Fix und forty: Roman (German Edition)

genau doppelt so hoch wie die, die ich für unseren alten Bungalow gezahlt hatte. Es war mir einfach nicht möglich, das Haus allein zu finanzieren. Ich wusste es. Er wusste es. Und wir waren mit der ausdrücklichen Abmachung eingezogen, dass er diesmal seinen Anteil an den Raten und Nebenkosten tragen musste. In den letzten grässlichen Tagen, bevor er mich wegen Bob verließ, hatte er sich dazu bereit erklärt, drei Jahre lang seine Hälfte der Kosten zu zahlen, damit ich Zeit hatte, das Haus zum Verkauf anzubieten und dafür zu beten, dass sich bald ein Käufer finden würde.
    Ich erzählte meiner Anwältin, dass Nick bereit war, sich anständig zu verhalten. Sie zog die Brauen hoch und sagte: »Gut. Dann soll er unterschreiben, bevor er Sie auflaufen lässt.«
    Ich wusste, dass Nick mich nicht im üblichen Sinne auflaufen lassen würde. Er war keiner dieser Versager, die Verantwortung abschütteln wie einen Kater – na ja, kann man nichts machen, jetzt ist es zu spät, schade, entspann dich, Mann . So war er nicht. Doch gleichzeitig wurde mein Glaube an seine Fairness von einem Donner des Zweifels erschüttert: Wie würde er seine Raten weiterzahlen können, wenn er seinen Job nicht behielt? Seine Position in der Krankenhausverwaltung war phantastisch, aber ich wusste instinktiv, dass er sie an den Nagel hängen würde, sobald er sich mit Bob auf und davon machte. Nick hatte schon immer dazu geneigt, alles über Bord zu werfen – seien es Jobs, Freunde, Karate oder Haustiere; darin war er Meister, es war der Modus Operandi seiner Bipolarität. Er kaufte sich ein nagelneues Cannondale -Fahrrad und verkaufte es zwei Monate später schon wieder. Er fing mit Ölmalerei an und wechselte plötzlich zur Fotografie. In dem Moment, da er etwas hatte, wollte er es nicht mehr – eine Philosophie, die im platonischen Konzept des Begehrens ausführlich beschrieben ist, mit dem Unterschied, dass Platon nicht bipolar war, soweit ich weiß. Per Definition richtet sich das Begehren auf etwas, das man nicht hat, woraus folgt, dass man es, sobald man es hat, nicht mehr begehrt. In den fünfzehn Jahren unserer Ehe hatte Nick es nie länger als ein Jahr in einem Job ausgehalten. Wenn die Vergangenheit der beste Indikator für die Zukunft war, dann hatte ich ein Problem. Mir wurde schwer ums Herz, als ich eine Woche nachdem er mit Bob durchgebrannt war eine kurze E-Mail von Nick bekam. Er hatte den wohltemperierten Verwaltungsjob gekündigt. In seiner E-Stimme lag der vertraute Anflug von Panik.
    Nervös fragte ich meine Anwältin, was ich tun sollte, wenn Nick aufhören würde, seine Hälfte der Zahlungen zu überweisen. Sie schickte mir eine SMS aus dem Gericht, und sogar auf elektronischem Wege schaffte sie es, die Braue hochzuziehen: »Er ht dich so schnell im Stch glssn? Finde hraus, wo er arbtt. Lohn pfndn.«
    Doch sie hatte die Situation nicht ganz umrissen. Man kann keinen Lohn pfänden, wenn es keinen Lohn gibt. Nick würde auch jeden nächsten Job kündigen, sobald er Bob verlassen hatte, und was war dann? Wenn er wieder in eine Depression hineintrudelte, würde er keinen Job länger halten können. Er würde nicht mal nach einem neuen Job suchen können.
    Etwa um diese Zeit herum erteilte mir Lola eine strenge Lektion in Sachen positives Denken. »Hör mir zu«, sagte sie. »Ich weiß, dass du die Königin von Ursache und Wirkung bist, aber was ist, wenn du das Pferd von hinten aufzäumst? Wir wissen nicht, wie das Universum tickt. Vielleicht hast du das mit der Logik falsch herum verstanden. Einerseits könnte man sagen, dass wir Nick anzweifeln, weil er in der Vergangenheit nicht verlässlich war. Aber was ist, wenn es genau umgekehrt ist? Was ist, wenn er deshalb nicht verlässlich ist, weil wir nichts anderes von ihm erwarten?«
    »Ist das so eine Art blöder New-Age-Zauber?«, fragte ich.
    »Hast du eine bessere Erklärung?«
    »Nein«, gab ich zu. »Erzähl weiter.«
    »Also. Hat Nick bis jetzt eine Zahlung versäumt?«
    »Noch nicht. Aber er hat es angedroht. Er schickt mir zurzeit panische E-Mails, in denen er schreibt, dass er es nicht schafft. Er sagt, es ist ihm egal, was mit seinem oder meinem Kredit passiert. Er will, dass ich das Haus freiwillig der Bank zurückgebe, so wie er es mit dem Truck gemacht hat, den er neulich gekauft hat. Er hat vor zwei Wochen angerufen, um mir zu sagen, dass die Oktoberrate die letzte ist, die er zahlen kann.«
    »Bis jetzt hat er also noch jede Rate gezahlt?«
    »Schätzchen,