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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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versöhnten. Voller Gedanken schnaufte er einige Male gedankenvoll. Ich fragte mich voller Unbehagen, ob ich von meinem Wolf inzwischen schon so viele Verhaltensweisen angenommen hatte, wie er von seinem Bären und Holly von ihrem Falken.
    »Werdet ihr wenigstens über Nacht bleiben?«, fragte er unvermittelt.
    »Wir finden es beide angenehmer, im Dunkeln zu marschieren«, antwortete ich bedauernd.
    Er nickte verständnisvoll. »Nun, ich wünsche euch viel Glück und Erfolg bei eurem Vorhaben. Ihr seid herzlich eingeladen, hier in Frieden zu verweilen, bis der Mond aufgeht, wenn ihr es möchtet.«
    Ich hielt kurz Rücksprache mit Nachtauge, dann nahmen wir das Angebot dankbar an. So fand ich auch Gelegenheit, die Wunde an Nachtauges Schulter zu untersuchen, und sie gefiel mir nicht. Ich strich etwas von Burrichs Salbe darüber, dann legten wir uns draußen in den Schatten und verdösten den Rest des Nachmittags. Uns beiden tat es gut, einmal sorglos in der Gewissheit ruhen zu können, dass andere über uns wachten. Es war der erholsamste Schlaf seit dem Beginn unserer Reise. Als ich aufwachte, stellte ich fest, dass Rolf der Schwarze uns Fisch, Honig und Brot als Wegzehrung bereitgestellt hatte. Von dem Falken war nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatte er sich für die Nacht auf einen Baum zurückgezogen. Holly stand vor der Tür und betrachtete uns schläfrig.
    »Geht mit Vorsicht, geht mit Bedacht«, ermahnte Rolf uns, nachdem wir ihm gedankt und seine Geschenke eingepackt hatten. »Wandelt auf den Pfaden, die Eda euch geöffnet hat.«
    Er verstummte, als erwarte er eine Antwort. Offenbar gab es auf diesen Gruß eine übliche Erwiderung, die ich nicht kannte, deshalb wünschte ich ihm einfach alles Gute, und er nickte dazu.
    »Du weißt, dass du wiederkommen wirst«, fügte er noch hinzu.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Aber ich danke dir für deine Gastfreundschaft und deinen Rat.«
    »Nein. Ich weiß, dass du wiederkommst. Es hat nichts damit zu tun, ob du von mir lernen willst oder nicht. Du wirst merken, dass du meine Unterweisung brauchst. Du bist nicht wie gewöhnliche Menschen. Sie glauben, sie haben ein Recht auf alle Tiere - sie zu jagen und zu essen, sie zu unterjochen und über ihr Leben zu bestimmen. Du weißt, du hast kein Recht zu solcher Herrschaft. Dein Pferd trägt dich ohne Zwang auf seinem Rücken, genau wie der Wolf aus freiem Willen an deiner Seite jagt. Du besitzt ein tieferes Verständnis von deiner eigenen Stellung in dieser Welt. Nicht sie zu beherrschen, ist das, woran du glaubst, sondern ein Teil von ihr zu sein. Man braucht sich weder als Jäger noch als Gejagter zu schämen. Mit der Zeit wirst du bemerken, dass du Fragen hast, die einer Antwort bedürfen. Was tun, wenn dein Freund sich einem Rudel seiner Artgenossen anschließen will? Sei versichert, der Augenblick wird kommen. Was soll er tun, gesetzt den Fall, du nimmst eine Frau und hast ein Kind? Wenn für einen von euch die Zeit zu sterben kommt - was unausweichlich ist -, wie findet der andere sich damit ab und wie lebt er sein Leben weiter? Irgendwann wirst du dich nach anderen deiner Art sehnen. Du musst wissen, wie man sie spürt und wie man sie findet. Es gibt Antworten auf diese Fragen. Es sind die Antworten des Alten Blutes, die zu verstehen, zu erfassen, mehr braucht als einen Tag oder eine Woche. Du musst diese Antworten bekommen. Und du wirst zurückkehren, um sie dir zu holen.«
    Ich senkte den Blick auf die braune Erde des ausgetretenen Waldpfads. Plötzlich hätte ich selbst nicht mehr schwören mögen, dass ich nie hierher zurückkehren würde.
    Hollys Stimme ertönte leise, aber klar aus dem Hintergrund. »Ich glaube an das, was du vorhast zu tun. Ich wünsche dir Erfolg, und ich würde dir helfen, wenn ich könnte.« Rolf und sie schauten sich an. Offenbar ging es um eine Sache, die sie besprochen hatten, ohne sich einigen zu können. »Bist du in Not, dann richte deine Sinne auf die vom Alten Blut aus, und bitte all jene, die dich erhören, um Nachricht an Holly und Terzel in Kräheneck. Wer deinen Ruf vernimmt, eilt vielleicht herbei, um dir zu helfen, und selbst wenn nicht, - sie werden mich von dir wissen lassen, und ich werde tun, was in meiner Macht, steht.«
    »Wir werden tun, was in unserer Macht steht«, berichtigte Rolf. »Aber du wärst besser beraten hierzubleiben und erst zu lernen, wie du dich schützen kannst.«
    Ich nickte zu seinen Worten, war jedoch insgeheim entschlossen, keinen von ihnen in

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