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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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rechten Arm und wischt die Lederfransen zur Seite, die die Uhr an seinem Handgelenk verdecken.
    Da klingelt es an der Tür. Der Indianer blickt auf und sieht mich grinsend an. »Ist für dich.«

9
    Den ersten und letzten Tag ihres Lebens krönt die männliche Eintagsfliege mit einem stilvollen Abgang: Bei Anbruch der Dunkelheit paart sie sich und fällt dann tot vom Himmel.
    »Bin ich hier richtig bei der Cockbuster Agency? «
    Ach, hätte ich damals doch nur jemandem diese Frage stellen können und eine ehrliche Antwort erhalten – wie viel Leid wäre mir vielleicht erspart geblieben! Doch bei meinem ersten Besuch war da niemand außer dem Indianer.
    Die junge Frau, die mir gegenübersteht, schaut mich verdutzt an, weil ich ihr die Antwort schuldig bleibe. Ich lege stattdessen den Schalter der Resignation um und trotze der Verwirrung in ihrem Gesicht mit einem offenen Lächeln. Es scheint zu funktionieren. Verunsichert steigt sie auf mein Gegrinse ein. Mit einem wirklich netten Lächeln und einem verlegenen Niederschlagen der Lider.
    Vor mir steht ein schlankes weibliches Wesen mit langem lockigen Haar in einer undefinierbaren Färbung: An den Spitzen sind sie blond, werden aber dunkler, je weiter es nach oben geht. Am Ansatz haben sie die Farbe von Vollmilchschokolade. Eine Spange in Form eines bunten glitzernden Schmetterlings hält eine dicke Ponysträhne aus ihrem Gesicht. In ihrem langen schwarzen Knitterfaltenrock und dem ebenfalls schwarzenweiten Wollpullover sieht sie ein wenig aus wie ein von den Amish-Leuten adoptiertes Mädchen, das nun in der großen Stadt auf der Suche nach seinen leiblichen Eltern ist.
    Ich reiße mich von ihrem etwas verstörenden Anblick los, nicke dem Messingschild an der Tür zu und sage: »Goldrichtig.«
    Sie grinst mich an. Ich lächele zurück, bis ich irritiert wahrnehme, dass sie ein Schaf unter den Arm geklemmt hat. Erst auf den zweiten Blick entlarve ich es als Plüschhandtäschchen und grinse wieder.
    »Hübsche Tasche«, sage ich, weil man mit Komplimenten bei Frauen bekanntlich am weitesten kommt. Und wenn das Amish-Mädchen mich nett findet, übt sich das sicher positiv auf das Interview aus.
    »Danke«, sagt sie. »Ist ein Einzelstück.«
    »Designer?«
    »Selbst gemacht.«
    »Oh. Wow.« Selbst gemacht? Die ist wirklich irre.
    »Bist du Quentin?«, fragt das Schafmädchen unsicher, als es mein Stocken bemerkt. Ehe ich ein bestätigendes Nicken zustande bringe, ergänzt es: »Ich bin Melanie von der Toyboy. Ich gehe davon aus, dass dich dein Agent entsprechend vorbereitet und dir den Vorabfragenkatalog hat zukommen lassen?«
    »Äh … den was?«
    »Also, wo machen wir es?«
    »Bitte was machen wir wo?«
    Ihr Lächeln wird kecker. »Das Interview! Wo sollen wir es führen?«
    Da ich die nebulöse Anwesenheit von Jean nicht länger ertrage, beschließe ich einen Ortswechsel. »Ich kenne da ein nettes ruhiges Café«, schlage ich vor, »gleich um die Ecke. Dort können wir uns ungestört unterhalten.«
    »Klingt gut«, sagt Melanie.
    Ohne mich von Jean zu verabschieden, ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe in Richtung Treppenhaus.
    Sie aber wendet sich in die entgegengesetzte Richtung.
    »Wo willst du hin?«, frage ich überrascht.
    Sie mustert mich mit einem nicht minder irritierten Gesichtsausdruck. »Wie jetzt, ich dachte, wir gehen in ein Café?«
    »Ja, tun wir auch. Aber hier geht’s runter.« Ich zeige auf den Treppenabsatz.
    »Die Treppen?« Ihre Augenbrauen heben sich. Die Falten auf ihrer Stirn zeigen keine geraden Linien, sondern neigen sich in der Mitte nach unten, beinahe v-förmig. Spontan fühle ich mich an einen dieser Warnvögel-Aufkleber erinnert, die an den Fensterscheiben öffentlicher Gebäude kleben.
    »Der … Aufzug?« Ich schlucke trocken.
    Sie lässt mich einfach stehen und marschiert los.
    Unschlüssig folge ich ihr zum Fahrstuhl, der schon für uns bereitsteht.
    »Du hast doch nicht etwa Angst vor Aufzügen?«
    Bevor ich mir eine fadenscheinige Ausrede ausdenken kann, macht es pling, und die Türen des Fahrstuhls schieben sich auf. Etwas Unverständliches vor mich hin murmelnd trete ich in die winzige Aufzugkabine und drücke auf das arg in Mitleidenschaft gezogene E, woraufhin sich die Türen augenblicklich wieder zusammendrücken. Es ruckelt beängstigend, als sich der Lift in Bewegung setzt.
    »Ganz schön alt das Teil, was?«, versuche ich meine Nervosität wegzulächeln.
    Doch meine Liftpartnerin ist viel zu sehr damit

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