Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
entgegen, als erwarte sie einen Handkuss. Er tat ihr tatsächlich den Gefallen, was mich fast zum Kichern brachte. So eine alberne Geste hätte ich ihm gar nicht zugetraut. »Guten Abend, Katja.« Klang seine Stimme weniger verbindlich als nachmittags am Strand?
»Guten Abend, Daniel. Wunderbar, dass Sie sich für mich Zeit nehmen.«
»Nun«, er räusperte sich, ließ ihre Hand los und deutete in den hinteren Teil des Restaurants. »Ich habe Ihnen unseren schönsten Tisch mit dem besten Meerblick richten lassen. Genießen Sie die besondere Atmosphäre dieses Abends und die Köstlichkeiten, die der Maître für uns kreiert hat.«
Katja hatte keine Chance, etwas zu erwidern, denn Daniel drehte sich von ihr weg und wandte sich mir zu.
»Violetta, schön Sie zu sehen. Haben Sie sich erholt? Wie hat Ihnen Moussas Massage gefallen?«
Er nahm meinen Arm und wir gingen gemeinsam die letzten Stufen hinauf. Ich hätte am liebsten die Augen geschlossen, um diesen Augenblick nicht durch Katjas hasserfüllten Blick stören zu lassen.
»Moussa weiß was er tut«, sagte ich. War da ein schelmisches Glitzern in Daniels Augen? Er hob die Augenbrauen leicht an.
»Moussa ist ein Geschenk des Himmels, nicht wahr?«
Er ließ der Frage ein jungenhaftes Lachen folgen, das mir eine Hitzewelle durch den Körper jagte. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Katja einem Kellner folgte. Ihr Oberkörper schien in sich zusammengefallen, sie wirkte ein paar Zentimeter kleiner als eine Minute zuvor.
Daniel führte mich durch das Restaurant zu einer Nische am Rand. Ein Kellner lief schnellen Schrittes an uns vorbei und entzündete zwei Windlichter, die auf dem Tisch standen.
»Ich dachte, es muss niemand hören, was wir zu besprechen haben.«
Der Mann machte mich fertig mit seinen Zweideutigkeiten. Der Tisch war vollgestellt mit Tellern unterschiedlicher Größe und Form, Besteck, Gläsern. Anscheinend erwartete uns ein vielgängiges Menü. Daniel rückte den Stuhl für mich zurecht und berührte dabei zufällig meinen Arm. Ich hatte Mühe, mich zu setzen und den Stuhl an den Tisch zu rücken.
»Champagner?« fragte er und ich nickte.
Der Kellner goss die Gläser voll und Daniel prostete mir zu.
»Auf Sie, auf unsere Zusammenarbeit und auf diesen wunderschönen Abend.«
Was hatte er da gesagt? Zusammenarbeit? Ich saß starr auf meinem Stuhl und machte keine Anstalten, das Glas zu ergreifen.
»Wollen Sie mich alleine trinken lassen, Violetta?«
Fast hätte ich den Inhalt des langstieligen Glases verschüttet, so zitterte meine Hand. Daniel trank einen großen Schluck, während ich nur vorsichtig nippte.
»Schmeckt er Ihnen nicht? Wir hätten auch noch andere Sorten ... .«
Als ob ich irgendetwas von Champagner verstand, meine Hausmarke war Rotkäppchensekt. Ich führte das Glas noch einmal zum Mund und trank es hastig leer. »Doch, schmeckt wunderbar«, konnte ich gerade noch sagen, ehe ein unüberhörbarer Rülpser mich erröten ließ. Daniel lachte nur und goss mein Glas voll. In den folgenden Minuten redeten wir über dieses und jenes, über die Wellen, die heute besonders hoch waren und den Wind, der einen in diesem Teil der Welt sanft streichelte. Daniel liebte diesen Ort, das war unüberhörbar. Als der Kellner die Vorspeise brachte, war die Champagnerflasche leer und Daniel bestellte Weißwein. Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht betrank. So viel Alkohol war ich nicht gewohnt, dazu diese Atmosphäre, selbst die Luft schien zu prickeln. Ich schaute anscheinend rätselnd auf meinen Teller, denn Daniel beeilte sich zu erklären: »Gegrillte Jakobsmuscheln auf Mango-Melonen-Carpaccio.« Vorsichtig schnitt ich ein winziges Stück des Meeresgetiers ab. Es schmeckte himmlisch und der Wein passte perfekt dazu. Nachdem der Kellner die Teller abgeräumt hatte, lehnte sich Daniel in seinem Sessel zurück. Sein Blick war verändert, er lächelte noch immer, aber es kam mir vor, als musterte er mich.
»Das war ein starker Auftritt heute Nachmittag, Violetta. Eigentlich waren die Königskinder schon aus dem Rennen, aber jetzt ... .« Ich hielt die Luft an. Hatte ich etwa dafür gesorgt, dass wir noch eine Chance bekamen? Ich drehte leicht den Kopf und suchte Katja. Sie saß mit kerzengeradem Rücken an ihrem Einzeltisch und schaute demonstrativ aufs Meer. Schade, dass sie das nicht gehört hatte. Obwohl, sie würde eine Möglichkeit finden, meine Leistung herunterzumachen, egal was passierte. Daniel holte mich aus diesen Gedanken. »Wir
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