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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die Mäuse ein Schmarotzer zu sein? Nein. Wenn wir nicht Rudelbrüder sind, dann schulde ich dir gar nichts, am allerwenigsten Gehorsam. Ich werde nicht hierbleiben. Ich werde leben, wie es mir gefällt.
    Darin lag ein schlauer Unterton. Er verbarg etwas, doch ich erriet, was es war. Du kannst tun, was du willst, Cub, nur eins nicht. Du darfst mir nicht zurück nach Bocksburg folgen. Ich verbiete es.
    Du verbietest? Du verbietest? Verbiete dem Wind, um dein steinernes Haus zu wehen, oder dem Gras, in der Erde zu wachsen, die es umgibt. So viel Recht hast du. Du verbietest.
    Er schnaufte verächtlich und wandte sich von mir ab. Ich nahm alle Willenskraft zusammen und sprach ein letztes Mal zu ihm. »Cub!«, sagte ich mit meiner Menschenstimme. Verblüfft drehte er sich wieder herum. Der Ton, in dem ich gesprochen hatte, veranlasste ihn, die Ohren zurückzulegen. Er wollte mir trotzig die Zähne zeigen, doch ich kam ihm zuvor und drang mittels meiner Gabe auf ihn ein. Es war etwas, das ich schon immer gekonnt hatte, so wie man instinktiv die Hand vor der Hitze der Flamme zurückzieht. Allerdings machte ich nur selten davon Gebrauch, denn Burrich hatte die Kraft einmal gegen mich gewendet, und ich traute ihr nicht immer. Diesmal war ich nicht so behutsam mit Cub wie damals, als er im Käfig saß. Meine Sinnesattacke traf ihn wie ein körperlicher Angriff. Er machte einen weiten Satz nach hinten, dann stand er mit gespreizten Beinen und fluchtbereit im Schnee. Seine Augen waren vor Schrecken weit geöffnet.
    »GEH!«, schrie ich ihn an, Menschenwort, Menschenstimme und gleichzeitig drang ich erneut mit aller Macht auf ihn ein. Er floh vor lauter Panik mit schwerfälligen Sätzen und Sprüngen durch den tiefen Schnee. Ich hielt mich zurück und folgte ihm nicht nach, auch um Sicherzugehen, dass er nicht noch ein mal stehenblieb. Nein. Es war vorbei. Was ich da getan hatte, war mehr, als mich nur von ihm zurückziehen. Ich hatte jede Verbindung zwischen ihm und mir endgültig durchtrennt. Doch während ich auf die Stelle im Unterholz starrte, wo er verschwunden war, fühlte ich eine innere Leere, die wie ein brennendes Prickeln von etwas war, das nicht mehr da ist und das einem fehlt. Vergleichbares habe ich von Leuten gehört, denen ein Glied ihres Körpers amputiert wurde. Das Suchen des Körpers nach einem Teil, der unwiederbringlich verloren ist.
    Ich verließ die Hütte und begann den Marsch nach Hause. Je weiter ich ging, desto größer wurde der Schmerz. Es war kein körperlicher Schmerz, aber ein besserer Vergleich fällt mir nicht ein. Er glich einem Gefühl, das sich so roh und nackt anfühlte, als hätte man mir die Haut abgezogen und das Fleisch von den Knochen. Es erschien mir schlimmer als damals, als Burrich mir Nosy wegnahm, denn dieses Mal hatte ich es mir selbst zugefügt und trug ganz allein die Verantwortung für mein Handeln. So wirkte sogar der sonnenhelle Nachmittag weit düsterer auf mich als die Dunkelheit vor Tagesanbruch. Ich versuchte mir einzureden, dass ich keinen Grund hatte, mich zu schämen. Ich hatte getan, was notwendig war. So wie bei Virago. Nicht daran denken. Nein. Cub würde sich an das neue Leben gewöhnen. In der Freiheit war er besser aufgehoben als bei mir. Was für ein Dasein wäre das gewesen für dieses Geschöpf der Wildnis, sich im Revier des Menschen herumzudrücken, immer in Gefahr, entdeckt zu werden, ob von Hunden, von Jägern oder nur durch einen Zufall? Vielleicht war er allein, vielleicht war er einsam, doch er war frei. Ich fühlte mich versucht, in die Weite zu spüren, ob ich ihn vielleicht noch wahrnehmen konnte, um sein Bewusstsein zu erreichen; doch ich blieb standhaft und errichtete einen gedanklichen Schutzwall. Die Trennung sollte endgültig sein. Er würde mir nicht folgen. Nicht, nachdem ich ihn mit solcher Entschiedenheit zurückgestoßen hatte. Nein. Ich stapfte weiter und widerstand dem Impuls, über die Schulter zurückzublicken.
    Wäre ich nicht so tief in Gedanken versunken, so sehr da rauf bedacht gewesen, mich in mir selbst zu verschanzen, dann hätte mich vor dem Kommenden vielleicht eine Warnung erreicht. Doch ich bezweifle es. Die Macht war mir nie eine Hilfe gegen Entfremdete gewesen. Ich weiß nicht, ob sie mich verfolgt hatten oder ob ich nichtsahnend an ihrem Versteck vorbeimarschiert war, - jedenfalls kam ihr Angriff für mich aus heiterem Himmel. Etwas Schweres prallte gegen meinen Rücken, und ich fiel vornüber in den Schnee. Zuerst

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