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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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Haudegen in diesem Moment vor sich gehen? Was?
    Was?
    WAS?
    »TROLLWÄCHTER! VERDAMMTE TROLLWÄCHTER! WO KOMMEN DIE DENN PLÖTZLICH HER?!«
    Etwas macht blubb . Der komplexe Logikbrocken, der sich in meinen Hirnwindungen gerade zu einer ganzen großen Erleuchtung manifestiert hat, zerplatzt wie eine glitschige Seifenblase vor meinen Augen. Die schlierenartigen Fetzen prasseln auf mich herab.
    »Kannst du bitte einfach mal still sein?«, fahre ich Nils gereizt an. »Ich versuche hier zu arbeiten!«
    Er lupft eine Ohrmuschel und schaut mich schuldbewusst an. »Sorry, klar doch. Roger. Verstanden.« Mit Daumen und Zeigefinger formt er einen Kreis. Das O.K.-Taucherzeichen. Mir kommt die Galle hoch.
    Ich nehme meinen Mittelfinger zu Hilfe, um auch meine Botschaft sinnbildlich zu unterstützen.
    »Da ist aber jemand mürrisch!«
    »Bin ich gar nicht«, erwidere ich gereizt.
    Doch das hört er schon gar nicht mehr, denn leise vor sich hin summend fegt er wieder wie ein tasmanischer Teufel über die Tastatur seines Laptops und malträtiert das Touchpad mit seinem Zeigefinger. Ich verfluche den Erfinder von Onlinespielen. Würde ich derart fest auf meine Tastatur hauen, würde sie sich augenblicklich in ihre Bestandteile zerlegen. Bis auf die M-Taste, die mag es härter und verlangt nach massivem Druck, um aktiv zu werden. Aber wann braucht man denn schon mal ein M.
    Diggi-digg, diggi-digg, diggi-digg …
    Nils’ Getackere macht mein ohnehin schon empfindliches Nervenkostüm haarwurzeldünn. Tief durchatmen, Quentin. Denk an den Mönch. Denk an die buddhistische Ruhe. Denk an das Zählen.
    Eins …
    »AHHH! FUCK! WO KOMMT DER BEHÄMMERTE TROLL HER?!«
    Ein splissartiger Riss zieht sich durch mich hindurch und zerteilt meine Persönlichkeit in zwei Hälften, wobei die sanftmütigere, freundlich gesinnte sofort die Flucht ergreift. Wütend schlage ich mit der Faust auf die Couch. »Musst du derart laut tippen und klicken?«
    »Sooooorry.« Nils schaut mich erschrocken an, dann tippt und klickt er in Zeitlupe und übertrieben vorsichtig weiter. »So besser?«
    Nein, ist es nicht, aber ich nehme sein Entgegenkommen mit einem zustimmenden Grunzen zur Kenntnis. Dann seufze ich mich zurück in mein Textdokument und betrachte es lange.
    Sehr lange.
    Und noch länger.
    Aber es will mir einfach nichts mehr einfallen. So bringt das alles nichts! Doch gerade, als ich mein Powerbook entnervt zuklappen will, ertönt das akustische Signal für eingehende Mails.

    Sehr geehrter Herr Bachmann,

    Herr Doktor Eckard N. Bellinghausen bittet um unverzüglichen Rückruf.
    Mit freundlichen Grüßen,

    Bettina Brötzinger
    Redaktions-Assistenz Heftromane
    Ich verharre in meiner Reglosigkeit. Nachrichten vom Exposé-Autor außerhalb der vereinbarten Sprechzeiten führen nie etwas Gutes mit sich.
    Mit einer nervösen Unruhe in der Magengegend wähle ichdie Nummer des Verlages. Bereits nach dem zweiten Klingeln wird mein Gespräch entgegengenommen.
    »Brötzinger!« Die Stimme am anderen Ende der Leitung macht ihrem Namen wirklich alle Ehre.
    »Einen schönen guten Tag, Frau Brötzinger. Quentin Bachmann hier. Ich habe gerade Ihre E-Mail gelesen …«
    »Moment bitte, ich stelle Sie durch.«
    Es ertönt eine digitale Vergewaltigung von Bachs Für Elise. Das Band läuft ganze zwei Mal durch, ehe endlich jemand abnimmt: »Ja?«
    »Guten Tag, Herr Doktor Bellinghausen, Quentin …«
    »Was haben Sie sich denn dabei gedacht?!«, fährt er mir wütend über den Mund.
    »Wie meinen …«
    »Ihr letztes Manuskript hat überhaupt nichts mit meinen Exposévorgaben zu tun!«
    »Ja, ich weiß, aber ich dachte …«
    »Ich bezahle Sie nicht fürs Denken, Sie Pfeife, ich bezahle Sie fürs Schreiben – und zwar für das, was ich Ihnen auftrage, das Sie schreiben sollen. Wenn das in irgendeiner Weise ein Problem für Sie sein sollte, kann ich den ganzen Kram natürlich auch selbst zu Papier bringen. Oder aber ich öffne mein Bürofenster und rufe raus auf die Straße, da stehen andere Autoren bereits Schlange, um für diese Serie zu schreiben! Glauben Sie also nicht, junger Mann, dass Sie unentbehrlich sind. Es gibt immer jemanden, der günstiger, schneller und besser arbeitet als Sie!«
    Um mir einen Tinnitus zu ersparen, halte ich den Hörer eine halbe Armlänge von mir weg. Nils schaut mich irritiert an, widmet sich aber augenblicklich wieder seinem Bildschirm.
    »Sie sollten mir eine Weltraumschlacht mit einer Armada von Schiffen und zahlreichen

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