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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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einen feuchten Fleck auf seinem T-Shirt-Ärmel.
    »’schuldigung«, nuschele ich kleinlaut.
    »Nächster Halt Koblenz. Der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung rechts«, dröhnt es scheppernd aus dem unsichtbaren Lautsprecher.
    »Ich muss los!« Hektisch krame ich mein Zeug zusammen und zwänge mich mit meiner Tasche und dem BUNDESPOLIZEI-Beutel an meinem Sitznachbarn vorbei, der nicht einmal im Traum daran denkt aufzustehen. Dabei reiben unsere Körper derart aneinander, dass es in manchen islamischen Ländern ohne weiteres als sexueller Akt durchgehen würde.
    »Und was ist jetzt mit dem Autogramm?«
    Stift und Zettel klatschen gegen meine Brust.
    Ich greife nach beidem: »Also schön, was soll ich schreiben?«
    »Für Rüdiger. Danke für alles.«
    Sein boshaftes Grinsen verfolgt mich noch, als ich den Zug bereits verlassen habe, mit der Zehenspitze zwischen Zug und Bahnsteig hängenbleibe und meinen Koffer weit von mir schleudere. Diesmal springt das Schloss bereits in der Luft auf.

6
    Das knapp zwei Zentimeter große Anglerfisch-Männchen nistet sich als Parasit beim vierzig Zentimeter großen Weibchen ein. Hierzu beißt es sich am Bauch des Weibchens fest und verwächst mit ihm, bis es Teil seines Kreislaufs geworden ist. Pünktlich zur Eiablage kann es dann seinen Saft dazugeben.
    Nils sitzt exakt in der Mitte unserer Couch, mit offen stehendem Bademantel, und holt sich einen runter. Eigentlich kein ungewöhnlicher Anblick. Diesmal aber überspannt er den Bogen und überschreitet eine unsichtbare moralische Grenze.
    »Schon wieder zurück?«
    Seine Stimme klingt nicht gehetzt, ertappt oder nervös. Vielmehr aufrichtig überrascht. Mit gutem Grund, denn was da im Fernseher läuft, kenne ich nur zu gut. Es ist einer meiner Pornos. Und damit meine ich nicht, dass es eine entwendete DVD aus meinem Filmregal ist. Wenn es doch nur so wäre. Nein, es ist ein Porno, in dem ich die Hauptrolle spiele.
    Ich schlucke trocken. Live dabei zu sein, wie mich mein bester Kumpel als Wichsvorlage missbraucht, zählt nicht gerade zu den Top-Ten-Momenten meines Lebens.
    »Nils!«, hebe ich vorwurfsvoll an.
    »Sorry, hatte gerade keinen anderen zur Hand«, rechtfertigt sich mein Mitbewohner und Noch-bester-Kumpel. Dieser Heuchler! Dabei weiß ich genau, dass seine Pornosammlung größer ist als die von Maxdome.
    »Was du zur Hand hast, ist mehr als deutlich. Kannst du dir jetzt bitte was überziehen?«
    »Momentchen, gleich.« Jetzt klingt er gehetzt. Seine Bewegungen werden schneller. Ich honoriere, dass er wenigstens versucht, sich zu beeilen. Dennoch reißt etwas in mir. Explosionsartig. Ungefähr so, als hätte man eine Gitarrensaite überspannt. »NIIIILS!«
    Der Schrei entfährt mir genau in dem Moment, als sich das bereitliegende Papiertaschentuch über sein Glied stülpt und Nils erleichtert aufstöhnt.
    Auf dem Flachbildschirm sehe ich mein Film-Ego ebenfalls die finale Szene einläuten. Ja, das ist sie, die heile Pornowelt, in der es immer ein glückliches Ende gibt.
    Ein wohliges Grinsen legt sich auf Nils’ Gesicht und schreit danach, mit einem stumpfen Sparschäler heruntergeschabt zu werden. Ich zwinge mich zur Ruhe und bleibe starr vor Schreck im Türrahmen stehen. Nicht minder fassungslos schaue ich dabei zu, wie Nils die Spuren seiner Handentspannung sorgfältig wegwischt. Im Fernseher flimmert der Abspann, und mir wird bewusst, dass mein Name falsch geschrieben wurde.
    Desillusioniert sacke ich in mich zusammen. Ein neuer Tiefpunkt an diesem schon völlig entgleisten Tag.
    Zweifel keimen in mir auf. Warum nur habe ich mich zu einem WG-Projekt mit ihm überreden lassen?
    »Es ist Post für dich gekommen.«
    Ich muss gar nicht erst hinsehen, um zu wissen, um welche Art von Post es sich handelt: Rechnungen. Mahnungen. Protestschreiben. Hier wird einem das Grauen noch frei Haus zugestellt.
    Nils schaut mich tiefenentspannt an. »Und«, fragt er ausdruckslos. »Wie war der Dreh? Hast du mir was mitgebracht?«
    Mein imaginäres Ich zieht eine Bazooka hinter dem Rücken hervor, zielt exakt auf die Mitte der Couch und drückt ab.
    B OOOM!
    Eine stickige Schmauchwolke steigt aus dem Lauf der Waffe auf und wirft mich in der Zeit zurück. Ausgerechnet zu dem Augenblick, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Als das Unheil seinen Lauf nahm. Ich kann es förmlich fühlen. Wieder ist es heiß, staubig und traurig.
    *
    Als ich Nils das erste Mal traf, trug er ebenfalls einen Bademantel. Das dachte ich jedenfalls. Bei

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