FKK im Streichelzoo - Roman
Real Doll kniet und den Badezimmerboden volltropft. Mir war bewusst, dass Nils es bei Frauen schwer hat; dass es aber so schlimm um ihn bestellt ist, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Ich hocke mich neben ihn und wuschele ihm aufmunternd über den nassen Schopf. »Kopf hoch, wird schon wieder.«
»Kannst du dir bitte mal ’ne Hose anziehen?«
Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich das Kissen in den letzten Minuten gestikulierend in der Hand gehalten habe. Immerhin ist der Ständer bei Natascha im Schlafzimmer geblieben.
»Ich wüsste da etwas, das dich vielleicht aufmuntern könnte«, beginne ich. Und nicht nur, weil er mir leidtut, sondern auch, weil ich das Gefühl nicht loswerde, in unserer Freundschaft einen entscheidenden Schritt zu weit gegangen zu sein, mache ich meinem Mitbewohner in einem Anflug von geistiger Umnachtung ein folgenschweres Angebot.
13
Zur Paarung steigt das Männchen der Gespenstschrecke auf das Weibchen und deponiert sein Spermienpaket auf dessen Rücken. Damit es zu keiner anderen Paarung kommt, lässt sich das Männchen über Wochen von dem Weibchen durch die Gegend tragen. Manche sogar ein ganzes Leben lang.
Alles wirkt schäbig, schmutzig, billig. Unter der dicken Staubschicht monströs wirkender Industriemaschinen ist noch der Glanz der Wirtschaftswunderzeit zu erahnen. Über dem Boden wabert der Dunst aus dröhnenden Nebelmaschinen. Unmengen von Neonröhren in grellen Farben tauchen die alte Stahlgießerei in ein kaltes Licht. Vor dem Schmelzkessel steht ein weißes Bett mit Baldachin. Ein surreales Bild, wie es nur die Pornowelt erschaffen kann. Beinahe romantisch.
Mit nichts weiter als einem Bademantel bekleidet, sitze ich auf einem Campingstuhl und warte auf meinen Einsatz.
»Ich bin ja so aufgeregt«, strapaziert Nils schon jetzt meine Nerven über. »Find ich ganz groß von dir, dass du mich mitgenommen hast.«
Ich rümpfe die Nase. »Es ist ja nicht so, dass du mir eine Wahl gelassen hast.«
Innerlich beginne ich zu fluchen und bereue meinen spontan gefassten Entschluss. Jetzt habe ich nicht nur die schier unerfüllbare Aufgabe vor mir, meine Aufregung vor meinem ersten superprofessionellen Dreh in den Griff zu kriegen, sondernmuss mich auch noch um Nils kümmern, damit er die Crew nicht belästigt.
»Ist das ein Wunder?«, fährt er mich von der Seite an. » Final Penetration! Sheera Gail. Das ist beinahe so, als wäre ich live dabei, wenn der nächste Star-Trek -Streifen produziert wird.«
Nils schießt ein Foto vom Bett und den Leuchtstoffröhren. Überhaupt knipst er Fotos von allem. Sogar von mir und dem Bademantel.
Ich lasse ihn in Ruhe fotografieren und versuche, mich auf meinen Auftritt zu konzentrieren, was gar nicht so leicht ist, da hier am Set ein Gewusel herrscht, als befände man sich im Höhlensystem einer Nacktmullkolonie. Alle Sandgräber sind auf ihren Posten. Die Kameramänner und deren Assistenten haben ihr Equipment-Camp vor dem Himmelbett errichtet, die Assistenten der Kamera- und Tonassistenten laufen lichtmessend durch den Raum, polieren Linsen auf Hochglanz und entstauben ihre Mikrofonplüschwiesel, die später an langen Stangen über mir schweben werden. Neben einer ganzen Kompanie von Beleuchtern und Oberbeleuchtern – nichts ist in einem Porno wichtiger als das richtige Licht! – ist der übliche Tross, bestehend aus Maskenbildnern, Tontechnikern, Kabelträgern und Cleanern, vor Ort. Auch der Produzent ist da. Nur die Königin fehlt.
»Geht ja dann gleich los, gell, Quirin«, reißt mich ein hibbeliger Harry aus meinen Gedanken. Sein fester Griff umschließt meine Schulter. Harry ist heute ganz in Schwarz gekleidet und beweist Humor mit seinem Longsleeve, auf den der Schriftzug »Pornoproduzent – zum Casting geht es hier lang« mit einem Pfeil nach unten gedruckt ist. Die Branche hat eben ihren ganz eigenen Charme.
»Quentin«, sage ich und lächele über das Missverständnis hinweg.
»Klar doch, sorry. Also, wenn die Sheera dann gleich kommt,geht’s sofort zur Sache.« Er zwinkert mir zu und wirft einen Blick auf die Uhr. »Die Zeit sitzt uns echt im Nacken.« Theatralisch reibt er sich selbigen. Dann dreht er schnell den Kopf in beide Richtungen, sodass es knackt. »Wo bleibt sie denn nur?« Die Frage ist nicht an mich gerichtet. Zu mir sagt er: »Also, Merlin, wir machen es wie folgt: Erst ein bisschen Vorspiel, dann das volle Programm. Zum Warmwerden die typischen Stellungswechsel. Wir fangen beim Missionar an,
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