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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Bewegung warm. Die Sonne brannte mich fast so dunkel, wie mein Wolf es war. Körperlich war ich in ausgezeichneter Verfassung. Was allein die Kraft anging, konnte ich mich vielleicht nicht mit dem Fitz am Ruder der Rurisk vergleichen, ich hatte auch nicht mehr seine ausgeprägte Muskulatur. Dennoch fühlte ich mich gesund und geschmeidig und leistungsfähig. Ohne müde zu werden, konnte ich die ganze Nacht neben einem Wolf hertraben. Ich war ein behendes, sich lautlos bewegendes Raubtier und bewies mir wieder und wieder meine Uberlebensfähigkeit. Der lange Marsch half mir, einen großen Teil des Selbstvertrauens zurückzugewinnen, das Edel zerstört hatte. Nicht, dass mein Körper alles vergeben und vergessen hatte, was ihm angetan worden war, doch ich lernte, mit seinen immer wieder stechenden Schmerzen und Narben zu leben. Fast schon war der Kerker Vergangenheit geworden, und ich ließ nicht zu, dass die Finsternis am Ende meines Weges diese goldenen Tage überschattete. Nachtauge und ich wanderten, jagten und schliefen. Alles war so einfach und gut, so dass ich vergaß, es schätzen zu lernen - bis ich es verlor.
    Wir waren in der Dämmerung zum Flussufer hinuntergegangen, um uns satt zu trinken, bevor wir zu unserer nächtlichen Etappe aufbrachen. Doch plötzlich erstarrte Nachtauge, ließ sich auf den Boden nieder und richtete den Blick gespannt in eine bestimmte Richtung. Ich folgte seinem Beispiel, und selbst meine stumpfsinnige Nase fing eine fremde Witterung auf. Was und wo?, fragte ich.
    Ich sah sie, bevor er antworten konnte. Zierliche Rehe, die in den Abendschatten zu ihrer Tränke am Fluss entgegenstrebten. Die anmutigen Geschöpfe waren nicht viel größer als Nachtauge und trugen auf dem Kopf statt eines Geweihs ziegenähnliche, gedrehte Hörner, die sich im Licht des Vollmonds schwarz und glänzend darboten. Ich kannte sie nur aus einem alten Tierbuch Chades, aber mir wollte nicht einfallen, wie sie hießen.
    Abendessen?, schlug Nachtauge begehrlich vor, und ich war sofort einverstanden. Man konnte absehen, dass sie dicht und in genau dem richtigen Abstand an uns vorbeikommen würden, um sie mit einem Satz zu erreichen. Die Rehe, vielleicht ein Dutzend, kamen näher; der Geruch des kühlen Wassers machte sie unvorsichtig. Wir ließen die ersten passieren, um uns ein Tier aus dem Pulk der Nachdrängenden zu holen, doch im selben Augenblick, als Nachtauge sich zum Sprung duckte, stieg ein lautes und langgezogenes Wolfsgeheul zum Nachthimmel empor.
    Nachtauge zuckte in die Höhe, wobei ihm ein ängstliches Winseln entfuhr. In einer wahren Explosion stoben die Rehe mit trommelnden Hufen davon und ergriffen die Flucht, obgleich keiner von uns mehr daran dachte, sie zu verfolgen. Unsere Mahlzeit verflüchtigte sich in einer Wolke aus Staub. Ich schaute ihnen betrübt hinterher; Nachtauge jedoch schien dies nicht einmal zu bemerken.
    Mit offenem Maul stieß er merkwürdige Klagelaute aus, seine Kiefer mahlten krampfhaft, als versuche er sich seiner eigenen Stimme zu erinnern. Das Herz schlug mir bis zum Hals, so stark hatte ich den Schock mitempfunden, der ihn durchfuhr, als der fremde Wolf in der Ferne seine Stimme erhob. Hätte meine eigene Mutter mich aus der Dunkelheit beim Namen gerufen, - die Erschütterung hätte nicht größer sein können. Mehrstimmiges Heulen und Kläffen ertönte von einer kleinen Anhöhe nördlich von uns, und der erste Wolf fiel in den Chor der Stimmen mit ein. Nachtauge schaute von einer Seite zur anderen; dabei winselte er aus voller Kehle und warf dann plötzlich den Kopf zurück, um seinerseits laut und schluchzend loszuheulen. Schlagartig wurde es still. Schließlich kam die Antwort des Rudels, die dem Fremdling sagte, dass man ihn gehört hatte.
    Nachtauge warf mir einen flüchtigen, fast reumütigen Blick zu und stürmte dann doch davon. Ungläubig schaute ich zu, wie er schnurstracks auf die Anhöhe zuhielt; dann befreite ich mich von meiner Erstarrung und setzte ihm nach. Er hatte bereits einen großen Vorsprung, doch als er merkte, dass ich ihm folgte, wurde er langsamer, drehte sich um und schaute mir entgegen.
    Ich muss allein gehen, gab er mir ernst zu verstehen. Warte hier auf mich . Er warf sich wieder herum und wollte weiterlaufen.
    Panik durchflutete mich. Warte! Du kannst nicht allein gehen. Sie sind nicht von deinem Rudel. Wir sind Eindringlinge. Sie werden dich angreifen. Halte dich lieber fern von ihnen.
    Ich kann nicht anders, antwortete er. Seine

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