FKK im Streichelzoo - Roman
noch immer breit, als er sagt: »Wie gesagt, eine Kleinigkeit wäre da noch …«
Nicht nur die Ampel vor uns springt auf Orange, auch bei mir gehen die ersten Warnsignale an. Ich blinzele gegen die tief stehende Sonne an und schirme meine Augen mit der Hand vor dem hellen Schein ab: »Was denn für eine Kleinigkeit?«
*
Exakt dreißig Minuten später finde ich mich mit meinem Agenten in einem Besprechungsraum wieder, in dem in der Mitte ein großer runder Tisch aus schwarz lackiertem Holz und mit Metallbeinen steht. Um den Tisch herum sind Stühle von jener Art drapiert, die wippend nachgeben, sobald man darauf Platz nimmt.
Auf den ersten Blick wirkt alles wie ein völlig normaler Tagungsraum – wären da nicht die Pornoposter an den Wänden und der kniehohe Stapel Porno-DVDs auf dem Beistelltisch neben dem überdimensional großen Flachbildschirm. Mit schwitzigen Händen fahre ich die glatte Armlehne meines Stuhls entlang. So recht weiß ich immer noch nicht, was ich hier eigentlich soll.
Jean hüllt sich derweil in Schweigen und klopft den Radetzky-Marsch auf die Tischplatte.
Ich lasse meinen Blick über die eingerahmten Covermotive schweifen, die die erfolgreiche Final Penetration- Reihe im Posterformat zeigen. Jene Filme, die Sheera Gail groß gemacht haben. Ihr Konterfei ziert sämtliche Cover. Darunter Klassiker wie Sie sahen es kommen, Jackie die Mördernutte und Cockowääh. Auf einem blickt sie unter dem geschwungenen Schriftzug 006 – Jamie Bond und der Mann mit dem goldenen Cock als weiblicher MI6-Geheimagent mit schwarzem Haar und blankem Busen auf mich herab. In ihren Händen hält sie einen goldglänzenden Dildo, den sie wie einen Revolver umschließt und in meine Richtung hält. Direkt darunter steht: Nur der Tod kann sie poppen.
Während ich noch nach dem Sinn hinter dem Slogan suche, betreten zwei Männer das Besprechungszimmer und setzen sich uns gegenüber. Den einen erkenne ich sofort. Harry, Chef des renommierten Labels Nacktschnecke und selbst eine Berühmtheit innerhalb der Szene. Die Präsenz dieses Mannes ist allgegenwärtig. Er sieht wüst aus mit seinen kurz geschorenen Haaren und den Lederklamotten, mit denen er seinen Stand als aktiver Biker untermauert.
Der andere Mann ist bestimmt nicht viel älter als ich und das absolute Gegenteil von Harry. Langes, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenes Haar, eine schlaksige Figur, die in einem verwaschenen Holzfällerhemd und zerschlissenen Bluejeans steckt, und eine Nickelbrille mit tropfenförmigen Gläsern so dick wie der Boden einer Wasserflasche.
Während sich Jean und Harry herzen, zwinkert mir der Rocker zu: »Dann bist du also Jeans Zögling. Er hat mir bereits einiges von dir erzählt. Das ist Martin, unser Visual Artist.«
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Ich schüttele beiden die Hände und lächele höflich. Martins Gesicht verzieht sich ein wenig, als er meine schweißnasse Hand umschließt.
Während ich mich immer noch frage, was das hier eigentlich wird, stellt Harry sich und sein Label vor, erzählt von seinen Produktionen, welch ein Glück es doch sei, eine so tolle Darstellerin wie Sheera Gail unter Vertrag zu haben, und dass generell alles sehr toll sei in der Branche und ganz besonders bei ihm.
»Die Final Penetration -Reihe verkauft sich dank Sheera wie geschnitten Brot. Wir müssen jetzt unbedingt mit dem fünften Teil nachlegen.«
Ich hänge an seinen Lippen, bin aber gleichermaßen irritiert. Normalerweise zitiert Jean mich in sein Büro, um mich einen Vertrag unterschreiben zu lassen, und dann habe ich am Tag X an Ort und Stelle zu sein. Manchmal gibt es Castings – seit meinen ersten Auftritten aber eher selten. Nie gab es bislang ein Vorgespräch. Andererseits habe ich auch nicht die geringste Ahnung von einer seriösen Pornoproduktion. Es ist also gut möglich, dass das in der oberen Kaste so üblich ist. Eigentlich naheliegend. Schließlich muss ich ja auf meineRolle entsprechend vorbereitet werden. Ob sie das Skript mit mir durchgehen möchten? Mein schauspielerisches Talent in dramatischen Szenen sehen wollen? Und sicherlich interessiert es Harry brennend, wie individuell ich meinen Protagonisten interpretieren werde. Ich bin ja so gespannt!
Während ich die freudige Aufregung mittlerweile nicht mehr aus dem Gesicht bekomme, interessiert sich Harry dafür, in welchen Filmen ich bereits mitgewirkt habe und ob ich aktuelle ärztliche Atteste vorzeigen kann. Auf das Stichwort wird Jean
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