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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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unserem Tisch. Wie bei einem vorzeitigen Samenerguss bricht die peinliche Stille über uns herein. Melanie pikst das Brokkoli-Röschen mit der Gabel auf und lässt es auf ihren Teller donnern, und ich tunke eine Gabel entenlosen Reis in die süßsaure Soße und verfeinere sie mit der obligatorischen scharfen Sambal-Oelek-Paste.
    Da sie mir nicht den Gefallen tun will, liegt es an mir, krampfhaft nach einem neuen, koscheren Thema zu suchen. »Hrm«, räuspere ich mir die eingelegte Chili-Schärfe aus dem Hals. »Seit unserem letzten Treffen im Aufzug hat sich übrigens einiges bei mir getan. Erst neulich hatte ich einen Dreh mit Sheera Gail.«
    Melanie schaut von ihrem Essen auf und kneift ein Auge zusammen. »Schon wieder eine neue Masters of the Universe -Verfilmung?«
    Im trüben Schein der Beleuchtung erkenne ich ihre Verwirrung wieder und bin gleichermaßen erstaunt über den falschen Schluss, den sie zieht. Ich mag ihre Gedankengänge.
    »Nein, die Pornodarstellerin.«
    Der Name zeigt Wirkung bei Melanie, aber anders, als ich es mir erhofft habe. Etwas in ihrem Gesicht fällt zusammen.
    »Du hast mit dieser dämlichen Hülsenfrucht gepoppt?«
    »Na ja, schon«, gebe ich kleinlaut zu. Da ist er hin, der Stolz von gerade eben. »Sie ist ja echt ’ne große Nummer im Business. Unglaublich wichtig für meine Karriere.«
    Himmel, das Sambal Olek ist aber auch scharf.
    Angewidert stochert sie auf ihrem Teller herum. »Na ja, geht mich auch eigentlich nichts an.« Sie schaut vom Essen auf. »Aber ihr seid nicht zusammen oder so was?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwidere ich prompt.
    »Dann ist ja gut.«
    Irgendetwas verändert sich in ihrem Blick. Es könnte an der schwachen Beleuchtung der roten Papierlampions liegen, doch es kommt mir so vor, als hätten sich ihre Pupillen geweitet. Unmerklich fast, aber ich bin mir sicher, ich habe eine Veränderung gesehen.
    »Bist du denn immer noch Single?«, fragt sie betont nebensächlich.
    »Ähm, ja, eigentlich schon.«
    »Eigentlich?«, hakt sie nach. »Wie darf ich denn das verstehen?«
    »Na ja, ich habe da jemanden kennengelernt.«
    »Oh.«
    Ich kann nicht deuten, was dieses Oh bedeutet. Sie klingt nicht enttäuscht. Nicht eifersüchtig oder übertrieben neugierig. Eher … interessiert.
    »Vielleicht kennst du das. Man sieht sich, und – wumm!  – hat es einen voll und ganz erwischt.«
    Sie hat ihr Kinn auf ihre Handfläche gelegt und schaut mich interessiert an. »Ja, ich kann dir folgen. Und wer ist die … Glückliche?«
    Ich zögere kurz, unschlüssig, ob ich ihr wirklich davon erzählen will. »Versprichst du, nicht zu lachen?«
    Sie nickt eifrig.
    »Es ist sozusagen also noch ganz frisch. Und mehr durch einen merkwürdigen Zufall habe ich sie wiedergesehen. In einer wirklich prekären Situation sind wir uns nähergekommen.«
    »So?«
    »Also, versprichst du es?«
    »Was?«
    »Nicht zu lachen.«
    »Ja doch, natürlich. Mach dir keine Sorgen. Ich finde das mit der prekären Situation auch bestimmt nicht lustig. Im Gegenteil. Das ist doch bestimmt die pure Romantik gewesen, als ihr euch getroffen habt. Manchmal hat man das im Leben. Aberwitzige Situationen, wie zum Beispiel einen Stromausfall im Aufzug und …«
    »Sie ist meine Urologin.«
    Erneut kommt die erdrückende Stille unseren Tisch besuchen. Ich frage mich schon, ob ich etwas Falsches gesagt habe. Doch dann schießt es förmlich aus allen Poren aus Melanie heraus. Sie lacht so laut, dass wir uns der missgelaunten Aufmerksamkeit aller Gäste des Lucky Ducky gewiss sein dürfen.
    »Du hast doch versprochen nicht zu lachen!«
    »Sorry.« Sie wischt sich die Tränen mit der bereitliegenden Serviette aus den Augen. »Es klingt nur so … abstrus. Das wäre mal ’ne Schlagzeile: Pornodarsteller verliebt sich in Urologin.«
    »So witzig finde ich das jetzt nicht«, wische ich ihre imaginäre Headline schlecht gelaunt vom Titelblatt.
    Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie ist die Stimmung gekippt. Und Hunger habe ich auch nicht mehr.
    »Nimm es mir bitte nicht übel.« Sie nippt an ihrem vor sich hin dampfenden Ginkgo-Zitronengras-Tee und seufzt hingebungsvoll. »Eigentlich ist es richtiggehend romantisch.«
    »Es ist gar nicht so einfach, in dieser Branche die richtige Frau kennenzulernen.«
    »Das glaub ich gern, ist bei mir genauso. Weiß diese Urologin denn von deiner Nebentätigkeit?«
    »Ja«, antworte ich knapp. »Es wäre schwierig, es vor ihr zu verbergen.« Ich denke an mein letztes

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