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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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Überschussproduktion – was auch immer mein Körper mir damit sagen will. Was für einenVorteil können schwitzige Hände in Extremsituationen denn schon haben? Man rutscht besser vom rettenden Seil ab?
    »Ähm«, gestehe ich, des Lügens müde, »keine Ahnung.«
    »Oh, na ja. Man kann ja nicht alles wissen.«
    Ich lächele dankbar. »Beileibe nicht.«
    »Und wie haben sich die Dyroner weiterentwickelt, nachdem sie aus der intergalaktischen Gemeinschaft ausgetreten sind?«
    »Wer?«
    »Na, die Dyroner. Das kleine fremdbestimmte Volk aus dem Hangar-Sternhaufen.«
    »Äh, ich weiß nicht.«
    »Oh. Auch nicht.«
    »Hihi, ja«, kichere ich verlegen. »Man kann ja nicht alles wissen, hm.«
    »Und der hyperimperiale Kaiser Tarator?«
    Was wird das hier, ein Verhör? Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinab. Ich komme mir vor wie bei meiner mündlichen Abiturprüfung.
    »Äh …« Lügen ist zwar verboten, flunkern aber erlaubt, entscheide ich. »Der ist tot.«
    »Tot?«
    »Mhm.«
    Eine kleine Kerbe bildet sich zwischen seinen Augenbrauen. »Wie kann denn ein Unsterblicher sterben?«
    Verdammt! Die Sache mit der Unsterblichkeit. In Windeseile krame ich all mein Wissen aus, dass ich mir zu Anfangszeiten aus der Jerrypedia angeeignet habe. Dann kommt mir der rettende Gedanke. » Relativ unsterblich«, würge ich triumphierend hervor. »Taror war relativ unsterblich.«
    »Tarator«, werde ich prompt verbessert. »Und relativ sagen Sie?«
    »Jepp.«
    Er fixiert einen unbestimmten Punkt hinter mir und kratztsich am dreitagebärtigen Kinn. »Ja, mag sein, dass ich das vergessen habe.«
    Erleichtert atme ich aus. »Scheint so.«
    »Beileibe nicht. Man kann ja nicht alles wissen.« Es klingt unheimlich, wie er seine und meine Worte von eben wiederholt. »Aber sagen Sie, woran ist er denn dann gestorben, wenn Krankheiten und Zellverfall ausscheiden?«
    Sein stierender Blick hat mich fest in der Umklammerung. Das ist aber auch heiß hier drinnen. Meine Mundhöhle gleicht der Wüste Gobi.
    »Er wurde geköpft«, fällt mir da spontan ein. »Wie beim Highlander, sie wissen schon. Da, wo es nur einen geben kann, und …«
    »Geköpft.«
    »Mhm?«
    »Das ja kurios.« Ein siegessicheres Lächeln nistet sich in seinem Gesicht ein. »Der Tarator gehörte doch der Spezies der Greens an, richtig?«
    Ich stimme ihm zu und ahne bereits, worauf er hinauswill.
    »Aber die haben doch gar keine Köpfe.«
    Treffer. Versenkt. Game over.
    Zustimmendes Raunen dringt aus der Schlange hinter dem Mann nach vorn, und auch die Fans, die ihr Autogramm eigentlich schon einkassiert haben, drehen sich zu mir um. Neulich habe ich in den Nachrichten die Schlagzeile aufgeschnappt, dass eine russische Giftsonde unkontrolliert durch das All trudelt und Wissenschaftler davor warnen, dass sie jeden Moment zur Erde stürzen könnte. Hier und jetzt wären ein guter Ort und Zeitpunkt.
    »Und Sie sind sicher, dass Sie für Jerry Lightning schreiben?«, fragt mich der Mann mit einem sardonischen Lächeln im Gesicht.
    »Natürlich«, empöre ich mich. »Ich, ähm … Kriegt man denn hier nichts mehr zu trinken? Hallo-ho?«
    Zwischen mich und den unangenehm aufdringlichen Mann mit dem durchfallgelben Angoraschal über dem Arm schiebt sich urplötzlich eine Handtasche, aus der die Erstausgabe meines Jerry-Lightning- Debütromans mit der Nummer 1843 gezogen wird. Die Tasche zieht klaustrophobische Erinnerungen mit sich. Es ist Shaun das Schaf .
    »Himmel, was machst du denn hier?«, frage ich mit panischem Klang in der Stimme.
    »Mich nicht weniger wundern«, erwidert das Toyboy -Mädchen lächelnd. In ihrer Stimme schwingt freudige Überraschung mit. »Du hättest mir ruhig mal sagen können, dass du für Jerry Lightning schreibst …«
    Ich freue mich auch sie wiederzusehen. Andererseits, wäre nicht Melanie, sondern der Terminator mit den Worten »Sind Sie John Connor?« auf mich zugetreten, ich hätte ebenso freudig genickt. Mit Genugtuung sehe ich dem Schalträger nach, der murrend von dannen zieht, und greife nach dem Roman, den mir meine Fahrstuhlbegleiterin entgegenstreckt. Ich schlage die erste Seite auf und schreibe: Für Melanie. Keine Panik! Dein Quentin.
    Als ich ihr die signierte Ausgabe überreiche, sehen wir uns in die Augen, und plötzlich habe ich das Gefühl, dass sich eine elektrische Spannung zwischen uns aufbaut. Bevor ich aber eingehend über den Wechselstrom nachdenken kann, werde ich von dem Fummel abgelenkt, den Melanie trägt. Es ist ein

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