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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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Eineemotionslose Leere – einer außerkörperlichen Nahtoderfahrung nicht unähnlich. Interessant, denke ich, so fühlt es sich also an, der zu sein, der die Wichse von anderen wegwischt. Mit spitzen Fingern befördere ich die zerrubbelten Papiertücher in den Mülleimer und wünsche mich nach Weit-weit-weg.
    Als Nächstes ist Nils an der Reihe. In seinem hellblauen Frotteebademantel und den grau-weißen Tennissocken, die in Einweg-Badelatschen stecken, legt er den Charme eines kilometerweit unterlegenen Preisboxer-Herausforderers an den Tag. Seine ganze Erscheinung strahlt Nervosität und Unsicherheit aus. Sich selbst Mut machend, reckt er mir beide Daumen entgegen. Ich setze ein schiefes Grinsen auf und halte Sprühflasche und Papierrolle in die Höhe.
    »So, die Nummer dreizehn kann sich dann schon mal bereit machen!«, ruft der Regisseur.
    Auf das Kommando streift Nils den Mantel ab und offenbart das obligatorische nummerierte Castingshirt und seinen blanken weißen Hintern. Seine Hautfarbe erinnert mich an Aufschnittwurst. Aber keine von der leckeren saftigen Sorte, die es beim Metzger gibt. Vielmehr an diese ausgetrockneten dünnen Scheiben, die in Plastikfolie eingeschweißt und dicht aneinandergepresst in den Tiefkühlramschtischen vor sich hin gammeln.
    »Einmal das Standardprogramm«, sagt der Regisseur, »Blowjob, Doggystyle, Cumshot. Alles klar?«
    Nils nickt eifrig: »Blowjob, Doggystyle, Cumshot. Alles klar.«
    Linkisch streift er sich Flip-Flops und Socken ab und sucht meinen Blick. Er geht nicht wie befohlen auf die Darstellerin zu, sondern auf mich. »Ich bin total nervös. Ich glaub, ich schaff das nicht.«
    »Na schön.« Ich stelle die Sprühflasche zur Seite, ziehe ihn etwas von der Crew weg und fasse ihn an den Schultern. Ich komme seinem Gesicht ganz nahe, als ich sage: »Das Geheimnisist, den Kopf frei zu machen. Du darfst an nichts denken, was dich blockiert.«
    »Aber die ganzen Leute hier … das Licht. Und der böse Blick der Darstellerin. Ich glaub, die hasst mich!«
    »Ich glaube, die hasst jeden mit einer zweistelligen Nummer auf dem Shirt. Egal. Wichtig ist, dass du dich konzentrierst und alles andere ausblendest.«
    Er sieht zu dem Pornohäschen rüber, das sich immer noch das Gesicht trocken wischen lässt. Ein winselnder Laut verlässt Nils’ aufgesprungene Lippen.
    »Sieh mir in die Augen«, befehle ich ihm. Zögernd kommt er meiner Aufforderung nach. »Das ist ein Job wie jeder andere. Miss ihm keine allzu große Bedeutung bei.«
    »Aber das ist mein großer Traum!«, erwidert er aufgeregt. »Das Einzige, was ich immer schon tun wollte.«
    »Dann tu’s auch.«
    Wieder driftet sein ängstlicher Blick zur seiner Partnerin ab. Mit einem leichten Klaps gegen die Wange hole ich ihn zu mir zurück.
    »Das ist alles eine Sache der Einstellung. Du gehst jetzt da hin und zeigst ihnen, wo der Frosch die Locken hat, klar?«
    »Klar.« Er nickt zögerlich, setzt sich aber nicht in Bewegung. »An was denkst du denn, wenn du drehst?«, fragt er stattdessen.
    »Meist an gar nichts«, erwidere ich wahrheitsgemäß. Und in diesem Moment wird mir zum ersten Mal in meinem Leben bewusst, dass in dieser punktgenauen geistigen Unterbeschäftigung des Hirns vermutlich meine Stärke liegt. Irgendwie traurig.
    »Das kann ich nicht.«
    »Dann stell dir eben deine Traumfrau vor. Die, die du immer schon mal haben wolltest. Das ultimative Traumbabe, das nur auf dich wartet. Eigentlich völlig egal. Denk nur nicht an all die Leute hier.« Etwas verändert sich in seinem Gesicht.
    Nicht nur dort, auch etwas weiter unten. Mit einem Malstrafft sich die faltige Fleischwurst, die fast von dem viel zu großen T-Shirt verdeckt wird, und reckt sich neugierig empor.
    »Möchte ich wissen, woran du denkst?«, frage ich vorsichtig.
    »An so ’ne Szene aus’m Porno, wo so’n Typ mit Taucherflossen es ’ner drallen Blondine auf ’nem Schlauchboot im Baggersee besorgt.«
    Die von ihm beschriebene Szene spielt sich vor meinem geistigen Auge ab. Sehr deutlich umrissen und klar detailliert. Und plötzlich weiß ich auch warum, und mir wird etwas übel. »NILS! Das war ich !!!«
    »Uuund Action«, lautet der nüchterne Kommentar des Regisseurs.
    Wider Erwarten beweist mein Mitbewohner Talent. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommt er richtig in Fahrt und liefert das volle Programm ab. Ich erkenne meinen linkischen Mitbewohner nicht wieder. Waren die Trockenübungen vor dem Fernseher und YouPorn also doch für etwas

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