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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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jeden Moment in den Wahnsinn treibt. »Manchmal frage ich mich wirklich, wo du mit deinen Gedanken bist!« Er reibt sich über die Bartstoppeln und streicht beinahe liebevoll über den schwarzen Dildo. Das hat etwas Homoerotisches.
    Ich zwinge mich zur Ruhe. Es fällt mir schwer. »Den kannst du wiederhaben, der war ohnehin zu klein.«
    Er hebt sein Kinn und blickt zu mir auf. »Zu klein?«
    Jetzt nimmt er den Dildo in die Hand und inspiziert ihn.Berührungsängste scheint er nicht zu kennen. Er kann ja nicht wissen, wo das Teil schon überall war.
    »Ja, zu klein! Der, den die hatten, war mindestens doppelt so groß.«
    »Echt?« Ein Teppich aus handgeknüpftem Erstaunen breitet sich auf seinem Gesicht aus.
    »Von wegen, die haben nix«, murmele ich in mich hinein.
    »Doppelt so groß«, höre ich Jean beeindruckt murmeln. Der Teppich hat nun seine in Falten eingebetteten Augen erreicht. Er spreizt Zeigefinger und Daumen, misst damit die Schaftlänge des Sexspielzeugs ab, runzelt die Stirn, sieht mich an, dann wieder sein imaginäres Maß. »Aber die Katynka ist doch ’ne super Zierliche.«
    Ich nicke zustimmend. »Genau das hab ich denen auch gesagt. Und dann haben sie alle gelacht.«
    Jetzt lacht auch Jean. Als er jedoch den Ernst der Lage erkennt, bricht er sofort ab. Und er tut gut daran. »Weil?«, fragt er vorsichtig.
    »Weil er nicht für sie gedacht war.«
    Es dauert eine Sekunde, bis er versteht. Dann weiten sich seine Augen bedrohlich.
    Doch das beeindruckt mich nicht. Seit Tschechien weiß ich, dass sich Dinge sehr stark weiten lassen.
    Ich beobachte ihn. Seine Lippen haben sich zurückgezogen. Er lächelt. Es ist dünn, aber ein Lächeln.
    Ich spiele kurz mit dem Gedanken, ihm das Grinsen mit der Vaginalpumpe aus dem Gesicht zu saugen.
    Er räuspert sich entschuldigend und sucht nach seiner ohnehin schon belegten Stimme. »Ich, hm, konnte ja nicht wissen, dass die von uns erwarten …«
    »Nein, Jean, nicht von uns. Einzig und allein von mir. Du warst ja hier in deinem Büro und hast schamanischen Kräuterquatsch eingeatmet.«
    »Aber, wir …«
    »Wir hätten uns mal das Anforderungsprofil ordentlich durchlesen sollen, bevor wir mich auf den Weg nach Tschechien geschickt haben. MIT DEM ZUG IN DER HOLZKLASSE!«
    »Aber, ich …«
    »DIE WOLLTEN MIR AN DEN HINTERN!«, schreie ich dem robusten Mahagonitisch meine nackte Verzweiflung entgegen.
    Jeans Handflächen drehen sich nach außen. »Was erwartest du bei einer Produktion, die den Arbeitstitel ›Into The Darkroom‹ trägt?«
    Ich starre ihn entgeistert an. Aber sein fragender Gesichtsausdruck verlangt tatsächlich nach einer Antwort. Und ich Depp gebe sie ihm auch noch: »Ich dachte, da ginge es um Fetisch! Ein dunkler Raum mit vielen Menschen, meinetwegen auch ’ne Glory-Hole-Wand, Lack, Leder, Masken …«
    Er fährt mir über den Mund: »Ich konnte ja nicht ahnen, dass das so wild wird! Am Telefon klang das alles sehr seriös. Schmutzig und vielleicht ein bisschen pervers, aber seriös. In Osteuropa und Asien ist das Label eine ganz große Nummer. Letztes Jahr erst haben die den tadschikischen Porno-Oscar für …«
    Meine nach oben schnellende Hand bringt ihn vorerst zum Schweigen. Ich lasse mich erschöpft auf die Couch fallen. Eine Dunstwolke aus Nikotin und Altherrenschweiß steigt auf und umhüllt mich.
    »Jean, es ist aus. Schluss. Ende. Vorbei! Ich hab die Schnauze voll von deinen Ausflüchten und fadenscheinigen Erklärungen, mit denen du jeden noch so verkorksten Dreh rechtfertigst!«
    Mein Agent reißt seine Augen noch eine Spur weiter auf, wodurch sein faltiges Gesicht gewisse Ähnlichkeit mit dem eines chinesischen Faltenhundes annimmt.
    »Ich will nicht mehr, hörst du!«, setze ich nach, um ihmnicht die Gelegenheit zu geben, sich in weiteren Ausreden zu üben. »Und es gibt auch nichts, was daran etwas ändern kann. Ich möchte, dass du mich aus deiner Kartei strei…«
    »Die Toyboy will ein Interview mit dir.«
    Ich starre ihn an. Mein Mund klappt auf und zu, ich schnappe nach Luft wie ein Goldfisch auf dem Trockenen.
    Da ist wieder dieses überlegene Grinsen in seinem Gesicht. Er nickt triumphierend.
    »Die Toyboy? Ein Interview? Mit mir?« Ich speie meine Überraschung in die rauchgeschwängerte Luft. Noch nie wollte jemand ein Interview mit mir. Und dann gleich die Toyboy. Das feministisch orientierte Sexmagazin mit Niveau! Ausgerechnet!
    Der Pulsschlag peitscht mir durch die Venen. »Wann denn?«
    Jean hebt seinen

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