Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Diesmal jedoch war ich allein und zu Fuß, und der Mann, den ich töten wollte, war mein leiblicher Onkel, und das Todesurteil hatte ich aus eigener Vollmacht gefällt. Manchmal erfüllte mich diese Tatsache mit tiefer Befriedigung. Andere Male erschreckte es mich, keine höhere Instanz mehr über mir zu wissen, die mein Tun verantwortete und für seine Richtigkeit einstand.
    Ich hielt das mir selbst gegebene Versprechen und mied inzwischen die Gesellschaft von Menschen. Wir hielten uns immer in Sichtweite von Straße und Fluss auf, doch Ansiedlungen umgingen wir in weitem Bogen. Letzteres gestaltete sich in diesem offenen Gelände schwieriger, als man es sich vielleicht vorstellt. Es war eine Sache, sich ungesehen an einem kleinen Weiler im Herzogtum Bock vorbeizuschleichen, der dazu noch in eine Flussbiegung eingeschmiegt inmitten dichter Wälder angesiedelt liegt. Erheblich mehr Geschick erfordert es dagegen, sich in einer Weiden und Feldlandschaft zu bewegen, ohne irgendwelche Hunde auf zuschrecken oder jemandes Misstrauen zu erwecken. Bis zu einer bestimmten Grenze vermochte ich es, Hunde davon zu überzeugen, dass wir nichts Böses im Schilde führten - falls es sich nicht gerade um die bissigsten aller Köter handelte. Die meisten Hunde auf Bauernhöfen hegen ein ausgeprägtes Misstrauen gegen Wölfe, das mit keiner Beteuerung unserer Harmlosigkeit zu lindern war, und ältere Hunde neigen überdies dazu, einem Menschen, der sich mit einem Wolf eingelassen hatte, den gleichen Argwohn entgegenzubringen. Mehr als einmal mussten wir Reißaus nehmen. Die Alte Macht verlieh mir zwar die Fähigkeit, mit einigen Tieren zu kommunizieren, doch sie war keine Garantie dafür, dass man mir auch Gehör oder Glauben schenkte.
    Außerdem erforderte die Jagd in diesem offenen Gelände eine Umstellung. Die kleineren Tiere waren in der Regel Höhlenbewohner, die in Völkern zusammenlebten, und das Großwild lief uns in der Ebene einfach davon. Deshalb vergeudeten wir viel Zeit bei der Jagd. Gelegentlich fand ich einen unbewachten Hühnerstall und schlich mich hinein, um den Hühnern die Eier zu plündern. Ich hatte auch keinerlei Skrupel, in den Obstgärten Pflaumen und Kirschen zu stehlen. Unsere ergiebigste Beute war ein unerfahrenes junges Haragar, eins der gezähmten Wildschweine, die einige der Nomadenstämme sich als Fleischvorrat hielten. Uns kümmerte nicht, von welcher Herde sich dieses Jungtier verlaufen hatte, stattdessen führten wir es umstandslos seiner naturgegebenen Bestimmung zu. Nachtauge durfte sich nach Herzenslust den Bauch vollschlagen, dann stellte ich unsere Freundschaft auf eine harte Probe, als ich den Rest des Fleisches in Streifen und Scheiben schnitt, die ich anschließend in der Sonne über einem langsam brennenden Feuer dörrte. Es dauerte lange, das durchwachsene Fleisch zur Haltbarkeit zu behandeln, doch in den folgenden Tagen half uns dieser Notvorrat dann doch immerhin, schneller voranzukommen. Wenn sich die Gelegenheit bot, machten wir Beute, wenn nicht, konnten wir eben auf das Dörrfleisch zurückgreifen.
    So wie wir dem Lauf des Bocksflusses folgten, kamen wir langsam, aber stetig in nordwestlicher Richtung voran. Als wir uns der bedeutenden Handelsstadt Turlake näherten, schlugen wir einen weiten Bogen um sie herum und orientierten uns eine Zeitlang nur noch ausschließlich nach den Sternen. Nachtauge war mehr als einverstanden mit diesem neuen Weg, der uns zu dieser Jahreszeit über weite Ebenen mit Riedgräsern führte. Oft erspähten wir in der Ferne Viehherden mit Rindern, Schafen oder Ziegen und gelegentlich Haragar. Von den Nomaden sahen wir nicht mehr als ab und zu einen Reiter am Horizont oder ihre Feuer zwischen den kegelförmigen Zelten, die sie aufschlugen, wenn sie an einem Platz länger zu bleiben gedachten.
    In den Tagen und Nächten unserer Wanderschaft wurde ich wieder zu einem Wolf an der Seite eines Wolfs. Doch diesmal war ich mir dessen bewusst und sah deshalb keine Gefahr darin. Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube sogar, es tat mir gut. Mit einem Menschengefährten wäre das Leben weit schwieriger gewesen. Wir hätten über den genauen Reiseweg diskutiert, über den Proviant und unser weiteres Vorgehen, sobald wir Fierant erreichen würden. Der Wolf und ich aber legten zügig Meile um Meile zurück, wobei wir ganz und gar auf die Bedürfnisse unseres Körpers ausgerichtet waren. Während dieser Zeit wuchsen wir enger und enger zusammen.
    Die Worte Rolfs des Schwarzen

Weitere Kostenlose Bücher