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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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mitbekommen hat. Er schaut von seinem Blätterwust auf.
    »Berufliche Dinge. Verhaltensetiketten sozusagen. Von Agent zu Klient, du verstehst?«
    Seinem fragenden Blick nach zu urteilen offenbar nicht. Also baue ich mich vor ihm auf, verschränke die Arme und lasse meinem Unmut freien Lauf: »Was fällt dir ein, mich für einen derart miesen Dreh durch halb Europa zu schicken?« Mit jeder Silbe, die meinen Mund verlässt, ist meine Stimme lauter geworden.
    »Jetzt beruhig dich doch mal«, fällt er mir ins Wort.
    »Beruhigen? Nix beruhigen! Wie konnte ich nur so blöd sein und mich auf einen Dreh in Tschechien einlassen? Normalerweise kommen die doch alle zu uns rüber! Und außerdem habe ich mich schlaugemacht, es ist nicht üblich, sein eigenes Zeug mit zum Dreh zu bringen!« Ich werfe dem Beutel zu meinen Füßen einen bösen Blick zu.
    »Aber die haben da drüben doch nix …«
    »Nix haben!? Das ist EU-Land, kein kaukasischer Schurkenstaat, der seine Raketenzünder aus gebrauchten Spielekonsolen bauen muss!«
    »Du übertreibst maßlos.«
    »ÜBERTREIBEN?« Jetzt schreie ich und bin kurz davor, die Contenance zu verlieren.
    Jean hält dagegen. »Hallo! Das ist die Chance gewesen. Das Label wird das nächste große Ding der internationalen Pornoszene. Wenn wir jetzt deren Namen in deine Filmografie reinkriegen, kommen die Aufträge ganz von allein. Wirst schon sehen.«
    Ich schnaube ihn wütend an. »Das hast du bei den Drehs mitden vermeintlichen Pornosternchen Mya Nuss und Courtney Love-Cock auch gesagt. Und? Die kennt heute kein Mensch mehr!«
    »Das hätte aber auch ganz anders aussehen können, wenn …«
    »Und dann denk mal an die Sexmesse in Berlin, zu der du mich letztes Jahr gelockt hast, angeblich, weil ich den Preis für den besten Newcomer bekomme!«
    »Moment, Moment, das hab ich nie so gesagt!«
    »Richtig! Aber du hast es mich glauben lassen. Und dann hing ich wie ein Tierkadaver an diesem beschissenen Andreaskreuz und habe mir von einem Möchtegern-Pornostarlet die Vorhaut abreißen lassen!«
    »Es war das Penisbändchen«, korrigiert mich Jean, und bevor ich anfangen kann zu schreien, legt er nach: »Ich gebe ja zu, das ist blöd gelaufen«, aber beschnitten ist in unserem Business eh besser. Und wenn du mir genau zugehört hättest, dann …«
    »Wenn! Genau. Immer deine Wenns. Echt jetzt: Ich. Kann. Es. Nicht. Mehr. HÖREN!«
    »Nun schrei doch nicht so.«
    »ICH SCHREIE, WANN ICH WILL!« Ich bücke mich, greife nach dem BUNDESPOLIZEI-Beutel und schleudere ihn Jean entgegen. Linkisch fängt er ihn auf, woraufhin der schwarze Dildo und die noch originalverpackte Pussy Pump herausspringen. »Hier hast du deinen Scheiß zurück! Ich brauch das nicht mehr.«
    »Was soll denn das jetzt?«
    »Es ist aus, Jean! Schluss, aus, Ende. Ich mag nicht mehr. Ich will nicht mehr! Ich steige aus. Such dir jemand anderen, mit dem du das Trauma deiner nicht vollendeten Karriere verarbeiten kannst. Ich lass mich von dir nicht mehr vor den Pornokarren spannen!«
    »Wo ist das Problem? Ich habe dir doch gesagt, was von dir verlangt wird«, setzt Jean zur Verteidigung an.
    »Stimmt, ja, hast du. Aber irgendwie hast du die konkrete Rollenverteilung durcheinandergebracht.«
    Er starrt mich an, als wäre ich ins Klingonische abgedriftet. Dann verändert sich etwas in seinem Gesicht. Plötzlich guckt er weich, ja beinahe verständnisvoll.
    »Jetzt beruhige dich doch erst einmal«, redet er mit sanfter Stimme mantramäßig auf mich ein. »So schlimm kann es doch gar nicht gewesen sein.«
    Irgendetwas knackst in meinem Kopf, als würde ein Schalter umgelegt. Und dann sehe ich mich mit einem Satz auf ihn zustürmen. Im nächsten Augenblick schießt meine Hand vor und krallt sich in seinen staubgrauen Haarschopf. Schuppen wirbeln umher. Mit aller Kraft reiße ich meinen freien Arm nach vorn und schlage zu. Erst einmal. Dann noch einmal. Und noch einmal. Mit dem unendlichen Gefühl der Genugtuung nehme ich das Geräusch seiner brechenden Nase wahr, als er damit das erste Mal auf die Mahagoniplatte knallt. Beim zweiten Mal spritzt eine Blutfontäne hoch und sprenkelt kunstvoll die Klangschale. Langsam rinnen die Bluttropfen das schräge Kupfer hinunter und tauchen die schummrig-neblige Bürowelt in ein zartes blutiges Rosa.
    Das sieht schön aus …
    Seine belegte Stimme holt mich zurück in die Gegenwart: »Hallo? Quentin? Ich frage, was denn nicht gestimmt hat?« Er gibt ein schmatzendes Geräusch von sich, das mich

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