FKK im Streichelzoo - Roman
Zusammentreffen mit Cassandra.
»Und wie hat sie reagiert, als du es ihr gesagt hast?«
Ich versuche, mich in den Moment von vor ein paar Tagen zurückzuversetzen, und sehe Cassandras Mimik vor mir, deren Gesichtszüge innerhalb von wenigen Sekunden von unverhohlener Abneigung in aufrichtiges Interesse wechselten.
»Sie fand das ganz gut, glaube ich.«
Sie lacht. Es klingt unecht. »Klar, wann kriegt man denn auch schon einen echten Pornodarsteller ins Bett.«
Sie lässt mir gar nicht die Chance herauszufinden, ob sie das ernst oder ironisch meint, denn sie blubbert einfach wieder drauflos. »Und, wie geht es jetzt mit euch weiter?«
»Wir wollen uns demnächst zum Abendessen treffen.«
»Wo? In einem Restaurant oder zu Hause?«
»Spielt das eine Rolle?«, frage ich verwirrt.
»Kommt darauf an, ob du ernste Absichten hast oder nur auf ein Abenteuer aus bist.«
»Feste Absichten«, erwidere ich sofort. »Sie ist die Frau meiner Träume.«
»Warum?«
»Wie, warum?«
»Warum ist sie die Frau deiner Träume?«
»Na, weil sie toll aussieht! Nein, sie sieht atemberaubend aus. Und sie hat eine tolle Figur.«
»Aha. Und außerdem?«
»Wie, und außerdem?«
Melanie legt ihre Stirn in Falten. »Das kann doch nicht alles sein! Das sind ja nur äußerliche Merkmale, die du beschreibst. Das ist etwas dürftig, findest du nicht?«
»Äh …«
»Überleg doch mal: Wenn ihr alt und runzelig seid, bleibt dann nicht mehr viel, wenn man sonst keine Gemeinsamkeiten hat.«
»Bestimmt haben wir die!«
»Welche denn?« Sie lässt nicht locker.
»Das weiß ich jetzt nicht so genau«, räume ich ein. »Noch nicht. Aber, hey, sie ist intelligent.« Gut, dass ist eine nicht bestätigte Vermutung. Aber der Arzttitel lässt darauf schließen. »Und sie ist nett.«
»Oh. Verstehe. Sie ist nett. Na, das klingt doch vielversprechend«, meint Melanie, und ihre Stimme trieft förmlich vor Zynismus. »Na ja, sei’s drum. Wenn sie wirklich die Frau deiner Träume ist, dann tu dir selbst einen Gefallen und steig nicht gleich beim ersten Date mit ihr ins Bett.«
»Hatte ich auch nicht vor.« Dennoch lässt der Gedanke an Sex mit Cassandra meinen Puls in die Höhe schnellen.
»Tu’s auch nicht. Auch wenn sie es darauf anlegen sollte, bleib standhaft.«
»Warum sollte sie es darauf anlegen?«, frage ich verdutzt.
Melanies Mund wird von der Teetasse verdeckt. Einen Moment sieht es so aus, als stiegen Rauchwolken aus ihren Nasenlöchern hervor. Das sieht gespenstisch und lustig zugleich aus.
»Nur so ’ne Ahnung.«
»Und du? Steckst du in einer Beziehung?«
Sie seufzt ergeben. »Nein, ich warte noch auf meinen Enterich.«
Die Stirnfalten lösen sich in Luft auf.
»Aber um eines mal klarzustellen«, sage ich, weil sie mir durch ihr Schweigen endlich die Gelegenheit dazu gibt, »bei Leuten wie uns bist du auf der sicheren Seite. Ehrlich, saferen Sex als mit einem Pornodarsteller kannst du gar nicht haben. Hast du eine Ahnung, wie oft wir uns Gesundheitstests unterziehen müssen? Unser Urologe ist quasi unser …«
Ihr Blick streift die Uhr. »Verdammt, schon so spät? Shit, dabei muss ich morgen früh raus. Hab ein Interview mit dem Pimperpoldi – endlich! Wir sind schon so lange an ihm dran.«
Ihre Hand verschwindet in Shauns flauschigem Bauch und zaubert eine Visitenkarte hervor. »Ich muss jetzt echt los. Ich gehe davon aus, dass du mich einlädst? Fein.« Breit grinsend drückt sie mir ihre Karte in die Hand. »Meld dich doch mal, und halte mich auf dem Laufenden, wie das Treffen mit deiner Urologin verlaufen ist.« Sie grinst spitzbübisch und springt auf. »Meine Nummer steht auf der Karte.«
17
Der Unzertrennliche macht seinem Namen alle Ehre. Diese Vogelart hasst das Alleinsein und bleibt ihrem Partner bis zum Tod in Treue verbunden. Gibt es in der Population mehr Weibchen, teilen sich zwei Damen das Männchen. Gibt es mehr Männchen, wartet das Single-Männchen geduldig auf den Tod eines verpaarten Genossen und nimmt dann sofort dessen Platz ein. Wirklich: sofort!
Nils und ich sitzen gemeinsam auf der strassbesetzten Couch in Jeans Büro und schauen dabei zu, wie er sich ein Glas Cognac einschenkt. Es ist elf Uhr morgens.
Warme Sonnenstrahlen zeichnen die Silhouette des Indianers vor der Fensterfront ab. Mit seinen struppigen Haaren und den abstehenden Fransen an seinem Hemd wirkt er wie ein von Kinderhänden ausgeschnittener Schattenriss.
Heute wird ein schöner Tag.
Und das aus zwei Gründen. Zum einen
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