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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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hangeln uns rüber zur Portugiesischen Galeere, legen den Patronengurt um und tanzen die seitliche Samba bis zur ersten Verschnaufpause. Anschließend will ich den Schmetterling sehen, einen fliegenden Wechsel in den Kreuzstich, kurz verweilen beim Waffeleisen, und …« Abschätzend hält er inne. Mein Kleinhirn nutzt die Pause, um zu rekapitulieren, dass er mir gerade das halbe Kamasutra um die Ohren gepfeffert hat. Panisch suche ich die nähere Umgebung ab. Ich brauche etwas zum Mitschreiben.
    »Zeig mal deine Arme«, fordert Harry mich auf, bedient sich aber kurzerhand selbst und zwickt mich in den Bizeps.
    »Aua!«
    »Hm, allzu kräftig biste ja nicht. Was meinste, kriegen wir trotzdem die Ross-Antilope in die Szene eingebaut?«
    Da ist es wieder, dieses wir. Selbst wenn es nicht von Jean kommt, geht es mir höllisch auf den Sack.
    »Die was?«
    Er hört über meine Frage hinweg. »Muss ja auch nicht lang. Und dann die erste Cumshot-Totale. Alles easy going. Handgemachter Porno eben, ne? Hehe.« Der Glanz in seinen Augen zeugt von Stolz.
    »Alles klar«, erwidere ich hastig zwischen einer seiner wenigen Atempausen. »Ich hab da aber noch eine Frage, was das Manuskript angeht.«
    Seine Augenbrauen schieben sich nach oben.
    »Vor allem, was meinen Text betrifft.«
    Jetzt zucken sie wie die beiden Hebel eines Flipperautomaten. Hoch, runter. Hoch, runter.
    »Was ist damit?«, hakt er forschend nach.
    »Na ja«, sage ich. »Es gibt keinen. Fehlen da vielleicht ein paar Seiten in meinem Ausdruck? Und werde ich bei den Stuntszenen gedoubelt, oder muss ich die selber machen?«
    Als Antwort ernte ich Schweigen. Einen Moment lang hält sein abschätzender Blick mich gefangen.
    »Was hat dein Agent dir da eigentlich genau erzählt, Florin?«, fragt er dann langsam.
    Ich will gerade zur Antwort ansetzen, da stoppt er mich mit einer jähen Handbewegung. »Genug gequatscht. Mach dich doch einfach schon mal bereit, damit wir sofort loslegen können, wenn die Sheera da ist, okay?«
    Er dreht sich um und wirft seine Hand zum Gruß nach hinten. Dann staucht er jemanden aus seinem Beleuchterteam zusammen, der gerade eine Neonröhre zerdeppert hat.
    »Ich hab Hunger«, dringt Nils’ brüchige Stimme in mein Ohr. Alleine traut er sich wohl nicht. Also tue ich ihm den Gefallen und begleite ihn.
    Gemeinsam betreten wir einen abgegrenzten Bereich, hinter dem das Catering aufgebaut ist. Als wir den Vorhang lüften, steigt uns der Geruch von Frittierfett in die Nase. Dann weicht der Duft einem aufdringlichen Gestank von süßem Zigarillorauch und billigem Aftershave. Beides kenne ich nur zu gut. Es sind schließlich Jeans Marken.
    Da sitzt er, mein Agent. An einem Campingtisch mit drei spärlich bekleideten Darstellerinnen. Sie spielen eine ausgelassene Runde UNO und lachen ebenso ausgelassen über Jeans abgestandene Anekdoten. Die meisten davon betreffen mich. Und es stört ihn auch nicht, dass ich das mitbekomme. Er zwinkert Nils und mir kurz zu und widmet sich wieder dem Unterhaltungsprogramm seiner Squaws. Der Indianer ist in seinem Element. Hugh!
    Ich sehe Nils dabei zu, wie er Nudelsalat und Minifrikadellen auf einen Pappteller häuft, wende meinen Blick aber schnell wieder ab, weil sich mir der Magen umdreht. In dieser Situation ist es mir unmöglich, an Essen zu denken. Ich habe ganz andere Probleme.
    »Nils?«
    »Ja?«
    »Wie gut kennst du dich eigentlich mit dem Kamasutra aus?«
    *
    Wieder zurück am Set beginnt meine eigentliche Arbeit: die Warterei. Nils hat sich der UNO-Runde angeschlossen, was ich sehr begrüße, da ich mich so ungestört auf meine Rolle vorbereiten kann. Meine in Badelatschen steckenden Füße sind eiskalt. Mitunter können Stunden ins Land ziehen, bis ich vor die Kamera darf. Für gewöhnlich vertreibe ich mir die Wartezeiten mit meinem Laptop und arbeite Kapitel von noch ausstehenden Heftromanen ab. Am liebsten lasse ich mich dabei von dezenter Countrymusik berieseln.
    Heute verzichte ich jedoch auf das Schreiben, da ich bei Harry nicht den Eindruck erwecken will, dass ich nicht hundertprozentig bei der Sache wäre. Also belasse ich es bei der Musik und fläze mich auf einen Campingstuhl, in dessen Armlehnen eine Bob-der-Baumeister -Trinkflasche mit mir unbekanntem Inhalt steckt. Mit Jamey Johnsons »The Last Cowboy« flüchte ich mich in Gedanken auf einen endlos langen Highway inmitten einer Wüstenlandschaft, deren Horizont mit untergehendem Feuerball in weiter Ferne liegt. Die trist-rote, nach

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