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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Boden gekämpft. Er stand auf, schüttelte den Kopf, und ich bemerkte den Anflug von Ärger in seinen Zügen. Wieder prallten wir zusammen, und wieder setzte ich den entscheidenden Schlag. »Und zum Dritten«, forderte er heraus, wobei sich ein grimmiges Lächeln über sein wettergegerbtes Gesicht zog. Inzwischen hatte uns beide so sehr die Kampfeslust gepackt, dass wir verbissen fochten, und erneut behielt ich eindeutig die Oberhand.
    Noch zweimal kreuzten wir die Waffen, bevor Burrich plötzlich vor einer meiner Attacken zurücktrat. Er stemmte den Axtkopf auf den Boden und stand vorgebeugt da, bis er wieder zu Atem gekommen war. Dann richtete er sich auf und sah Veritas an. »Er hat es begriffen«, sagte er heiser. »Er hat den Bogen heraus. Nicht, dass er schon ein Meister wäre. Man muss ihm noch den letzten Schliff geben, aber Ihr habt eine kluge Wahl für ihn getroffen. Die Axt ist seine Waffe.«
    Veritas nickte langsam. »Und er ist die meine.«

KAPITEL 16
VERITAS’ SCHIFFE
    I m dritten Sommer der Heimsuchung durch die Roten Korsaren erlebten die Kriegsschiffe der Sechs Provinzen ihre Feuertaufe. Obwohl nur vier an der Zahl, standen sie für eine bedeutsame Wende in unserer Strategie. Die Zusammenstöße mit den Roten Korsaren in jenem Frühjahr brachten uns rasch zu der Erkenntnis, dass wir ihnen nicht viel entgegenzusetzen hatten; wir waren ein Volk von Bauern geworden. Doch immerhin Bauern, die sich entschlossen hatten, standzuhalten und ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Wie sich herausstellte, waren die Korsaren wilde und starke Kämpfer, was darin gipfelte, dass keiner von ihnen sich je ergab oder lebend gefangengenommen werden konnte. Diese Beobachtung hätte uns helfen können, das Rätsel der Entfremdung zu lösen oder etwas über die Natur unserer Gegner herauszufinden, doch zu der Zeit war der Hinweis zu hintergründig, und wir waren zu sehr damit beschäftigt zu überleben, um uns über dieses Detail zu wundern.
     
    Der Rest des Winters verging so schnell, wie sich die erste Hälfte hingezogen hatte. Die verschiedenen Teile meines Lebens glichen Perlen, und ich war der Faden, der sie verband. Ich glaube, wenn ich mir die Zeit genommen hätte, um über die komplizierten Manöver nachzudenken, die ich voll führte, damit die einzelnen Bereiche sich nicht verquickten, wäre ich verzweifelt. Aber damals war ich jung, und irgendwie fand ich Kraft und Zeit, alles zu tun und jedem gerecht zu werden.
    Mein Tag Begann vor dem Morgengrauen mit dem Unterricht bei Veritas. Wenigstens zweimal in der Woche musste ich mich Burrich und seiner Axt stellen, doch öfter waren Veritas und ich allein. Er arbeitete mit meinem Gabenpotential, aber nicht auf Galens Art. Da er spezielle Aufgaben für mich im Sinn hatte, erfolgte meine Ausbildung vor allem unter diesen Gesichtspunkten. Ich lernte, durch seine Augen zu sehen und ihn meine benutzen zu lassen. Ich übte mich darin, auf die behutsame Art zu reagieren, wie er meine Aufmerksamkeit lenkte, sowie einen ständigen gedanklichen Informationsfluss aufrecht zu erhalten, der ihn über alles unterrichtete, was rings um uns vorging. Dazu gehörte, dass ich den Turm verließ und sein Selbst mit mir herumtrug wie einen Falken auf der Faust, während ich meinen sonstigen täglichen Pflichten nachging. Zuerst konnte ich die Verbindung nur wenige Stunden aufrecht erhalten, doch im Lauf der Zeit gewöhnte ich mich daran, über mehrere Tage mein Bewusstsein mit ihm zu teilen. Allerdings schwächte der Kontakt sich auf Dauer ab. Zwischen mir und Veritas herrschte also keine echte Gabenkommunikation, sondern nur ein durch Berührung hergestellter Bund, der ständig erneuert werden musste. Den noch vermittelte es mir ein Gefühl der Befriedigung, wenigstens dazu fähig zu sein.
    Außerdem leistete ich auch meinen Teil an der Arbeit im Garten der Königin. Ich half, Bänke und Statuen und Kübel aufzustellen und dann hin und her zu schieben, bis Kettricken endlich mit der Anordnung zufrieden war. Gerade während dieser Stunden legte ich Wert darauf, dass Veritas bei mir war. Ich hoffte, es würde ihn nachdenklich machen, seine Königin zu sehen, wie andere sie sahen, besonders wenn sie erfüllt war von der Begeisterung für ihr verschneites Gartenreich. Mit rosigen Wangen und goldenem Haar, vom Wind geküsst und voller Lebensfreude: So zeigte ich sie ihm. Er hörte mit an, wie sie unbefangen darüber plauderte, wie große Freude ihm dieser Garten hoffentlich bereiten

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