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Fix und forty: Roman (German Edition)

Fix und forty: Roman (German Edition)

Titel: Fix und forty: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhoda Janzen
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wir unsere Frauen zusammentrommeln und ein Doppel spielen, sagen wir um fünfzig Dollar?«
    Lila Korndahl brachte mir einen Trick bei, der Nick zur Weißglut brachte. Lila war eine Meisterin im Platzieren; sie war die Königin des Stoppballs. Mit einem Schlenker aus dem Handgelenk konnte sie einen kreischenden Ball in die Ecke schießen, wo er plötzlich gähnend einschlief und kerzengerade zu Boden tropfte, sanft wie eine Schokolinse. Wegen ihrer Stoppbälle war Lila Korndahl so berüchtigt, dass bei uns im Y »jemanden mit einem Stoppball besiegen« bald nur noch »jemanden aufs Korn nehmen« hieß. Manchmal hörte man frustrierte Schreie vom Nachbarplatz: »Oh! Schick mich ins Kornfeld!«, »Ahhhh! Vollkorn für alle!«
    Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen ich Nick im Racquetball schlug, ging mein Sieg ausnahmslos auf einen erfolgreichen Korn’schen Stoppball zurück, der in der Luft eine Vollbremsung zu machen schien oder zwei Handbreit über dem Boden die Wand berührte, bevor er gemütlich darunter zum Liegen kam. Diese Bälle machten Nick wahnsinnig. Er liebte es, mich zu den schnellsten, heftigsten Ballwechseln anzustacheln, zu denen ich fähig war. Und ich bin größer und stärker als die meisten Frauen, was bedeutet, dass ich ganz gut schmettern kann. Dafür haperte es bei mir mit der Ballkontrolle, und mein Aufschlag flatterte. Meine Racquetball-Philosophie war einfach: Töte den Ball oder stirb bei dem Versuch. Mein einziges Ziel war es, meinen frechen Mann zu schlagen. Von meiner Entschlossenheit amüsiert, bot Nick an, mir fünf Punkte Vorsprung zu geben. Diese Beleidigung ließ mich umso erbitterter kämpfen. Er köderte mich, indem er über die Rückwand spielte, wodurch der Ball so schnell kam, dass ich ihn kaum sehen konnte; ich musste ihn blind schlagen, aus dem Bauch heraus, in einer Art Rausch. Dann, wenn ich mich gerade auf sein Tempo eingelassen hatte, setzte er plötzlich mit einem Lupfer oder Drehball eine Zäsur. Wenn ich es aber trotzdem mal schaffte, Nick aufs Korn zu nehmen, fühlte er sich persönlich angegriffen. Mit Korn zu backen war seine Domäne.
    In fünfzehn Jahren Ehe ist es mir nicht ein Mal gelungen, ihn mit fünfzehn zu eins abzuservieren. Falls ich gewann, dann immer knapp, mit einem atemlosen, grunzenden Aufbäumen im Showdown um die letzten Punkte. Nick muss an dem Tag gefehlt haben, als der Sportlehrer den Schülern Sportsgeist beibrachte. Nick stampfte meist wütend vom Platz, oder schlimmer noch, er zertrümmerte seinen Schläger an der Wand. Dazu ließ er einen saftigen Sermon Obszönitäten vom Stapel, der jedem Neuling die Ohren schlackern ließ: »Verdammte Kornköniginnendrecksau, Kornfotze im Spastikolben, schwanzlutschende, pissgelbe Kornährendusche aus meinem ARSCH!« Manchmal wurden wir gebeten, das Vereinsgelände zu verlassen.
    Einmal, als er wieder schreiend und fluchend auf dem Platz ausrastete, endete er in seinem typischen Jargon: »Du bist eine alte KornFOTZE!« Dabei schleuderte er mit voller Wucht seinen Schläger über den Platz und marschierte dann zur Herrenumkleide davon. Gewöhnlich redete ich mir ein, dass sein Benehmen zwar kindisch, aber witzig war, denn ich wusste, dass er sich innerhalb von einer Stunde rührend bei mir entschuldigen würde. Spätestens wenn wir im gemischten Jacuzzi saßen, täte es ihm leid und wir würden zusammen darüber lachen. Tröste dich , sagte ich mir, seine endlosen Aneinanderreihungen von Beleidigungen, verdreht wie die Spiralen der DNA, waren lustig in ihrer deftigen Raserei. Doch an jenem Tag, als ich Nicks zurückgelassene Sportsachen und meine eigene Ausrüstung von der Bank außerhalb des Courts einsammelte, traf ich zufällig meine Freundin Cameron, die mit ihrem Partner auf unseren Platz wartete. An ihrem Blick – die Augen weit aufgerissen und voller Mitgefühl – sah ich, dass sie alles gehört hatte. Und ich merkte, dass es nicht witzig war.
    »Cam!«, sagte ich munter. »Hallo!«
    »Oje, Rhoda«, rief sie. »Geht es dir gut?«
    Jetzt, als wir in der Küche meiner Schwester saßen und alberne Spiele spielten, dachte ich daran, wie oft ich Nicks Verletzende Worte in all den Jahren unserer Ehe einfach hingenommen hatte. April Silty hatte recht. Doch seltsamerweise machte es mir keinen Spaß, mir vorzustellen, was passiert wäre, wenn ich Nicks Mittagessenseinladung an jenem Tag vor fünfzehn Jahren ausgeschlagen hätte.
    Ich glaube, ich würde vielleicht trotzdem nicken und lächeln und mit ihm

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