Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
haben uns intensiv mit Ihrer Idee beschäftigt. Wie könnte so eine auf Referenzen aufgebaute Kampagne funktionieren?«
Was war das jetzt? Was erwartete er von mir. Sollte ich hier aus dem Stegreif ein Marketingkonzept entwickeln? Ich drehte das halb volle Weinglas am Stil, Reflexe des Kerzenlichts wirbelten über das Tischtuch. »Es gibt keine Alternative«, sagte ich mit der festesten Stimme, die mir in diesem Moment zur Verfügung stand und wunderte mich selbst darüber. In den nächsten fünf Minuten hatte ich das Gefühl, mich zu beobachten, wie ich Daniel schlüssig und vor allem voller Leidenschaft erklärte, wie man eine Facebook- und Twitterkampagne für dieses paradiesische Fleckchen Erde aufbauen musste. Ich ließ tatsächlich keinen Zweifel daran, dass es nur so und nicht anders gehen konnte. Daniels Blick veränderte sich von Minute zu Minute. Das leicht verspielte Lächeln verschwand und machte einem konzentrierten Blick Platz. Er war fokussiert auf meine Worte, ich spürte geradezu, wie er sie aufnahm und abwog. Es war wie in einer Prüfung. Komischerweise machte mir das keine Angst, denn ich hatte das sichere Gefühl, zu bestehen. Meine Grundidee baute auf der absoluten Privatheit der Lodge auf. Ich kannte keinen anderen Ort auf der Welt, auf der selbst ein ansonsten überall von Paparazzi verfolgter VIP so ungestört Ferien machen konnte, wie hier. Wenn sich diese Superstars hier wohl und vor neugierigen Blicken sicher fühlten, galt das auch für alle anderen wohlhabenden Menschen. Um diese Idee herum musste die Kampagne aufgebaut werden. »Im Grunde genommen brauchen wir nur einen Aufhänger, der die Berühmten dazu bringt, mitzuspielen. Und eine Liste infrage kommender Promis natürlich.«
Nach meinem Vortrag war ich ein wenig atemlos und froh, dass der Kellner die Hauptspeise servierte. »Marinierter Thunfisch auf einem Süßkartoffelbett«, erklärte er und ich bemerkte, wie hungrig ich war. Daniel goss Wein nach, prostete mir zu und in den kommenden Minuten widmeten wir uns schweigend dem wunderbaren Essen. Ich vermied es, Daniel anzusehen, hatte aber ständig das Gefühl, dass er mich mit Blicken durchbohrte. Als ich mir den letzten Bissen in den Mund schob, hob ich den Kopf. Tatsächlich fixierte er mich mit großen Augen, seinen Fisch hatte er fast nicht angerührt. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, beugte sich zu mir vor und ergriff meine Hände. Die Berührung traf mich wie ein elektrischer Schlag, der sich sofort seinen Weg durch meinen Körper nach unten suchte. »Mir gefällt, dass Sie sich immer auf das konzentrieren, was Sie gerade tun. Wenn Sie essen, essen Sie. Wenn Sie denken, denken Sie und wenn Sie reden ... .«
»Kommt meistens dummes Zeug heraus«, unterbrach ich ihn. Wenn andere Menschen philosophische Betrachtungen über mich anstellten, machte mich das nervös. Viktor hatte am Anfang auch manchmal so rumgesponnen und mich zum Engel gemacht. Mir machte das Angst. Welcher Mann will schon ein himmlisches Wesen im Bett, da träumen sie doch eher vom Gegenteil. Noch schlimmer aber war, dass Daniel begann, meine Finger zu streicheln. Es sah zwar wie eine spontane und harmlose Geste aus, aber wie sollte ich mich da auf ein Fachgespräch konzentrieren? Ich lehnte mich langsam nach hinten und zog meine Hand vorsichtig zurück. Er sollte auf keinen Fall glauben, dass ich die Berührung nicht genossen hätte. Mein Gott, was machte ich mir für Gedanken? Daniel nahm sein Weinglas in die Hand, trank einen Schluck und schaute mich über den Glasrand an. Unvermittelt nahm er den Gesprächsfaden wieder auf. »Haben Sie eine Liste im Kopf?«
Ich verstand nicht, was für eine Liste er meinte. Er sah mein Unverständnis, nickte kurz und ergänzte dann: »Eine Liste mit Promis, die wir auf dieses Eiland locken können.«
Ich schluckte. Erwartete er tatsächlich, dass ich nach einem fulminanten Mahl und reichlich Alkohol mal eben die Namen von zehn oder mehr Weltstars ausspucken konnte, am besten mit Adresse und Handynummer? Vorsichtig, Violetta, sagte ich mir. Du begibst dich hier gerade aufs Glatteis. Ich ließ mir ein paar Sekunden Zeit, ehe ich antwortete: »Nicht konkret, aber es müssen Leute aus unterschiedlichen Bereichen sein. Kunst, Literatur, Sport, Adel. Die Mischung ist wichtig.«
»Und Sie glauben, Sie können so ein Event in absehbarer Zeit auf die Beine stellen? Sagen wir in drei Wochen?«
»Fünf«, antwortet ich und erschrak derart über diese Antwort, dass
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