FKK im Streichelzoo - Roman
noch genau dort ist, wo sie hingehört.
Ich bin gut gelaunt, fast schon euphorisch. Ich habe auch allen Grund dazu. Aus Harrys »Wir haben was zu feiern« ist ein ausuferndes Besäufnis geworden, was mich meine ursprüngliche Meinung über das Pornobusiness revidieren lässt. Irgendwie sind die doch alle supernett in diesem Geschäft. Und das denke ich nicht nur, weil ich schon bald mit Sheera Gail drehen darf.
Ich torkele in Richtung Wohnzimmer. Zumindest ist das der vorläufige Plan. Dieser wird genauso jäh über den Haufen geworfen wie ich, als ich noch im Flur über einen großen Gegenstand stolpere. Das Mondlicht, das sich durchs Küchenfenster einen Weg bahnt und Teile des Flurs in ein türkisfarben schimmerndes Blau taucht, erhellt einen großen knallroten Trolley, der aus welchen Gründen auch immer mitten im Flur geparkt wurde. Vermutlich als gemeine Stolperfalle für angetrunkene Mitbewohner. Vermutlich der von Nils’ Cousine, deren Name mir noch immer nicht einfallen will.
Während ich so auf dem kalten Kirschholzparkett liege, überfällt mich die Müdigkeit.
Tschechien, der Ausschlag, Doktor Bellinghausen, das Casting – all das hat mir mehr zugesetzt, als ich mir zunächst eingestehen will. Ich habe nur noch einen Wunsch: schlafen. Mühsam richte ich mich auf und krabbele die Wand entlang bis zur nächsten Tür. Ich weiß nicht, wie lange ich brauche, um zu merken, dass es nicht mein, sondern Nils’ Zimmer ist, in das mich die alkoholgetränkte Erschöpfung getragen hat. So richtig bewusst wird es mir erst, als ich das Futonbett erklimme, das Nils aus seinem Jugendzimmer der Neunziger rüber ins neue Jahrtausend gerettet hat.
Und wenn schon. Ordentlich Platz und eine Mütze voll Schlaf. Mehr will ich nicht, denke ich, während ich mir mühsam die Hose ausziehe und mich unter die Bettwäsche mümmele. Soll er halt in meinem Bett schlafen.
Einen ganz kurzen Augenblick packt mich das schlechte Gewissen, ohne Zähneputzen zu Bett zu gehen. Andererseits war der Tag so schön, da dürfen Karies und Baktus ruhig auch mal eine Party in meiner Mundhöhle feiern. Ich kann ja teilen.
Ich weiß nicht, wie lange ich auf meiner Seite der Matratze liege, bis ich feststelle, dass ich nicht alleine im Bett bin. Bei dem Versuch, mich auf die andere Seite zu drehen, spüre ich ein Büschel Haare unter meiner Hand und schließlich auch den dazugehörigen Kopf. Erschrocken ziehe ich die Hand zurück und liege erst einmal starr da wie schockgefrosteter Brokkoli. Ich unterlasse es sogar zu atmen. Mein erster Gedanke gilt Bukowski, Nils’ trägem Hauskater, der mich inbrünstig hasste. Bis zu dem Tag, an dem er seiner unbekannten Petersilienallergie zum Opfer fiel. Was musste Nils dem blöden Vieh das drittklassige Fleisch auch mit Unkrautstängel anrichten. Selbst schuld.
Okay, Bukowski ist jetzt also, Gott hab ihn selig, im Katzenhimmel, deswegen kann er nicht mehr in Nils’ Bett liegen. Und davon abgesehen: Er war zwar fett und haarig, hatte aber keinen überdimensionalen Schädel. Außerdem hätte das Biest mir zu diesem Zeitpunkt bereits die Hand in Fetzen gerissen. Nein, was da neben mir liegt, ist eindeutig menschlich. Und Nils kann es definitiv nicht sein, dafür sind seine Haare zu kurz, zu dünn und zu wenige. Viele Möglichkeiten bleiben da nicht mehr, was meine Mundwinkel automatisch nach oben wandern lässt. Ich bin zwar ein wenig beschwipst, aber nicht so besoffen, dass ich nicht noch kombinieren kann.
Ich fummele noch einmal an dem fremden Kopf herum und fühle dicke lockige, conditionergepflegte Strähnen. Mittlerweile haben sich meine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich mit ein wenig Anstrengung die Umrisse eines eindeutig weiblichen Körpers neben mir ausmachen kann. Das fremde Wesen liegt auf der Seite und wendet mir den Rücken zu. Die Bettdecke ist ein Stück von ihren wohlproportionierten Rundungen gerutscht, was den Blick auf ein seidiges Negligé freigibt. Ein reizvoller Anblick.
»Wer bissndu?«, nuschele ich in das Kopfkissen hinein und gebe mir die Antwort im nächsten Augenblick selbst: »Isch weiss, wer du biss! Nadascha!«
Eine Welle von Stolz erfüllt mich, dass ich tatsächlich wieder auf ihren Namen gekommen bin. Jawohl, selbst im alkoholisierten Zustand ist auf mein Gehirn Verlass.
Ich will sie fragen, ob die Hochzeit schön gewesen ist, was ich mich aber sagen höre, klingt wie: »Warochsseischö?« Vermutlich war sie es nicht, denn Natascha zeigt mir
Weitere Kostenlose Bücher