, mir nichts von meinem inneren Aufruhr anmerken zu lassen.
    Hilda kam zum Tisch, schaute, was es noch Gutes gab, dann nahm sie den Honigtopf zwischen die beiden Vordertatzen, schaukelte behäbig in ihre Ecke, setzte sich hin und machte sich genüsslich daran, den Topf auszuschlecken. Holly beobachtete mich unablässig. Ihre Augen verrieten nichts von dem, was in ihrem Kopf vorging.
    Rolf der Schwarze zuckte zusammen, als er sich im Bart kratzte und dabei plötzlich an ein altes Wundmal geriet. Er schenkte mir ein vorsichtiges, reumütiges Lächeln. »Glaub mir, ich habe Verständnis für deinen Wunsch, König Edel zu töten. Doch ich befürchte, es wird nicht so einfach zu bewerkstelligen sein, wie du dir das vorstellst.«
    Ich schaute ihn nur an, Nachtauge knurrte leise aus tiefer Kehle. Sofort merkte Hilda auf und plumpste auf alle viere nieder, während der Honigtopf über den Boden rollte. Rolf der Schwarze warf ihr einen Blick zu, und sie setzte sich wieder hin, doch nicht ohne mich und Nachtauge misstrauisch mit ihren stechenden Augen zu fixieren. Meiner Ansicht nach gibt es nichts Angsteinflößenderes, als von einem ärgerlichen Braunbären angestarrt zu werden. Ich rührte mich nicht. Holly richtete sich auf, blieb aber ruhig. Über uns, im Dachgebälk, rüttelte ihr Falke Terzel sein Gefieder.
    »Wenn ihr all eure Pläne und Rachegelüste in die Welt hinausposaunt, braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn andere davon wissen. Ich glaube nicht, dass ihr - wenn überhaupt - vielen vom Alten Blut begegnen werdet, die König Edel ergeben sind. Um die Wahrheit zu sagen, die meisten sind wahrscheinlich bereit, euch zu unterstützen, wenn ihr sie bittet. Dennoch ist bei einem Vorhaben wie diesem Verschwiegenheit geboten.«
    »Dein Lied von vorhin hat dich als jemanden ausgewiesen, der meine Gefühle teilt«, entgegnete ich ruhig. »Und vielen Dank auch für deine Warnung. Doch Nachtauge und ich haben früher schon darauf achten müssen, nicht entdeckt zu werden. Und nachdem wir nun wissen, wie groß die Gefahr ist, belauscht zu werden, können wir uns darauf einstellen. Eine Frage habe ich: Was kümmert es die Stadtsoldaten von Kräheneck, wenn ein Mann ein wenig über den Durst getrunken hat und ein Spottlied singt über den... König?« Ich musste mir das letzte Wort buchstäblich abringen.
    »Gar nicht, wenn die Soldaten Einheimische wären. Aber das ist hier wie woanders am Fernweg längst nicht mehr der Fall. Es sind Gefolgsleute des Königs, die das Wappen von Kräheneck tragen und aus der Stadtkasse entlohnt werden, aber trotzdem wahren sie einzig seine Interessen. Edel trug kaum zwei Monate die Krone, da hat er diese Neuerung eingeführt. Er behauptet, dass es der Gerechtigkeit dient, wenn alle Stadtsoldaten Ortsfremde sind. Seine Männer seien es, die unvoreingenommen für die Einhaltung der Gesetze der Sechs Provinzen sorgen. Nun, du hast gesehen, wie sie dem Gesetz Geltung verschaffen - hauptsächlich, indem sie jedem armen Tropf die Taschen ausleeren, der dem König auch nur annähernd auf die Zehen tritt. Und diese zwei in Kräheneck sind noch nicht so schlimm wie manche anderen, von denen ich gehört habe. Unten in Sandbeuge, so wird erzählt, haben Beutelschneider und Diebe ein angenehmes Leben, solange die Wache nur ihren Anteil bekommt. Die Ratsherren besitzen nicht die Befugnis, die Störenfriede zu entlassen, die der König ihnen als Laus in den Pelz gesetzt hat. Es ist ihnen auch nicht erlaubt, sie durch Männer ihres Vertrauens zu ersetzen.«
    Das hörte sich ganz nach Edel an. Ich fragte mich, wie weit seine Machtbesessenheit und sein Verfolgungswahn ihn noch treiben würden. Würde er sogar seine Spitzel bespitzeln lassen? Tat er es womöglich schon? Wie auch immer, die Zukunft der Sechs Provinzen sah düster

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