FKK im Streichelzoo - Roman
Science-Fiction!« Der Glanz der Begeisterung spiegelt sich in ihren Augen wieder. »Wieso fragst du? Du etwa auch?«
Ich platziere ein überlegenes Lächeln auf meinem Gesicht. »Mehr noch, ich schreibe sogar …«
Plötzlich kommt Bewegung in den brachliegenden Aufzug. Ohne Vorwarnung macht der Lift einen Satz nach unten. Das Seil reißt! Mit einem erneuten Schrei kauere mich panisch in eine Ecke und kralle mich mit meinen Fingernägeln in der Ritze der Wandverkleidung fest. Jeden Augenblick erwarte ich den Aufprall. Ich will noch nicht sterben! Nicht mit diesem Ungetüm von vor sich hin eiterndem Atompilz in meiner Hose. Nicht in dem Gebäude, in dem sich Jeans Agentur befindet. Und schon gar nicht, bevor mein erstes Interview abgedruckt wird!
Ich sende ein Stoßgebet gen Himmel und sehe, wie die rot blinkende Zahl von der Sieben auf die Sechs springt. Und dann auf die Fünf … Vier …
»Anscheinend geht es weiter«, freut sich Melanie.
Und auch ich freue mich. Ich springe auf, ignoriere den eingerissen Fingernagel, den ich mir bei meinem waghalsigen Manöver zugezogen habe, und falle ihr um den Hals.
»Danke«, sage ich in ihr buschiges Haar hinein. »Danke, danke, danke!«
Einen kurzen Moment bin ich betört von ihren unbändigen Locken, die so wunderbar nach Pfirsich riechen. In diesemAugenblick riecht sogar die abgestandene Luft wunderbar. Als ich mich von ihr löse, fühlt es sich komisch an. Beinahe so, als würde ich einen Teil von mir bei ihr lassen. Auf jeden Fall aber fühlt es sich äußerst merkwürdig an. Als wäre ich ein prall gefüllter Dudelsack, dem langsam, aber sicher die Luft ausgeht.
Sämtliche Anspannung kriecht aus meinem Körper und krabbelt in den graumelierten Kurzhaarteppich, um die negative Energie im Fahrstuhl des Schreckens zu lassen. Das mit dem Adrenalin ist wirklich höchst seltsam. Zunächst spannt es alle Nerven bis kurz vorm Zerreißen an, und dann, wenn die Gefahr gebannt ist, lässt es einen hängen wie einen nassen Sack. Keine Spannung mehr im Körper. Alles ist so unendlich leicht. Ich verspüre einen starken Druck auf meiner Blase, was die Pilzkolonie auf meiner Eichel erfreut tanzen lässt. Und da ist noch etwas. In meinem Bauch gluckert und rumort es. Zunächst denke ich, es ist die Freude darüber, dem knochenzermahlenden Splattertod noch einmal entkommen zu sein. Aber das ist nicht alles. Eine Welle der Übelkeit überrollt mich. Nein, keine Welle. Es ist ein Jahrhundert-Tsunami.
Ich plustere meine Backen auf und versuche ganz ruhig durch die Nase zu atmen. Warum, verdammt noch mal, gehen diese gottverdammten Türen nicht endlich auf?
»Alles okay mit dir?«, fragt Melanie zum millionsten Mal binnen einer halben Stunde.
Ich nicke knapp und ganz langsam. Bloß keine hektischen Bewegungen! Die Übelkeit bahnt sich einen unaufhaltsamen Weg die Speiseröhre hinauf. Warum muss ich ausgerechnet jetzt an Blumenkohlsuppe denken?
Und dann endlich die Erlösung. Die Aufzugtüren schieben sich träge auf, und ich schiebe mich durch den schmalen Spalt hindurch ins Foyer des Hochhauses.
»He, warte, das Interview!«, höre ich Melanie aus der Kabine rufen. »Und außerdem wollte ich dir noch meine Visiten…«
Die restlichen Worte werden vom Straßenlärm verschluckt, als ich die Haustür aufziehe und mit wehenden Fahnen ins Freie stürme. Ich komme nicht weit, gerade mal bis hinter die Mülltonnen. Die Frage nach grünem Punkt, Restmüll und Altpapier stellt sich nicht wirklich. Ich öffne einfach die erstbeste Klappe und entleere meinen gesamten Mageninhalt auf fauliges Obst. Gut, also Biotonne. Meckernde Eintagsfliegen schwirren auf und verurteilen mich dafür, dass ich ihren einzigen Tag versaut habe. Doch darauf kann ich einfach keine Rücksicht nehmen.
Was sich da in meinem Verdauungstrakt als Giftsuppe zusammengebrodelt hat, muss schnellstmöglich an die frische Luft. Ich würge noch immer, obwohl längst sämtlicher Mageninhalt eine Party mit dem Grünschnitt feiert.
Als ich wieder Herr der Lage und nach allen Regeln der Kunst entleert bin und zurück ins Treppenhaus gehe, stelle ich fest, dass selbst dieser Tag ein noch deprimierenderes Ende finden kann, als ich erwartet hatte: Meine Retterin ist nicht mehr da.
10
Treffen zwei Clownfische des gleichen Geschlechts aufeinander, kommt es zur spontanen Geschlechtsumwandlung. Binnen weniger Tage wird der kleinere der beiden zum Männchen – oder bleibt es. Der Größere wird zum Weibchen, mit der
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