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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ging weg, um Feldmäuse zu jagen. Er schien mit der Entwicklung der Dinge ganz zufrieden zu sein.
    Wie schon gewohnt, ereilte mich wieder der Ruf aus Bearns, als ich mich von ihm entfernte. Dort brannte ein weiteres Dorf.
    So wie ich erwachte, fühlte ich mich niedergeschlagen und mutlos. Statt meinen Weg fortzusetzen, machte ich aus Treibholz ein kleines Feuer, setzte Wasser auf und kochte mir eine Art Eintopf aus den eingesammelten Wurzeln, gewürfeltem Trockenfleisch und etwas wildem Grünzeug, was ich mit einer Prise von meinem kostbaren Salzvorrat würzte. Leider war der Kalkige Geschmack des Wassers vorherrschend. Von dem warmen Essen satt und müde, schüttelte ich meinen Winterumhang aus, wickelte mich darin zum Schutz vor nächtlichen Blutsaugern ein und verfiel in Schlaf.
    Nachtauge und der Leitwolf standen sich in großem Abstand gegenüber. Sie schätzten einander ab, forderten sich aber nicht gegenseitig heraus. Trotzdem hielt Nachtauge die Rute gesenkt. Der Leitwolf war hagerer als Nachtauge und sein Fell war schwarz. Er trug von Kampf und Jagd viele Narben, und seine Haltung verriet großes Selbstvertrauen. Nachtauge bewegte sich nicht. Nach einer Weile entfernte sich der große Rüde, hob an einem Grasbüschel das Bein und richtete seinen Strahl dagegen. Er scharrte mit den Vorderpfoten die Erde auf; dann schritt er davon, ohne sich noch einmal umzuschauen. Nachtauge setzte sich hin und dachte nach.
    Am Morgen stand ich auf und nahm die nächste Etappe in Angriff. Vor zwei Tagen hatte Nachtauge mich verlassen. Erst vor zwei Tagen, aber mir schien es viel länger her zu sein. Wie maß er wohl die Zeit unserer Trennung? Keinesfalls nach Tagen und Nächten. Er war fortgegangen, um etwas herauszufinden, und sobald er es herausgefunden hatte, war die Zeit unserer Trennung vorüber, und er würde zurückkommen. Doch was genau wollte er eigentlich herausfinden? Wie es war, ein Wolf unter Wölfen zu sein, Teil eines Rudels? Wenn sie ihn bei sich aufnahmen, was dann? Würde er mit ihnen ziehen und für wie lange: einen Tag, eine Woche, eine ganze Jahreszeit? Wie lange würde es dauern, bis ich aus seinem Bewusstsein in immergestrige Vergessenheit hinabgesunken war?
    Weshalb sollte er zu mir zurückkehren wollen, wenn dieses Rudel tatsächlich bereit war, ihn aufzunehmen?
    Erst nach einer geraumen Weile brachte ich es fertig, mir die Wahrheit einzugestehen, dass ich mich nämlich ebenso gekränkt und verletzt fühlte, als hätte mich unter den Menschen ein alter Freund stehenlassen, um sich einem anderen Kreis zuzuwenden. Mir war danach, den Kopf in den Nacken zu legen und zu heulen, um Nachtauge meine Einsamkeit spüren zu lassen, doch ich beherrschte mich. Er war kein Hund, den man bei Fuß kommandierte. Er war ein Freund, und wir hatten eine Zeitlang denselben Weg gehabt. Welches Recht hatte ich also, von ihm zu verlangen, auf eine Gefährtin zu verzichten und auf ein eigenes Leben unter seinesgleichen, nur um mir Gesellschaft zu leisten? Ich hatte gar kein Recht dazu, nicht das geringste.
    Gegen Mittag stieß ich auf einen Pfad, der wieder am Ufer entlangführte. Bis zum frühen Abend war ich an etlichen kleinen Gehöften vorbeigekommen und an Feldern, auf denen hauptsächlich Melonen und Getreide angebaut wurden. Ein Netz von Bewässerungsgräben leitete Wasser vom Fluss zu den Ackern. Wahrscheinlich wegen der Hochwassergefahr standen die Torfhütten in einiger Entfernung vom Flussufer. Ich war von Hunden angebellt und von einer Herde fetter weißer Gänse wild angeschnattert worden; doch Menschen hatte ich nur aus der Ferne gesehen, zu weit weg, um ihnen einen Gruß zuzurufen. Der Pfad hatte sich derweil zu einem Feldweg mit tief eingefahrenen Wagenspuren verbreitert.
    Der Himmel war wolkenlos und die Sonne brannte mir auf Kopf und Rücken. Hoch über mir hörte ich den schrillen Ruf eines Falken. Ich schaute zu ihm auf, wie er sich mit ausgebreiteten Schwingen von den Winden tragen ließ. Dann schrie er erneut, legte die Flügel an und stieß auf mich herab. Wahrscheinlich hatte er auf einem Feld in der Nähe einen kleinen Nager erspäht. Ich beobachtete seinen Sturzflug, doch erst im letzten Augenblick wurde mir klar, dass er es wahrhaftig auf mich abgesehen hatte. Erschrocken warf ich zum Schutz den Arm hoch und spürte den scharfen Luftzug seiner rudernden Schwingen, als er zur Landung ansetzte. Seine Krallen bohrten sich mir schmerzhaft ins Fleisch.
    Mein erster Gedanke war, dass es sich um einen

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