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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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aufgeladen, als läge ein Gewitter in der Luft. Auch Burrich schien dies zu spüren, denn er warf mir einen kurzen Blick zu und zwang sich dann, still zustehen wie ein Soldat beim Appell, während Veritas im Zimmer umherwanderte.
    »Nein. Diese Arbeit ist es nicht, was ich mir für ihn wünsche. Sie ist nicht, was ich mir für mich selbst wünschen würde. Wäre er doch in ruhigeren Zeiten geboren! Wäre er doch im Ehebett geboren worden und mein Bruder wäre noch Anwärter auf den Thron! Aber man lässt uns keine Wahl, weder ihm noch mir. Oder dir, Freund Burrich. Er tut seine Pflicht, wie wir alle. Verflucht, aber Kettrickens Ansicht ist die richtige. Der König ist der Diener des Volkes. Das gilt auch für seinen Neffen. Es war ein Blutbad dort oben, ich weiß, wovon du sprichst. Ich sah Blade zur Seite gehen und sich übergeben, nachdem er einen Blick auf den kindlichen Leichnam geworfen hatte; ich sah, wie er auch um Fitz einen Bogen machte. Wie der Junge - wie Fitz das überleben konnte, das übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Indem er tat, was getan werden musste, nehme ich an. Was also soll ich tun, guter Mann? Was soll ich tun? Ich kann nicht auf ihn verzichten. Ich brauche ihn. Ich brauche ihn für diesen hässlichen, heimlichen Krieg, denn er ist der Einzige, der dazu fähig und darin ausgebildet ist. Aus demselben Grund schickt mein Vater mich in diesen Turm und verlangt von mir, mit hinterhältigen, unsauberen Mordanschlägen meinen Verstand zu vergiften. Was immer Fitz tun muss, auf welche Fähigkeiten er zurückgreifen muss…« - mein Herz stand still, der Atem strömte mir wie Eis in die Lungen - »… lassen wir ihn gewähren. Weil es nur um eins geht, nämlich zu überleben. Weil …«
    »Es ist mein Volk.« Erst als beide herumfuhren und mich anstarrten, merkte ich, dass ich laut gesprochen hatte. Es folgte eine plötzliche Stille im Raum. Ich holte tief Atem. »Vor langer Zeit hat mir ein alter Mann gesagt, ich würde eines Tages etwas begreifen. Er sagte, das Volk der Sechs Provinzen wäre mein Volk und es wäre mein Erbe, mich um sie zu sorgen, also auch ihr Leid wie mein eigenes zu empfinden.« Ich blinzelte mehrmals, um das Bild von Chade und jenem Tag in Ingot zu vertreiben. »Er hatte Recht. Sie haben heute mein Kind getötet, Burrich. Und meinen Schmied und dazu zwei andere Männer. Es sind nicht die Entfremdeten. Es sind die Roten Korsaren. Und ich will ihr Blut für unseres, ich will sie von meiner Küste vertreiben. Das ist es, was ich tun muss.«
    Über meinen Kopf hinweg trafen sich ihre Blicke. »Das Blut lässt sich nicht verleugnen«, bemerkte Veritas ruhig, aber die stolze Genugtuung in seiner Stimme wirkte auf mich wie Balsam und erfüllte mich nach diesem aufregenden Tag wahrlich mit Stolz. Ich hatte heute das Richtige getan. Plötzlich gab es in mir nicht den geringsten Zweifel mehr. Es war eine hässliche, schmutzige Arbeit, aber ich musste sie tun, und ich hatte sie gut getan. Nämlich für mein Volk. Ich blickte zu Burrich hinüber, und er betrachtete mich mit dem nachdenklichen Blick, den er für gewöhnlich aufsetzte, wenn der Schwächste eines Wurfs sich unerwartet gut herauszumachen versprach.
    »Ich werde ihn den Umgang mit der Axt lehren«, versprach er Veritas. »Und noch einiges mehr. Sollen wir schon morgen anfangen, vor Tagesanbruch?«
    »Wunderbar«, stimmte Veritas zu, bevor ich etwas einwenden konnte. »Nun wollen wir essen.«
    Sowie gerufen, verspürte ich einen Bärenhunger. Ich stand auf und wollte zu dem von Charim gedeckten Tisch gehen, aber Burrich hielt mich zurück. »Wasch dir erst Gesicht und Hände, Fitz«, ermahnte er mich leise.
    Als ich mich aufrichtete und nach dem Handtuch griff, war das duftende Wasser in Veritas’ Becken dunkel vom Blut des Schmieds.

KAPITEL 14
WINTERFEST
    D as Winterfest begeht mit seiner Feier sowohl den dunkelsten Teil des Jahres als auch die Wiederkehr des Lichts. Während der ersten drei Tage ehren wir die Dunkelheit. Die Geschichten, die erzählt werden, und die Stücke der Puppenspieler berichten von Zeiten der Ruhe und Dingen mit glücklichem Ausgang. Gesalzener Fisch und Geräuchertes kommen auf den Tisch, genauso wie eingelagerte Wurzeln und Früchte des vergangenen Sommers. Dann, am Mitteltag des Festes, ist eine Jagd angesagt. Neues Blut wird vergossen, um den Wendepunkt des Jahres zu feiern, und frisches Fleisch wird zusammen mit Getreide der letzten Ernte aufgetragen. Die daraufolgenden drei Tage gelten der

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