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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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gar nicht so schief anschauen«, sagt mein Mitbewohner, dem das unverdiente Lob ganz offensichtlich jetzt schon zu Kopf gestiegen ist. »Ich will Pornos machen – so wie du!«
    Vergeblich suche ich den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht. Doch da ist nichts. Nicht die geringste Regung.
    »Du meinst das wirklich ernst?«
    »Todernst«, sagt er knapp. Mittlerweile hat er die Arme vor seiner schmächtigen Brust verschränkt. »Traust du mir das etwa nicht zu?«
    Eine hinterhältige Frage. Schließlich ist er mein bester Freund. Und seinem besten Freund gönnt man alles. Andererseits: Beste Freunde belügt man nicht. Also lautet meine knappe, aufrichtige Antwort: »Njöp.«
    »Njöp?«
    Ich nicke heftig.
    »Und was genau meinst du damit?« Sein stechender Blick verlangt nach einer Antwort.
    Unruhig rutsche ich auf der Couch herum, als wäre das Polster ein borstiger Fußabtreter, der mir in den Hintern pikst.
    »Ich meine: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Es hat seinen Grund, warum beim König der Löwen ein Löwe die Hauptrolle spielt – und kein Marabu.«
    In Nils’ Gesicht spiegelt sich Verwirrung. »Du vergleichst mich mit einem Marabu?«
    »Als Metapher«, schiebe ich hastig hinterher. »Ich will doch nur sagen, dass du für dieses Business einfach zu viele Federn hast − oder eben zu wenig. Da braucht es einfach andere Typen! Ich meine, da geht es um ungeschönte nackte Tatsachen. Dir fehlt da einfach das gewisse …«
    »Was fehlt mir? Stehvermögen? Ausdauer? Fehlendes Schamgefühl? Was? Sag’s mir!«
    »Die optischen Veranlagungen.«
    Jetzt ist es raus.
    Über seinen weit aufgerissenen Augen spannen sich die schlupfigen Lider. »Ich weiß selbst, dass ich nicht Brad Pitt bin! Ich bin aber auch nicht Frankenstein!«
    »Nein!«, unterbreche ich ihn. »Du wirkst eher wie eine Romanfigur aus einem apokalyptischen Endzeit-Epos, in dem die Welt mit Atombomben zerstört wurde und sich die wenigen übrig gebliebenen Menschen in U-Bahn-Schächten vor dem Strahlentod schützen müssen. Ohne Tageslicht, frisches Wasser und mit Pilzen als Hauptnahrungsquelle.«
    »Pilzen?« Sein rechtes Auge beginnt nervös zu zucken, was mich wiederum derart verunsichert, dass ich einfach planlos weiterrede.
    »So siehst du eben aus. Blass, kränklich, unterernährt. Und das meine ich echt nicht böse. Vielmehr finde ich, dass …«
    Er schaut mich an, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. War ich zu hart? Auf jeden Fall ist es mächtig still geworden im Büro. Einen Augenblick bin ich versucht, ein paar Räucherstäbchen anzuzünden, um die bösen Geister, die ich herbeigerufen habe, zu vertreiben. Doch ein Gefühl sagt mir, dass es dafür wohl zu spät ist. Außerdem kommt mir Jean zuvor.
    »Ich hatte nach dem Dreh eine lange Unterredung mit Harry«, sagt er zwischen zwei weiteren Cognacschwenkeinheiten. »Das Pornobusiness ändert sich. Die Leute wollen keine Hochglanzformate mehr vorgesetzt bekommen. Die wollen Leute wie dich und mich.«
    »Du meinst Leute wie dich und ihn «, verbessere ich ihn mit triefendem Sarkasmus, der aber an ihm abperlt wie Fettspritzer an einer Teflon-Bratpfanne.
    Ohne auf mich einzugehen fährt er fort: »Wer kann sich schon mit einem Hugh-Hefner-Lifestyle mit Penthouse-Villa und Playboy-Häschen identifizieren, wenn die eigene Realität eher Schwiegertochter gesucht ist?«
    Er macht eine kurze Pause und lässt die braune Flüssigkeit in seinem Glas, die wie Bernstein in der Sonne schimmert, erneut von links nach rechts schwappen. »Ich glaube auch, dass dort die Zukunft liegt. Im professionell gemachten Amateurpornobereich.«
    Ich kann nicht anders als laut loszulachen.
    »Was findest du daran so lustig?«, fragt der Indianer wenig amüsiert.
    »Das kann ich dir sagen! Aus mir wolltest du vor nicht allzu langer Zeit noch die männliche Gina Wild machen, und jetzt hast du die Schnauze voll und glaubst, in Nils den Paul Potts des deutschen Pornos gefunden zu haben!«
    »Hey«, mischt Nils sich ebenso wenig amüsiert ein wie Jean mich anfunkelt.
    »Ist doch so! Und wenn ihr meint, dass das funktioniert: bitte schön! Aber was für eine Rolle spiele ich denn nun in eurem tollen Plan?«
    Behutsam stellt Jean sein Glas auf der Mahagonioberfläche seines Schreibtisches ab und sieht mich an. Etwas Verschwörerisches umspielt seine Züge: »Das ist ganz einfach. Ich will, dass du ihm hilfst.«
    »Ihm helfen? Wobei denn?«
    »Bei seinem ersten Casting.« Er beugt sich nach vorn, umein

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