FKK im Streichelzoo - Roman
schwarzes Kleid mit vielen weißen Punkten – oder ist es ein weißes Kleid mit schwarzen Punkten? Sicher bin ich mir nicht. Und ich werde es wohl nie erfahren, da ich meinen Blick abwenden muss, weil es vor meinen Augen zu flimmern anfängt. Ich senke den Blick und betrachte ihren breiten Gürtel, der mich ein wenig an den Patronengurt von Chewbacca erinnert. Sie hat wirklich ihren ganz eigenen Kleidungsstil. Und ob er mir gefällt, weiß ich noch nicht.
Ich freue mich aber sehr, sie hier wiederzusehen, und suche nach den richtigen Worten, um mich bei ihr für den Beistand im Aufzug zu bedanken. Doch da ist nur dieses Kratzen im Hals, das mir das Sprechen erschwert. Außerdem ist es mir peinlich, dass ich mich ihr emotional derart entblößt gezeigt habe.
Schweigend schauen wir uns an und grinsen blöd.
»Ähem«, unterbricht jemand hinter Melanie die blöd-grinsende Stille und fährt sie mit dumpfer Stimme an: »Sie sind hier nicht die Einzige, die ihre Sammlung signiert haben möchte!«
Der Meckerer reckt den Kopf nach hinten, um uns auf die noch immer beachtliche Reihe aufmerksam zu machen. Allein beim Anblick der Schlange verkrampft sich meine Hand. Dann stupst er Melanie mit seinem großen Rucksack an, den er wie einen Harnisch vor der Brust trägt.
Melanies Augen blitzen zornig auf. Doch ehe sie zum Gegenschlag ausholen kann, mische ich mich in die Konversation: »Sie haben natürlich recht. Jeder bekommt sein Autogramm.« Dabei lege ich meine Hand auf Melanies, um sie zu beschwichtigen. In diesem Moment schaue ich ihr wieder in die haselnussbraunen Augen. In ihnen spiegelt sich eine angenehme Wärme wider, und da plötzlich macht es pling .
Nicht schwuuuusch .
Nicht kawumm .
Nicht rättättättättänn .
Sondern leise: pling.
Es ist bei Weitem nicht so wie in Liebesfilmen, in denen zwei Menschen vom Blitz getroffen werden und allein durch eine einzige Berührung wissen, dass sie für den Rest ihres Lebens dazu bestimmt sind, in ewiger Liebe und Treue verbunden zu sein. Aber irgendetwas passiert dennoch, als sich unsere Hände und unsere Blicke berühren. Auf einmal entwickele ich eine unglaubliche Sympathie für diese Person. Und so frage ich sie aus einer Laune heraus: »Was machst’n nachher noch so?«
»Weiß nicht«, erwidert sie verschmitzt. Sie macht keinerlei Anstalten, ihre Hand wegzuziehen.
»Ähem«, hüstelt es abermals hinter ihr.
»Gleich«, faucht Melanie über die Schulter. Sie klingt dabei derart giftig, dass der Mann erschrocken zurückzuckt.
»Mal sehen, wie lange das noch bei dir dauert.« Sie macht eine Kopfbewegung nach hinten und grinst amüsiert. »Vielleicht warte ich, vielleicht nicht.« Schließlich zieht sie langsam ihre Hand zurück und schnappt sich die signierte Ausgabe. »Vielen Dank für das Autogramm.« Sie zwinkert mir vielsagend zu.
»Gern geschehen.«
Als sie sich aus der Schlange löst, nimmt der Mann mit dem Rucksack ihren Platz ein und hievt das Ungetüm auf den Tisch. »Schreiben Sie: Für Manfred Dietrich, treuer Leser der ersten Stunde.«
»Gern. Auf den Rucksack?«
Noch während ich seine Pierre-Brice-Frisur bewundere, grinst mich der Mann hämisch an. Im selben Moment leert sich der Himalaja-Expeditionsrucksack kopfüber auf meinen Signiertisch. Es müssen Hunderte Ausgaben sein, die da aus dem Rucksack purzeln und sich zu einem stattlichen Haufen vor mir auftürmen.
Mit leerem Blick starre ich Pierre Brice an.
»Jedes einzelne, bitte.«
16
Im erigierten Zustand erreicht der Penis der Argentinischen Ruderente die Länge des Vogels selbst. Ebenso bemerkenswert sind die Borsten an der Spitze. Vermutlich sollen sie die Spermien der Konkurrenz aus dem weiblichen Körper fegen, um dem eigenen Genmaterial einen Startvorteil zu verschaffen.
Eine Sehnenscheidenentzündung später erhebe ich mich wankend vom Signiertisch und taumele durch die Bibliothek. Melanie hat tatsächlich auf mich gewartet. Sie sitzt in einem grellgrünen Sitzsack in der Kinderbuchecke und schmökert in einem bunten Bilderbüchlein. Mir entgeht nicht, dass sie ihren pastellfarbenen Lippenstift erneuert und den Kajal um ihre Augen nachgezogen hat.
»Also«, frage ich neugierig. »Warum bist du hier?«
»Na, weil ich Jerry Lightning mag.«
»Nein, ernsthaft jetzt!«
»Das meine ich ernst. Ich lese Jerry Lightning. Und außerdem war hier die Rede von John Starfist. Ehrlich, ich hatte nicht den blassesten Schimmer, dass du Matt Rex bist.«
Es ist komisch, mit Pseudonym
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